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#1

Bluey und Greeny - Zwei Anfänger auf Safari (Teil 1: Südafrika)

in REISEBERICHTE 08.04.2017 18:46
von blue-rider • Cheetah | 72 Beiträge

Hätte mich im Dezember 2015 jemand gefragt, ob ich jemals nach Afrika fliegen würde, hätte die Antwort ‚Nein!‘ gelautet. Ganz sicher nicht. Die haben da Schlangen (und zwar nicht die im Supermarkt), giftige Spinnen, Skorpione, es ist einfach viel zu warm … Niemals! Selbst meine Vorliebe für Löwendokumentationen (oder anderweitige Tierdokus) während der Klausurphase hat mich nicht von dem Kontinent überzeugen können. Schließlich ist das Material oft über Jahre gesammelt worden und die Realität ist nie so schön poliert wie im Fernsehen.

Dann kam Weihnachten 2015 und mit ihm die Planung meines nächsten Urlaubs. Ich musste diesen alleine antreten und fragte mich, wo ich wohl Leute treffen könnte, die nicht als Paar unterwegs wären. Single-Reisen in meinem Alter sind mir zu sehr auf Partys ausgerichtet und mit den ganzen ‚alten Knöppen‘ wollt ich jetzt auch nicht fahren. Aber da fiel mir mein Hobby ein und ich dachte, dass so eine Reiterreise nicht schlecht wäre. Gibt ja viele Frauen, deren Männer nicht aufs Pferd wollen. Reiterreise gegooglet und da war es: das Hochglanz-Werbevideo für eine Reitsafari im Okavango-Delta.
Natürlich war der Spaß superteuer und kann es wirklich so toll sein? Aber je mehr ich googlete, desto sicherer war ich: Das will ich machen. Einmal im Leben. Und nicht irgendwo in Südafrika oder was auch immer (Massai Mara ist z. B. noch mal teurer), sondern genau das von dem Anbieter. Einmal richtig, einmal teuer und dann nie wieder. Ich gehör ja nicht zu den Leuten, die öfter an den gleichen Ort fahren ... und dieser Afrika-Virus, der umgehen soll, oder die Safari-Bug werden mich genauso wenig erwischen, wie es andere Orte geschafft haben, mich zu verzaubern.

Jetzt stellte sich die entscheidende Frage: Wann? Ende März sah gut aus (noch Low Season, aber schon beinahe in der Flutsaison), war mir aber für 2016 zu kurzfristig. Also 2017, ich konnte ja noch eine Weile warten. Vielleicht würde sich die Begeisterung bis dahin auch legen und ich könnt mir das Geld sparen (wie an diesem Bericht zu sehen ist: Hat nicht geklappt).

Da man solche Reisen frühzeitig planen soll, fing ich im Mai 2016 an, Anzeigen in die Mitreiterbörsen zu stellen. Viele Leute wollten das unbedingt machen, meldeten sich aber nach der ersten Mail nie wieder. Mit einem anderen Reiter war die Planung dann sogar ziemlich weit gediehen, als er seinen Job verlor und einen Rückzieher machen musste. Grmpf. Also doch nicht nach Afrika. Will ja keiner mit. Auch okay.
Fröhlich hab ich dann alle Anzeigen gelöscht und den Urlaub nach Madeira geplant (September 2016 für Mai 2017). Das Hotel war auch schon gebucht, als eines Tages eine Mail von der mir bis dahin unbekannten Greeny in meinem Postfach lag. Offenbar war eine meiner Anzeigen noch aktiv, obwohl ich um Löschung gebeten hatte. Zuerst wollte ich nicht, schließlich hatte ich schon ein Hotel und andere Absprachen getroffen, aber ein sanfter Tritt in den Hintern von meiner Schwester half mir dann, mich richtig zu entscheiden und mit Greeny die Reise zu planen. Dieses Mal schien es tatsächlich zu klappen.

