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...auch eine Form von Entwicklungshilfe...
in INTERNET MEDIENWELT 19.04.2012 18:55von Bamburi (gelöscht)

Hallo zusammen,
gestern gab es einen sehr spannenden Bericht auf Stern TV (einen ähnlichen gibts auch auf Spiegel-online)
http://www.stern.de/tv/sterntv/stern-tv-...ka-1811463.html
Es ist schon unheimlich traurig, dass Elektroschrott als Entwicklungshilfe getarnt in Afrika abgelanden wird - und dafür fahren umweltbewußte Europäer extra auf Recycling Höfe, um das Zeug umweltgerecht zu entsorgen ...
Dann fragt man sich doch, ob es nicht besser ist, den Schrott in den Hausmüll zu werfen - dann bleibt unser Müll wenigstens auch bei den Verursachern ....
Grüßle
Anja
PS: Special thx an Mike für den technischen Support!

RE: ...auch eine Form von Entwicklungshilfe...
in INTERNET MEDIENWELT 19.04.2012 19:08von Silberadler • Rhino | 1.027 Beiträge
Hallo Anja,
wir haben den Bericht gestern auch gesehen. Es ist und bleibt eine Schweinerei. Aber den Schrott in den Hausmüll zu werfen ist meines Erachtens auch keine Lösung. Nach meiner Meinung sollten die Leute in Ghana mit Hilfe deutscher Entwicklungshilfe angelernt werden diesen Müll sachgerecht zu entsorgen. Dadurch würde einerseits die Menschen ein Einkommen erhalten, andererseits eine eigenständige Industrie entstehen.
Sie erwirtschaften so ein geringes "Vermögen", erhalten ihre Gesundheit und schonen die Umwelt.
Gruß Mike
Aus einem Grashalm wird ein Vogelnest.
(Weisheit der Ovambo)

RE: ...auch eine Form von Entwicklungshilfe...
in INTERNET MEDIENWELT 19.04.2012 19:20von Bamburi (gelöscht)

Hallo Mike,
das mit dem Hausmüll war auch nicht ernst gemeint (ein Smiley wäre da sicher angebracht gewesen...).
Ich weiß es nicht, ob wir es uns da zu einfach machen, wenn wir den ganzen Schrott einfach auf einen anderen Kontinent verlagern (oder in den Weltraum schießen). Denn auch wenn die Wertstoffe halbwegs gesundheitsschonend getrennt werden können, bleibt immer noch genug Müll übrig, der da landet, wo er nichts zu suchen hat... Und ich denke, wenn das professionell, ohne Gesundheitsrisiko und kostengünstig (!) gemacht werden könnte, DANN würde es doch niemand nach Afrika auslagern?
Grüßle
Anja

RE: ...auch eine Form von Entwicklungshilfe...
in INTERNET MEDIENWELT 20.04.2012 07:50von makis • Rock-Dassie | 22 Beiträge
Aber in Europa sind doch nun mal einfach die Loehne und Auflagen zu hoch - da kann man sowas gar nicht kostenguenstig aufziehen weil viel Handarbeit dabei ist. Eigentlich hauptsaechlich Handarbeit...Aber es muesste nicht auf solch gesundheitsschaedliche Art passieren.
Ich gebe Mike recht: wenn man dort in Ghana eine ordentliche Recyclingindustrie aufbauen wuerde, mit der richtigen Anleitung und den dafuer noetigen Werkzeugen, dann waer das echte Entwicklungshilfe und wuerde das Land auch voranbringen. Dann waere es auch kein Problem den Elektroschrott dort zu entsorgen.
In Windhoek gibt es uebrigens seit neuestem auch eine Firma die Elektroschrott recycled. Ich find das durchaus positiv.
lg
makis
________________________________________
Man sollte mehr handeln, weniger überlegen und sich nicht selbst beim Leben zuschauen.

