Hallo,
Eine Argumentation die ich mehrfach in Namibia gehört habe: "Wir haben nur eine Auslastung von [ niedrige Zahl ] Prozent. Um unsere Kosten zu decken, müssen wir dann mindestens [ hohe Zahl ] pro Nacht berechnen.". D.h. die Auslastung wird teilweise als nicht beeinflussbare Größe angesehen, obwohl sie natürlich beeinflussbar ist. Man traut sich nicht, mal die Preise massiv zu senken, um zu schauen, ob das durch eine steigende Auslastung dann überkompensiert wird.
Es gibt ja durchaus Beispiele, was funktioniert. Das Taleni Desert Camp bei Sesriem ist recht neu am Markt und im Umkreis von 50 Kilometern um Sesriem ungefähr die 30. Unterkunft. Soweit so schlecht die Ausgangslage. Trotzdem scheinen die immer sehr gut gebucht zu sein. 80-150 EUR pro Nacht für eine nett gemachte und schön gelegene Unterkunft scheinen zu funktionieren. zig zwangsinkludierte Leistungen, die den Preis dann auf 250-300 EUR treiben, scheinen aktuell weniger gefragt zu sein.
Ansonsten habe ich im namibia-forum schon was dazu geschrieben. Ich kopiere es hier mal rein.
schön das ein Verband mal Probleme eingesteht. Das ist ja die Voraussetzung für Korrekturen. Ich glaube allerdings nicht, dass es mittelfristig zu einem Aufwärtstrend im Tourismus in Namibia kommt. Ursache ist die Politik.
Beispiel das staatliche NTB: Die melden fortlaufend losgelöst von der Realität rosarote Zahlen und feiern sich selbst für ihre hervorragende Arbeit. Tatsächlich haben sie die WM im letzten Jahr völlig vergeigt und durch halbgaren wie absurden 50-Prozent-Rabatt-Aktionismus anschließend alles noch schlimmer gemacht. Das NTB hat für eine irrwitzige Summe auch "State-of-the-Art" eine neue Tourismus-Website bauen lassen. Zeitgemäß und 6sprachig sollte diese sein. Anderthalb Jahre nach dem Start dieser Website gibt es immer noch keine deutschsprachige Version, obwohl Deutschland, Österreich, Schweiz nach wie vor der mit Abstand bedeutendste Tourismusmarkt für Namibia sind. Auf deutsch gibt es nur 2 Wörter: "bald kommen". Wenn das keine Kunden anlockt...
www.namibiatourism.com.na/
Beispiel Air Namibia: Die Politik hält Air Namibia für einen großen Trumpf im Tourismus. Die Politik scheint zu glauben, das Air Namibia im Wettbewerb mit Lufthansa und Co. steht und vor diesem übermächtigen Wettbewerb geschützt werden muss. Aus politischer Sicht steht aber letztlich nicht Air Namibia im Wettbewerb mit Lufthansa, sondern Namibia als Destination in einem knallharten Wettbewerb um Touristen mit anderen Ländern weltweit. Air Namibia liefert objektiv betrachtet stark unterdurchschnittliche Leistungen zu überdurchschnittlichen Preisen. Für die Sommerferien kann man aktuell beispielsweise Lufthansaflüge mit der A380 für 599 EUR nach Johannesburg buchen oder für 1.100 EUR Air-Namibia-Flüge mit verschlissenen A340 nach Windhoek. Im letzten Jahr gab es 6 mal sicherheitsrelevante Vorwürfe gegen Air Namibia in den Medien. Das kostet einfach Touristen. Davon abgesehen: Für Tourismus im südlichen Afrika gibt es bisher 3 Ausgangspunkte: Johannesburg, Kapstadt und Windhoek. Emirates fliegt demnächst Harare und Lusaka an. Weitere Airlines werden wohl folgen. Botswana baut seine Flughäfen auch in einem Maß aus, das Annehmen lässt, dass sie zukünftig internationale Flüge anziehen wollen. Wenn Namibia weiterhin zugunsten der irrsinnige Verluste anhäufenden Air Namibia Wettbewerb verhindert, könnte Windhoek seine Bedeutung verlieren. Touristen, die eigentlich nach Botswana, Sambia oder Simbabwe wollen, starten heute häufig von Windhoek aus und bringen den dortigen Autovermietern, Lodges usw. Umsatz. Das wird sich langfristig ändern, wenn es zu anderen Zielen im südlichen Afrika vermehrt günstigere Flüge gibt als nach Windhoek.
Beispiel die staatliche NWR: Der Laden müsste mit seinen Monopolen eigentlich eine Goldgrube sein, häuft aber seit 20 Jahren Verluste an. Regelmäßig wird von Kunden ein unterdurchschnittliches Service-Niveau bemängelt. 20 Jahre nach Erfindung des WWW hat ein Beherbergungsbetrieb, der täglich eine 4stellige Übernachtungskapazität bietet, immer noch kein Online-Buchungssystem und Buchungen sind ein einziges Chaos.
Nicht das ich generell etwas gegen staatliche Firmen habe: SANParks in Südafrika macht aus meiner Sicht einen guten Job. Kenne die aktuellen Zahlen nicht, aber die letzten Zahlen, die ich angeschaut habe, wiesen auch einen Gewinn aus. In Namibia bauen die staatlichen Dienstleister im Tourismussektor nach meinem Eindruck vor allem Mist. Das kann nur die Politik ändern und die scheint nicht den Willen zu haben. Die scheint die Zustände bei NTB, Air Namibia und NWR noch nicht einmal als Problem wahrzunehmen.
Beste Grüße
Guido