Angedacht war erstmal nur eine Woche Reiterreise, aber für ‚nur' eine Woche war die Fahrt dann doch zu lang. Ich hatte mich ja im Frühjahr schon mal schlau gemacht und grob den Krüger Nationalpark anvisiert. Schließlich sollte man sich als Safari-First-Timer vielleicht auch ein bisschen ‚Aufwärmen' vorher. Mit den Gefahren vertraut machen etc., bevor man in die richtige Wildnis aufbricht. Und der Krüger lag auf dem Weg und es gab geführte Touren - genau richtig für Anfänger (und zwei Frauen, die alleine reisen), um nicht irgendwo stecken zu bleiben oder was auch immer.
Als ich jedoch mit einer Arbeitskollegin sprach, empfahl diese mir, eine Woche in ‚Makutsi Safari Springs' zu verbringen (und ‚empfahl‘ ist hier noch nett umschrieben – ‚befahl‘ trifft es besser), einem Private Game Reserve in der Nähe des KNP. Die Homepage sah vielversprechend aus, also gehorchte ich.

Greeny passte das auch, also sollte es so sein. Die Reiseplanung umfasste also folgende Stationen:
16. März: Anflug von FRA nach JNB und dann weiter nach Hoedspruit
17. März bis 23. März: Makutsi Safari Springs
23. März bis 24. März: Transit-Nacht in Jo-Burg
24. März bis 31. März: African Horseback Safari im Okavango Delta.
31. März auf 1. April: Rückflug von Maun nach FRA
(ich hab bewusst keine Werbevideos verlinkt - falls es wen interessiert, einfach googlen)

Jetzt hieß es nur noch ‚vorbereiten‘. Es gibt ja immer jene, die sich zu wenig informieren, und diejenigen, die sich total verrückt machen - ich gehör natürlich zur letzten Gattung. Sprich neben dem Tropenmediziner (die Impfen waren Aua), Möglichkeiten des Mücken- und Malariaschutzes rauf- und runtergooglen, beige/braune Klamotten kaufen, Reitzeug zur Seite legen, Trainingspensum erhöhen, Fototipps einholen ... hab ich natürlich noch sämtliche Tipps in allen möglichen Foren gelesen (über die Dos and Don'ts), in der Hoffnung, dass es irgendwas hilft. Und alle möglichen Reiseberichte. Schlaflose Nächte wegen möglicherweise verschwindender Taschen, Taschendiebstählen am JNB, Touri-Nepp etc. waren also vorprogrammiert. Und natürlich die wichtigste Frage: Was macht man eigentlich, wenn man die 10,5 Stunden im Übernachtflug nicht schlafen kann? Das ist schon verdammt lang ...
Auch die örtlichen Gepflogenheiten bereiteten mir Kopfschmerzen. Beispielsweise hab ich mir das Buch ‚Born a crime' von Trevor Noah zugelegt. Jetzt soll man aber in Südafrika nicht über Apartheid reden, also natürlich das Buch schön auf dem Kindle verborgen und nicht als Paperback mitgeschleppt. Man weiß ja nie und man möchte ja niemanden beleidigen.
Übrigens ‚Whatever you do, don't run' von Peter Allison war nicht meine beste Idee für Vorbereitungsliteratur. Irgendwie hatte ich hinterher wirklich Sorge, von Mäusen angeknabbert oder von Elefanten angefallen zu werden. Und mein Problem, wieviel Trinkgeld man jetzt geben soll, hab ich bis heute nicht gelöst (durch dieses Buch erst recht nicht, denn es wird öfter betont, dass die Guides quasi von Trinkgeld leben).

Irgendwann war dann die lange Warterei und Grübelei tatsächlich vorbei, es ist vorher nichts passiert und planmäßig ging es am 16. März zum Flughafen. Nach der Arbeit. Denn ich wollte ja im Flieger schlafen. Aber erstmal musste ich Greeny finden, die sich irgendwo am Flughafen rumtreiben und mich treffen wollte - UND ich musste endlich rausfinden, ob wir das Gepäck in Jo-Burg einsammeln mussten oder nicht (die Hinweise dazu sind SEHR unterschiedlich. Flughafen Leipzig versicherte Greeny z. B., dass das Gepäck nach Hoedspruit durchgecheckt wird - wird es nicht. Flughafen Frankfurt wusste es allerdings) ... Kann ja eigentlich nichts mehr schiefgehen. Vielleicht. Gegebenenfalls. Irgendwie ...