RE: ...auch eine Form von Entwicklungshilfe...
in INTERNET MEDIENWELT 20.04.2012 09:08von Bamburi (gelöscht)

Hallo Maxi,
bezüglich der Lohnkosten stimme ich mit Dir völlig überein. Weißt du zufälligen, ob in der Anlge in Windhoek nur eigener Müll oder auch europäischer Schrott recyceld wird?
Grüßle
Anja

RE: ...auch eine Form von Entwicklungshilfe...
in INTERNET MEDIENWELT 20.04.2012 09:32von Silberadler • Rhino | 1.027 Beiträge
Hallo,
habe zu diesem Thema hier etwas gefunden
Mülltrennung mit System
Gruß Mike
PS. Vom Elektroschrott ist hier allerdings nicht die Rede.
Aus einem Grashalm wird ein Vogelnest.
(Weisheit der Ovambo)

RE: ...auch eine Form von Entwicklungshilfe...
in INTERNET MEDIENWELT 20.04.2012 11:01von McCandless (gelöscht)

zum Recyclen in Windhoek. Die Firma (keine Ahnung ob das die gleiche wie mit dem Elektroschrott ist) Rent-A-Drum verdient sich eine goldene Nase. Ich finde es grundsätzlich positiv, aber man muss wissen das der Müll fast komplett für teures Geld per LKW nach Südafrika gebracht wird. Nicht sehr ökologisch.
Abgesehen davon werden jede Woche (kein Scherz bei Besichtigung war das die Aussage des Leiters) etwa ein dutzend Angestellte rausgeschmissen, da sie die Reste der Bierflaschen entleeren und am Ende des Arbeitstages nicht mehr nüchtern sind. Da kann man sich ja denken auf was für einem Lohnniveau die arbeiten müssen.
Gruß aus Windhoek
Kowo

RE: ...auch eine Form von Entwicklungshilfe...
in INTERNET MEDIENWELT 20.04.2012 12:01von makis • Rock-Dassie | 22 Beiträge
Nein, das ist nicht Rent-a-drum, das ist ein Ableger der Firma Transworld Cargo und noch recht neu.
Die haben gerade erst angefangen, darum trau ich mich auch sagen dass sicher bisher noch kein europaeischer Elektroschrott dort recycled wird.
lg
makis
________________________________________
Man sollte mehr handeln, weniger überlegen und sich nicht selbst beim Leben zuschauen.

RE: ...auch eine Form von Entwicklungshilfe...
in INTERNET MEDIENWELT 21.04.2012 08:48von Volkerseitz (gelöscht)

Uganda hat 2009 als erstes afrikanisches Land den Import von gebrauchter Elektronik verboten. Das ist vorbildlich.Anderswo wird Elektroschrott aus Europa mit Hilfe örtlicher Politiker entsorgt. In Nigeria werden mit Billigung der Behörden-nach Veröffentlichungen der Basel Action Network (BAN) monatlich 500 Container mit E-.Schrott aus ausrangierten Computern, Handys oder TV-Geräten eingeführt. Das Recycling geschieht dort unter abenteuerlichen Bedingungen. Die Rückstände, wie Quecksilber, Blei, Cadmium verschmutzen Böden und Wasser und gefährden die Gesundheit der Bevölkerung. Gesetze und Sanktionen im Rahmen des Umweltschutzes gehören nicht zu den Prioritäten in Afrika. Die Wohlhabenden und Mächtigen in Afrika sind an einem vernünftigen Abfallmanagement wenig interessiert. Den Schaden hat der Teil der Bevölkerung, der nicht von den Geldflüssen profitiert.
Volker Seitz, Autor "Afrika wird armregiert"

RE: ...auch eine Form von Entwicklungshilfe...
in INTERNET MEDIENWELT 21.04.2012 09:38von Crazy Zebra • Admin | 2.556 Beiträge
Hallo Volker,
dann kann man Uganda nur gratulieren und hoffen das es ähnliche Entwicklungen in anderen Ländern geben wird.
Was mir nicht klar ist, Queksilber will in dieser Form (im Boden) ja niemand, aber was geschieht zB mit den Gewürzmetallen?
Werden die schon in den westlichen Staaten "zurückgewonnen" denn diese Metalle stellen doch einene erheblichen Wert dar. Auch Quecksilber richtig entsorgt kann wieder verwendet werden (denk ich mal).
Müsste es nicht im Interesse von grossen Rycicling-Fimen sein mit richtiger Trennung und Entsorgung grösst möglichen Rückfluss (Gewinn) zu erzielen?
Aber ich denke ohne politischen Druck in den Verbraucherländer geht wohl wenig bis nix?
Gruss Kurt
Afrika - eine Liebesgeschichte - Drama & Lovestory - das volle Programm