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#2

RE: Bluey und Greeny - Zwei Anfänger auf Safari (Teil 1: Südafrika)

in REISEBERICHTE 09.04.2017 07:36
von blue-rider • Cheetah | 72 Beiträge

Die Bahn war pünktlich, die Eincheckerei ging gut … und dann hab ich tatsächlich ohne große Probleme Greeny gefunden. Cool. Das Spannende daran war, dass wir uns bis dahin nicht kannten und wenn man fast 2,5 Wochen aufeinander hängt, ist das schon ein bisserl knifflig. Kommt man klar? Tickt man gleich?

Es stellte sich schnell heraus, dass Greeny ein Mensch ist, mit dem man wunderbar reden – und beinahe noch wichtiger – schweigen kann. Einziger Nachteil: Greeny trinkt keinen Rotwein. Ich trink keinen Weißwein. Blöd, wenn man in einem der Camps nur flaschenweise Wein bekommt und keine Flasche die Woche schafft (zumindest in Südafrika nicht).

Der 10,5-Stunden-Flug war übrigens kein Problem. Eingestiegen, eingeschlafen, zwischendurch noch etwas gegessen, acht Stunden später aufgewacht, gefrühstückt (Spinat mit Rührei zum Frühstück? Ernsthaft?), frisch gemacht, gelandet. Fertig. Faszinierend bequem.

Dann raus aus dem Flieger und durch Immigration. Auch das lief zügig. Die Koffer waren direkt auf dem Band, das sorgfältig gepackte Handgepäck also nicht nötig. Jetzt nur noch die Airline finden … ausnahmsweise engagierten wir einen der offiziellen Porter, der uns fix durch diesen unmöglichen Flughafen brachte, dann aber 20,- Euro haben wollte. Er bekam 4,- €, was schon viel ist. Hab gelesen, zwischen 5-10 Rand pro Tasche wäre okay.

Der Flieger ist pünktlich und der Flug furchtbar huppelig. Von oben sah Südafrika irgendwie viel zu europäisch aus für meinen Geschmack … aber das war ja auch eher die gezähmte Wildnis. Dafür war der Flug über die Drakensberge sehr hübsch. Ich musste irgendwo hinten sitzen – alleine – Reihen vor mir war niemand – beinahe wie das Kind in der Klasse, das etwas angestellt hat. War mein Handgepäck doch zu schwer?

Der Flughafen in Hoedspruit ist absolut winzig, quasi das Einraumappartment unter den Flughäfen, aber irgendwie cool. Zumindest deutlich angenehmer als JNB. Die „Knock, no Lock“-Türen an den stillen Örtlichkeiten hingegen ließen mich zwischen Belustigung und Entsetzen schwanken. Belustigung gewann aber, schließlich war ich im Urlaub und hatte beschlossen, alles zu genießen und nicht rumzustressen. Komme, was da wolle.

Auch hier kam das Gepäck mit. Geld tauschen war etwas knifflig (die Dame verzählte sich so oft, dass ich wahrscheinlich hinterher zu wenig Geld hatte, zumindest stellte ich Tage später fest, dass mir 150 Rand fehlten. Nächstes Mal pass ich besser auf).



Wir wurden planmäßig von Derek eingesammelt, der uns zu einem neuseeländischem Pärchen und einem deutschen Alleinreisenden in ein klimatisiertes Auto verfrachtete. Eine halbe Stunde später traf noch ein australisches Pärchen ein und dann ging es schon los. Über gepflegte Teerstraßen im Linksverkehr. Das meint also dieses „gute Infrastruktur“ etc. Sieht beinahe aus wie zu Hause. Ist nur viel sonniger (immerhin).

Als wir in Richtung Makutsi einbiegen, wird es aber schnell besser – bzw. schlechter. Die sagenumwobene „Afrikanische Massage“ setzt ein und das bei Dereks flottem Fahrstil. Immerhin verschwinden so der Verspannungen vom Flug.



Säbelantilopen begrüßen uns (die allerdings zu einem anderen Reserve gehören). Dann zeigt sich die erste Giraffe hinterm Zaun, Nyala-Weibchen und Bushbuck streifen über das Campgelände und zeigen deutlich, dass es hier keine Zäune zwischen uns und der Wildnis gibt. Halt nur einen Riesiggroßen um das ganze Reservat (96.000 Hektar).

Das nur zu bekannte Sicherheitsbriefing findet statt und ich vergess mindestens die Hälfte, zum Glück bekommt man ja ein Büchlein mit Instruktionen. Die Australier erkennen – und scheuen sich nicht, es zu sagen, dass sie es mit „Newbies“ zu tun haben. Mist. So viel zum Pokerface. Zum Glück betraf das alle in der Gruppe, nicht nur uns. Und ab 15 Uhr sind wir dann in unserem Rondavel (wir hatten Einzelzimmer, dankenswerter Weise - man muss sich ja kennen lernen).



Bzw. davor. Bei dem Wetter ist man doch lieber im leichten Schatten und genießt die Wärme. Und schon schauen die ersten Tiere vorbei. Dieses Mal ein männlicher Bushbuck, der auch brav neben dem Rondavel Platz nimmt und da pennt … und eine Versteck-Dich-Antilope (ein männliches Nyala, das sich aber ständig hinter Büschen versteckt, so dass man nur Hörner sieht).



Da ab 17:30 Uhr rumlaufen verboten war und man mit dem Auto abgeholt wurde, sprühten wir uns fröhlich mit Mückenschutz ein (ich das erste und einzige Mal im Rondavel, nachdem ich den Geruch im Bad hatte, beschloss ich, das in Zukunft nur noch draußen zu machen), zogen die entgegen der Werbung nicht geruchsfrei gegen Stechzeugs imprägnierte Kleidung an und warteten auf das ‚Taxi‘.

Dieses kam irgendwann und wir stapften los, um einzusteigen. Dabei vergaß irgendsoein Held (=ich), dass da noch eine Antilope neben dem Rondavel lag. Diese sprang erschrocken auf und stürmte davon, ich sprang ebenso verängstigt zu Seite – und lernte eine wichtige Lektion: Augen auf beim Rumspazieren. Das hätte auch ein weniger nettes Tier sein können.

Im Auto trafen wir dann auf eine Schwedin. Kurzer Austausch und dann der Satz, den ich sehr liebe:
„Where are you from?“
„Germany, actually.“
„What, you don’t sound German!“
Jawoll! Ich fand sie sofort sympathisch. Und natürlich stellte sie gleich die nächste Frage:
„Are you travelling with your daughter?“
Greeny, die gerade mal vier Jahre jünger ist als ich, brach in Gelächter aus … unfair. Der Schwedin war das dann auch irgendwie etwas peinlich. Ich beschloss hingegen, meine Frisur checken zu lassen. Mein Hinterkopf sah wohl irgendwie alt aus (beginnende Glatze bei Frauen?).

Beim Anblick der Glühwürmchen um die Lapa herum und den schönen Sonnenuntergang war das dann auch schnell vergessen. Es gab ein klassisches Drei-Gänge-Menü mit Rind … es gab jeden Tag Rind, die ganze Woche … und dann ging es irgendwann zurück ins Rondavel.

Vor dem Einschlafen gab es noch eine letzte kleine Überraschung: Wir hörten den Löwen brüllen, wenn auch nur ganz weit weg! So entspannt kann Urlaub anfangen.


zuletzt bearbeitet 09.04.2017 14:13 | nach oben springen

#3

RE: Bluey und Greeny - Zwei Anfänger auf Safari (Teil 1: Südafrika)

in REISEBERICHTE 09.04.2017 10:58
von Picco • der mit dem Klo tanzt | 1.512 Beiträge

Hoi Bluey

Ein Reisebericht!
Toll!!!
Und auch noch spassig und interessant geschrieben!
Schön dass Du Dir die Mühe machst, danke dafür!


Gruss

Picco

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#4

RE: Bluey und Greeny - Zwei Anfänger auf Safari (Teil 1: Südafrika)

in REISEBERICHTE 09.04.2017 12:58
von Crazy Zebra • Admin | 2.556 Beiträge

Danke auch von mir,

Schön das du dir die Zeit nimmst einen RB zu schreiben.