RE: ...auch eine Form von Entwicklungshilfe...
in INTERNET MEDIENWELT 21.04.2012 09:54von Silberadler • Rhino | 1.027 Beiträge
Hallo Kurt,
abgesehen von der noch ausstehenden Antwort stelle ich fest, dass der Artikel Gewürzmetalle sehr intressant ist und ich wieder etwas hinzu gelernt habe. Danke.
Gruß Mike
Aus einem Grashalm wird ein Vogelnest.
(Weisheit der Ovambo)

RE: ...auch eine Form von Entwicklungshilfe...
in INTERNET MEDIENWELT 21.04.2012 11:50von Volkerseitz (gelöscht)

Alles ist eine Frage des politischen Willens. Den gibt es eben in Uganda. In anderen Länderen besteht das Prinzip Hoffnung, dass die Macheliten sich für ihre Bevölkerung und deren Gesundheit interessieren. Das bislang vor allem in Ruanda, Botswana und Mauritius so.

RE: ...auch eine Form von Entwicklungshilfe...
in INTERNET MEDIENWELT 21.04.2012 12:08von Crazy Zebra • Admin | 2.556 Beiträge
Hallo Volker,
nun für den wenig bewanderten in politischer Führung wie mich zum Beispiel, entsteht die Frage.
Sollte und kann man ein Anreiz schaffen das diese Länder vermehrt stütz?
Wenn andere Länder sehen das man mit «Good Governance» soziale und wirtschaftliche Fortschritte erzielen kann.
Ich weis nicht ob man das System VRG vorgezogene Recycling Gebühr in den EU-Staaten auch kennt.
Ich denke zu erst muss immer ien Umdenken in den Gesellschaften passieren die den Müll produzieren.
Mit so einer VRG können wirtschaftliche Anreize entstehen im Umgang mit Müll. Ein Teil der Einnahmen aus einer VRG könnte man duchaus
in "Entwicklungshilfe" bereitstellen an Staaten die «Good Governance» praktizieren mit Knowhow-Transfer.
Dieser Transfer könnte eine Win-Win Situation ergeben für alle Beteiligten. Das die Wirtschaft/Gesellschaft selten ohne politischen Druck
und persönlichen Vorteil bereit ist neue Wege zu gehen ist mir durchaus bewusst. Das dies und andere Themen zu Afrika und der Gesellschaft
wesentlich komplexer sind um in ein paar Zeilen Lösungsansätze zu finden ist mir natürlich bewusst.
Aber auf dem Status quo zu verweilen ist auch keine zukunftsorientierte Lösung?!
LG Kurt
Afrika - eine Liebesgeschichte - Drama & Lovestory - das volle Programm


RE: ...auch eine Form von Entwicklungshilfe...
in INTERNET MEDIENWELT 22.04.2012 19:24von Volkerseitz (gelöscht)

Wir sollten nicht glauben, daß "wir" Anreize geben sollten. Der Wille muß aus den Ländern selbst kommen. Es ist möglich, dass zeigen Länder wie Ruanda.Der weitverbreitete Paternalismus, also die Neigung, besser als der Betroffene zu wissen was gut für ihn ist, droht die Menschen zu entmündigen. Den Afrikanern wird von Entwicklungshilfelobby immer wieder eingeredet, dass sie ihre Probleme nicht selbst lösen könnten. Die Afrikaner sind sicher nicht dumm, sie können sich selbst helfen-ohne unseren Rat. Aber es scheint schwer zu sein, die Menschen ihren eigenen Ideen zu überlassen. Immer nimmt sie jemand bei der Hand. Es gibt weltweit mindestens 800.000 Menschen, die von der Entwicklungshilfe und den Ratschlägen leben............