Gruss Kurt


Afrika - eine Liebesgeschichte - Drama & Lovestory - das volle Programm

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#5

RE: Bluey und Greeny - Zwei Anfänger auf Safari (Teil 1: Südafrika)

in REISEBERICHTE 09.04.2017 21:05
von blue-rider • Cheetah | 72 Beiträge

Trotz der nächtlichen Geräusche draußen schlief ich eigentlich ganz gut … bis mein vorsichtiges Ich mein verschlafenes Selbst weckte.
Ich: „Du, mir ist kalt.“
Selbst: „Dann zieh dir die Decke über und schlaf weiter.“
Ich: „Aber wir haben nicht geguckt, ob Skorpione oder Schlangen unter der Decke sind.“
Selbst: „Du hast doch einen an der Waffel. Wo sollen die denn herkommen?“
Ich: „Können wir bitte Licht anmachen? Nur dieses eine Mal?“
Selbst: „Und wenn du dabei in eine giftige Spinne packst?“
Ich: „… äh … öh … äh …“
Selbst: „Siehste? Also, Decke über, pennen … und wenn du draufgehst, hast du Pech gehabt. Gute Nacht.“
Ich habe die Nacht trotzdem schadlos überstanden und das war auch das einzige Mal, dass es zu einem Zwischenfall kam (von dem einen Mal abgesehen, dass ich davon träumte, Käfer im Schlafanzug zu haben – an die Stelle fasste und tatsächlich einen Käfer unterm Shirt hatte … gruselig!). Am nächsten Morgen dann halb verschlafen ins Bad getapert, Licht angemacht … und WÄMS sauste ein Vogel gegen das Fliegengitter – offensichtlich von der plötzlichen Helligkeit verwirrt. Die afrikanische Wildnis hat die komische Angewohnheit, mich anzufallen. Immerhin war ich dann wach genug, um die Sonnencreme dahin zu schmieren, wo sie hingehört (und nicht versehentlich auf die Zahnbürste) … Den Tag mit diesem matschig-klebrigen Gefühl anzufangen gehört definitiv nicht zu meinen Vorlieben, aber afrikanische Sonne gegen deutsche „Winterbräune“ ist dann doch eher einseitig, wenn man nicht ein wenig schummelt.

Heute standen noch keine Tiere auf dem Programm (außer die Waterbuck, die um unser Rondavel herumhüpften), sondern ein bisserl Land ohne Leute, sprich der Blyde River Canyon. Der drittgrößte – und vor allem grünste – Canyon der Welt (so unser Guide Jonas). Dieser befand sich eine Fahrstunde von der Maktusifarm weg, also wieder fröhlich über die schon gezeigten Straßen und dann durch die Dörfer. Vorbei an sturen Kühen, die nur durch massiven Einsatz der Hupe davon zu überzeugen waren, dass die Touris keine Fotos von ihnen machen wollten, egal wie schön sie auf der Straße posierten. Nein, auch nicht von den Kälbchen.

Der erste Stopp waren dann Bourke’s Luck Potholes. Und was sahen meine entzündeten Augen zuerst? Richtig, Äffchen, die die Mülltonnen ausräumten (und dann nicht mal brav für Fotos posieren wollten – wofür hab ich eigentlich Eintritt bezahlt?)



Wir hatten eine Stunde Aufenthalt, damit wir uns die Gegend anschauen und shoppen konnten. Auf Letzteres haben wir verzichtet, aber Gegend hörte sich gut an. Sah zudem auch sehr hübsch aus und ließ sich angenehmer fotografieren als die Affen. Zumindest versuchten die Potholes nicht, aus dem Bild zu hüpfen.



Weiter ging es zu anderen Aussichtspunkten und natürlich wollten die „Three Rondavels“ ausgiebig betrachtet werden.



Bekannt ist diese Formation auch unter dem Namen „The Chief and his three wifes“, sprich der Bapedi-Häuptling (ich hoffe, das ist eine gute Übersetzung) Maripi Mashile (symbolisiert durch das Plateau) und seine drei Frauen Magabolie, Mogoladikwe and Maseroto (von links nach rechts - die Namen hab ich natürlich gegooglet). Eine der Frauen war ihm von seiner Familie ausgesucht worden, eine von seinem Stamm und die dritte wollte er selbst haben. Aber fragt mir nicht, welche welche war. Ich war schon froh, dass wir die Namen nicht wiederholen mussten. Ich fürchte, meine europäische Zunge hätte das nicht überlebt.

Die Ehre der Namensnennung wiederfuhr Maripi Mashile aufgrund eines Sieges gegen die Swazis. So verschanzte sich der Häuptling auf einem der Berge in der Nähe und als die Swazis ihm folgten, scheuchte er sein Vieh ihnen entgegen. Zudem schickte er einige Männer hinter der Stampede her, um „die Reste“ zu erledigen (das war das einzige Mal im Urlaub, dass ich „Urgh!“ gesagt hab – so clever ich die Taktik finde, nett war es definitiv nicht).


Bluey beim Fotografieren ... im herrlichsten Safari-Outfit mit touristisch anmutender Kopfbedeckung.

Faszinierend waren übrigens auch die vielen Touristen hinter den „Don’t walk beyond this point“-Schildern. Meine Frage, wie viele Selfie-Tote es gab, wurde mit „einige“ beantwortet. Ich beschloss, sofort die Ohren zuzuhalten (und die Augen – wie auch immer ich das gleichzeitig tun wollte), sobald ich einen Schrei hören würde.



Ich bin übrigens durch den afrikanischen Sehtest gefallen. Unser Guide versuchte, uns eine graue Eidechse auf einem grauen Stein zu zeigen und bis er sie zwang, sich zu bewegen, hab ich sie nicht gesehen … doofe Tarnung von den Biestern! Die blau-rote an den Potholes hab ich mühelos gefunden, die war aber zu schnell weg, als dass man sie hätte fotografieren können.


Der mittelalte Guide und der Ausblick.

Es gab dann Lunch in einem Camp, nur um deren Aussichtspunkt zu nutzen. Worth it! Leider war der Weg etwas uneben und die älteren „Honeymooners“, die uns begleiteten, konnten nicht mitkommen. Gleiches galt für unsere beiden Australier – die dann allerdings jeweils dem Shopping fröhnten.



Und schon ging es zurück nach Makutsi. Wir hielten noch schnell an einem Tufa (ein Wasserfall, der so viel Kalzium enthält, dass er das Gestein nicht abträgt, sondern aufschwemmt) – allerdings wirklich so schnell, dass es nicht möglich war, den zu fotografieren. Vielleicht bin ich auch nur zu langsam … wäre durchaus möglich.

Pünktlich um 15 Uhr waren wir zurück am Camp. Unser Guide humpelte aus dem Auto, offenbar nehmen ihn die Straßen genauso mit wie uns.

Zeit für Siesta auf der Terrasse, ein weiteres Bad in Mückenspray und Abendessen. Wieder Rind – ich mag das nicht mal, aber ich hab mir vorgenommen, jedes Gericht zumindest zu probieren. Und ich gestehe, es war eine gute Entscheidung, denn vieles war überraschend lecker.
Unterhaltung wurde uns von den „Alten“ geboten, eine Gruppe von Rentnern, die sich ganze fünf Wochen in Makutsi einquartiert hatten und langsam dem Lagerkoller verfielen – was teilweise niedlich, teilweise nicht ganz so lustig war. Vielleicht kennt der ein oder andere das Stück „Immer Ärger mit den Alten“ von Michael Brett. Ich stellte immer wieder fest, dass es realistischer ist als gedacht. Bildungsurlaub, ich fass es nicht.


zuletzt bearbeitet 09.04.2017 21:06 | nach oben springen

#6

RE: Bluey und Greeny - Zwei Anfänger auf Safari (Teil 1: Südafrika)

in REISEBERICHTE 10.04.2017 08:10
von Picco • der mit dem Klo tanzt | 1.512 Beiträge

Hoi Bluey

Herrlich erzählt wie Du zuerst Dein Pijama mit einem Käfer geteilt und danach im Abendessen-Mückenspray-Gemisch gebadet hast!
Wunderbar, Deine Schreibe!!!
Weiter so!!!