RE: ...auch eine Form von Entwicklungshilfe...
in INTERNET MEDIENWELT 22.04.2012 20:17von Admin Kurt (gelöscht)

Hallo Volker,
ich denke Anreize in Form von Unterstützung für geleistetes zB Handelsabkommen in denen nicht nur Europa (als Beispiel) profitiert.
Es muss doch auch eine messbare Anerkennung geben wenn Staaten Afrikas fortschritte machen. Ich denke wenn Länder echte Anstrengungen
unternehemen von der Entwicklungshilfe weg zu kommen kann eine zweckgebunde Förderung nicht ganz falsch sein. Ich rede nicht von
Schenkungen ect. pp / aber manchmal braucht es ein sinnvolles Start-up um gute Ansätze in die Praxis umzusetzen. Aber was nützt es einem
afrikanischen Land etwas zu produzieren für den heimischen Markt wenn der Gigant EU subventionierte Ware nach Afrika sendet die ohne
diese nicht mal exportfähig wären.
Gruss Kurt

RE: ...auch eine Form von Entwicklungshilfe...
in INTERNET MEDIENWELT 23.04.2012 08:42von Volkerseitz (gelöscht)

Der Präsident von Ruanda, Paul Kagame hat
eine Vorstellung von der Zukunft seines
Landes und davon wie Wachstum und Jobs
geschaffen werden. Er ist ein Praktiker und
Macher. Seine Ideen und Fähigkeiten kommen
vorwiegend durch Probieren und Abschauen
in Asien zustande.Die gesetzlichen
Rahmenbedingungen für Unternehmen sind
ausreichend kalkulierbar. Es gibt ein
Funktionsfähiges öffentliches
Finanzmanagement. Die Reformen
werden dem Land nicht von außen auferlegt,
sondern wurden von der ruandischen
Regierung und der Verwaltung selbst
entwickelt. Die erheblichen Fortschritte in
Ruanda werden nicht wegen sondern trotz der
Entwicklungshilfe gemacht. Ruanda ist keine
Demokratie, wie sie uns gefällt, es gibt keine
Zivilgesellschaft, keine Opposition. Das
wird gerechtfertigt mit der notwendigen
Versöhnung des ethnisch immer noch
gespaltenen Landes. Aber es ist
ein Staat, der aufgrund von hoher
Eigenverantwortlichkeit, einer autonomen
Steuerbehörde , einer fiskalischen
Dezentralisierung, einem unabhängigen
Rechnungshof, mit stabilen Rechtsregeln für
die Wirtschaft, der Förderung der Frauen
wesentlich besser vorankommt als die meisten
anderen Staaten in Afrika. Vor allem arbeitet
die Regierung nicht gegen die Interessen der
Bevölkerung.Die Weltbank zeichnete Ruanda
in ihrem jährlichen „Doing Business“ Bericht
zum zweiten Mal in Folge als weltweiten
führenden Reformer aus. Statt 16 Tage wie im
Jahr 2008 benötigt ein Investor heute noch 3
Tage für die Eröffnung eines Betriebs. Die
Betriebseröffnungen stiegen folglich von 700
pro Jahr auf über 3000.
Im afrikanischen
Maßstab ist es einmalig: es gibt Sicherheit in
allen Teilen Landes, die Schulpflicht und eine
allgemeine Krankenversicherung wurden
eingeführt. Ruanda ist das einzige
Entwicklungsland , in dem es gelang, eine
Gesundheitsversicherung flächendeckend
einzuführen, in der 91 Prozent der
Bevölkerung 2010 versichert waren. Es kam
zu einer Senkung der Malariasterblichkeit und
die ärztliche Versorgung der Mütter und
Säuglinge wurde erheblich verbessert.
Ruanda erhielt Ende September in New York den “Future Policy Award 2011” für die Schaffung einer gesunden Umwelt durch sein vorbildliches Waldschutzprogramm bei dem der Schutz des Waldes, massive Aufforstungsaktionen und staatliche Ausbildungsprogramme zur nationalen Priorität erklärt wurden. Der Zuwachs der Waldfläche in den letzten zwei Jahrzehnten ist in Ruanda um 37 % gestiegen.
Abzuwarten bleibt ob der Staatschef im Einklang mit der Verfassung im Jahre 2017 mit nur 60 Jahren abtreten wird.
Es gibt unbestreitbar Fortschritte z.B. wie geschildert in Ruanda. Demokratisierung hat bislang aber nur in wenigen Staaten wirtschaftliche Verbesserungen gebracht. Wegen der oft instabilen politischen Verhältnisse ist es praktisch unmöglich, ein ausländisches Unternehmen anzuwerben, das eine langfristige Investition tätigt. Ausländische Firmen fürchten immer das politische Risiko, dass der nächste Präsident den Vertrag bricht. Armut und Unterentwicklung werden aber auch durch schwache Institutionen, Konflikte und Gewalt verfestigt.

RE: ...auch eine Form von Entwicklungshilfe...
in INTERNET MEDIENWELT 23.04.2012 09:17von Crazy Zebra • Admin | 2.556 Beiträge
Hallo Volker,
vielen Dank für die sehr interessante Information zu Ruwanda.
Diese Infos dürften doch bei einigen (so hoffe ich) die Sicht auf Afrika verändern.
Das eine Zwangsdemokratiesiereung, ich nenne sie mal so, in den wenigsten Fällen
eine positive Veränderung in der Gesellschaft hervorbringt ist Wunschdenken.
Ich denke manchmal ist eine nicht demokratische Staatsform als Übergangsform
zielführender. Die engültige Staatsform eines Landes muss meiner Meinung nach
von innen in Selbstbestimmung heranwachen.
LG Kurt
Afrika - eine Liebesgeschichte - Drama & Lovestory - das volle Programm


RE: ...auch eine Form von Entwicklungshilfe...
in INTERNET MEDIENWELT 23.04.2012 10:55von Volkerseitz (gelöscht)

Nachtrag zur Öffnung von Märkten ("Anreizen"). Hier eine Ergänzung, die ich in die 6. Auflage meines Buches einbringen werde:
Die am wenigsten entwickelten Länder (engl. Least Developed Countries/LDC) -immerhin in Afrika 34 Länder- können aber bereits heute alle Waren zollfrei in die EU exportieren . Allerdings gibt es aus diesen Ländern bislang keine einfachen Industrieprodukte und nur wenige Agrarprodukte, die auf dem Weltmarkt verkäuflich wären.
Erfreulich ist, dass die fragwürdigen EU-Agrarsubventionen 2013 abgeschafft werden sollen. Dann werden afrikanische landwirtschaftliche Produkte zumindest im intraregionalen Handel wettbewerbsfähiger.

RE: ...auch eine Form von Entwicklungshilfe...
in INTERNET MEDIENWELT 23.04.2012 11:29von xam (gelöscht)

Hallo Volker Seitz!
Danke fuer den klasse Bericht ueber Rwanda.
Ist das , das Buch was jetzt in 6.Auflage heraus kommt: Afrika wird armregiert oder Wie man Afrika wirklich helfen kann.

RE: ...auch eine Form von Entwicklungshilfe...
in INTERNET MEDIENWELT 24.04.2012 01:47von xam (gelöscht)

Vielen Dank fuer die Bestatetigung!
Na dann hoffe ich, dass ich mir dieses Buch von Rundu aus ueber Windhoek besorgen kann.
Kannte ja bis jetzt , leider, weder Verfasser , noch Buch, bin aber schon sehr gespannt.
Liebe Leute mit Wissen und der Umstzung dessen!!!!

RE: ...auch eine Form von Entwicklungshilfe...
in INTERNET MEDIENWELT 24.04.2012 16:43von Volker (gelöscht)

Hallo Herr Seitz, oder wenn es Ihnen recht ist, Hallo Volker,
ich hatte Dein Buch bereits vor einiger Zeit mit großem Interesse gelesen, um mich vor allem über die politische Dimension der Entwicklungszusammenarbeit besser zu informieren - es war mir eine große Hilfe, um ein erweitertes Verständnis zum gesamten Themenkomplex zu erhalten. Ich nenne es bewusst Entwicklungszusammenarbeit und nicht -hilfe, Veränderungen in den einzelnen Staaten müssen von innen heraus gewollt sein und getragen werden (Stichwort Ownership) und nicht von außen übergestülpt werden wie es lange Jahre in der "klassischen" Entwicklungshilfe der Fall war.
Der jetzige Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel keinen Hehl daraus, dass deutsche Entwicklungszusammenarbeit sich auch an wirtschaftlichen Interessen der Bundesrepublik zu orientieren hat. Haben Sie einen Einblick, ob und wie sich das BMZ speziell in Ruanda engagiert? Meines Wissens gehört dieser Staat nicht zu denen, die von der Bundesrepublik schwerpunktmäßig unterstützt werden. Paul Kagame führt den Staat aus meiner Sicht stellenweise wie ein großes Unternehmen, Investitionen in Infrastruktur und Bildung dienen ganz klar dem Ziel, das Land mittelfristig ökonomisch zu einer starken Macht auf dem Kontinent zu machen. Einige Quellen sprechen davon, dass er das Land über die Stärkung des Finanzsektors (Ruanda soll z.B. im Zahlungsverkehr neben Ägypten und Südafrika zur dritten Kraft auf dem Kontinent werden) zu einer Schweiz Afrikas machen möchte, bin sehr gespannt, ob Kagame dieses hochgesteckte Ziel erreichen kann und nicht irgendwann abdriftet wie ein Robert Mugabe - zu wünschen wäre es dem Land und auch dem Kontinent, es hätte eine sehr positive Signalwirkung. Aber auch Leute wie James Shikwati oder Dambisa Moyo sorgen auf der intellektuellen Schiene für notwendige Veränderungen auf dem Kontinent.
Wie siehst Du die Rolle der Weltbank - und vielleicht auch des IMF - auf dem Kontinent? Bei der Nachfolge von Robert Zoellick kam bekanntermaßen die nigerianische Gegenkandidatin nicht zum Zug, es ist wieder ein amerikanischer Präsident geworden, wenn auch mit asiatischen Wurzeln. Ist die Weltbank ggf. nicht auch ein Instrument der reichen Staaten der Erde, um weiterhin deren wirtschaftliche Interessen "angemessen" zu vertreten?
Zitat von Volkerseitz
Nachtrag zur Öffnung von Märkten ("Anreizen"). Hier eine Ergänzung, die ich in die 6. Auflage meines Buches einbringen werde:
Die am wenigsten entwickelten Länder (engl. Least Developed Countries/LDC) -immerhin in Afrika 34 Länder- können aber bereits heute alle Waren zollfrei in die EU exportieren . Allerdings gibt es aus diesen Ländern bislang keine einfachen Industrieprodukte und nur wenige Agrarprodukte, die auf dem Weltmarkt verkäuflich wären.
Erfreulich ist, dass die fragwürdigen EU-Agrarsubventionen 2013 abgeschafft werden sollen. Dann werden afrikanische landwirtschaftliche Produkte zumindest im intraregionalen Handel wettbewerbsfähiger.
Gerade das Thema Agrarwirtschaft/-politik in Afrika sehe ich mit gemischten Gefühlen. Es mag zwar sein, dass den LDC die Einfuhrzölle in die Länder der EU erspart bleiben, aber wer und wieviele profitieren davon auf dem afrikanischen Kontinent? Ist es beispielsweise angemessen, wasserintensive Rosenplantagen in Kenia - zumeist in ausländischer Hand - zuzulassen, damit wir in Mitteleuropa für wenig Geld Rosen erwerben können. Im Gegenzug wurde offensichtlich etlichen Massai der kostenlose Zugang zu Trinkwasser im angestammten Siedlungsraum verwehrt. Wie stehst Du zum sog. Land Grabbing auf dem Kontinent, an dem sich nicht nur große Unternehmen, sondern auch Staaten beteiligen? Droht dort nicht eine neue Form des Kolonialismus, nennen wir es mal "Wirtschafts"kolonialismus? Wenn wir ehrlich sind, wollen wir wirklich unabhängige Staaten in Afrika oder nicht wie bisher auch weiterhin die reichhaltigen Ressourcen dort "plündern" und lediglich auf die Verteilung innerhalb der Bevölkerung ein wenig mehr einwirken???
Würde mich über eine Antwort sehr freuen .
Viele Grüße vom (Vor-)Namensvetter Volker
PS: Als Ergänzung ein aktueller Artikel in der Zeit von heute:
http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-04/sa...r-deutsche-bank

RE: ...auch eine Form von Entwicklungshilfe...
in INTERNET MEDIENWELT 28.04.2012 06:09von Volker (gelöscht)

Hallo,
ein kleiner Nachtrag zur (kritischen) Rolle der Weltbank bei der Kommerzialisierung von Ackerland:
FIAN Pressemitteilung
Viele Grüße,
Volker

RE: ...auch eine Form von Entwicklungshilfe...
in INTERNET MEDIENWELT 29.04.2012 16:11von Volkerseitz (gelöscht)

Also ich würde auch gerne -politisch korrekt- Entwicklungszusammenarbeit sagen. Allerdings gibt es keine wirkliche Zusammenarbeit-es ist weiter "Hilfe". Alles ist vorgegeben. Jedenfalls ist dies meine Erfahrung in vielen Jahren.
Das hängt aber leider auch mit der Lethargie afrikanischer Regierungen zusammen, die kaum selbst konkrete Vorstellungen haben und entsprechende ausgearbeitete Vorschläge machen.
Zu Weltbank und IWF. Afrikanische Regierungen sind diesen Organisationen nicht hilflos ausgeliefert. Hier ein Beispiel:Malawi hat sein Hungerproblem gelöst. Wenn eine Regierung will kann sie sich auch gegen Weltbank und IWF seine Vorstellungen durchsetzen. Statt der von den internationalen Ökonomen empfohlenen Privatisierung hat Malawi seit 2005 die Kleinbauern mit Saatgut und Düngemitteln subventioniert, Ausbildung der Bauern und Infrastruktur gefördert. Heute exportiert das Land Nahrungsmittel in die Nachbarländer. Malawis Erfolgsgeschichte (wie die Schüsse auf regierungskritische Demonstranten im Juli 2011 zeigten,leider nur in diesem Bereich) könnte ein Vorbild für andere Länder sein.
Zum sogenannten Landgrabbing:Statt der ausreichenden Versorgung der eigenen Bevölkerung mit Nahrungsmitteln den höchsten Stellenwert beizumessen, laden die regierenden Eliten reiche Großinvestoren ein, Agrarflächen in ihren Staaten im großen Stil zu pachten. So wird die Nahrungsmittelsicherung anderer Nationen zu Lasten eigener Agrarflächen zu Waren gemacht.
Das Letzte was Afrika benötigt sind ausländische Investoren die afrikanisches Land bestellen und die lokale Bevölkerung -mit Hilfe einer korrupten Elite- übervorteilen.Wenn eine Regierung verantwortlich und transparent handelt und die Interessen der lokalen Bevölkerung achtet, kann dies positiv sein. Die Verpachtung darf nicht auf Kosten den Menschenrechten (Vertreibung der Menschen von Grund und Boden), Umwelt und Sozialstandards gehen. Wenn Arbeitsstellen geschaffen, Technologie vermittelt und Infrastruktur gestärkt wird, profitieren die Menschen in der Region. Dies erfordert kluge und faire Staatsführung, die dafür sorgt, dass die Bauern an den Erlösen partizipieren. Eine Warnung sollte den Regierungen die Vorgänge 2008 in Madagaskar sein. Dort wurde der damalige Präsident wegen undurchsichtiger Geschäfte mit dem südkoreanischen Konzern Daewoo aus dem Amt gejagt.
Volker Seitz www.Bonner-Aufruf.eu
Hinweis: Im GEO-Heft Mai 2012 ist ein interessanter Artikel unter dem Titel "Viel hilft viel. Oder doch nicht". Er beschreibt Bekanntes aber sehr anschaulich.

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