Gruss

Picco

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#7

RE: Bluey und Greeny - Zwei Anfänger auf Safari (Teil 1: Südafrika)

in REISEBERICHTE 13.04.2017 18:24
von blue-rider • Cheetah | 72 Beiträge

Endlich wird es tierisch … Also noch tierischer, als es bisher war. Natürlich bete ich erstmal mein Mantra herunter: „Es ist das Ende der Regensaison, das Gras ist hoch, ihr werdet nicht viel sehen. Sei nicht enttäuscht. Es ist das Ende der Regensaison …“

Dann schaute ich auf die Uhr. 04:30 Uhr. Nicht mein Ernst. Ich könnte doch noch eine Dreiviertelstunde schlafen. Und bedenkt man, dass es – noch – ne Stunde eher ist als zu Hause (in Südafrika gibt es keine Zeitumstellung zum Winter) … wer bitte ist um 03:30 Uhr schon so wach? Auch wenn wir früh im Bett waren (hier wird es immerhin schon um 18 Uhr dunkel, da fühlt sich 21 Uhr wie Mitternacht an), was soll denn diese „Der frühe Vogel fängt den Wurm und der nachaktive Vogel weiß nicht, was er bis zum Tag tun soll“-Einstellung?

Ich nutze die Gelegenheit, um den Fehler an meiner neuen LED-Taschenlampe zu finden. Die will nämlich nicht anspringen. Es sind zum Glück die Batterien, die nach einem einfachen Tausch wieder einwandfrei funktionieren. Weiter hätte mich mein technisches Geschick auch nicht gebracht. Also werde ich heute Abend meine eigene Taschenlampe haben und nicht mehr so von unserem Taxi-Guide abhängig sein. Man kann ja sagen, was man will, aber im Dunkeln herumzulaufen, wenn da gefährliche Tiere lauern könnten … und nachts die Auflagen der Stühle reinzuholen … Es ist irgendwie gruselig. Natürlich dürfen wir unbegleitet gerade mal vor das Rondavel auf die Terrasse, aber selbst dazu hatten wir nicht sonderlich viel Lust. Irgendwer hatte uns gleich am ersten Tag erzählt, dass der Löwe bei ihm auf der Terrasse war … nicht, dass wir das Kätzchen nicht sehen wollten, aber vielleicht mit etwas Abstand.

Nach schier unendlichem Warten war es dann endlich 05:45 Uhr. Noch vor dem Frühstück brachen wir auf. Wer will um die Zeit schon was essen? Da wir die ersten waren, kletterten wir relativ weit nach hinten in den Wagen und positionierten uns links und rechts. Kamera raus. Alles bereit. Die Tierchen konnten kommen.

Die Waterbuck schauten uns übrigens belustigt zu (verschlafene, ungeschickte Touris, die in einen Safariwagen klettern … herrlich!), während wir einige Meter weiter unsere Gruppe männlicher Nyalas entdeckten. Offensichtlich hatten sie gerade eine Auseinandersetzung gehabt. Während der eine stolz den Kopf ins Morgengrauen reckte, machte sich der andere so klein wie möglich und hob bittend den Vorderhuf. Seine drei Kumpels unterstützten ihn übrigens nicht im Mindestens, sondern mampften fröhlich den gepflegten Rasen des Camps. Man muss Prioritäten setzen.

Bald waren die Honeymooners, die Australier und Neuseeländer eingesammelt und es ging … zum Sicherheitsbriefing an der Lapa. Kein Rauslehnen, kein Aufstehen, kein Brüllen, kein … Benehmt euch einfach anständig. Okay? Noch Fragen? Wenn nicht, dann können wir ja starten. Ach ja: Ich bin Bethwell (ich hoffe, das ist richtig geschrieben), euer Guide.

Und schon fuhren wir hinaus aus der „Walking Zone“ des Camps und hinein in den Busch. Die ersten Minuten sahen wir – gar nichts. Baum, Baum, Busch, Baum, Straße, Baum. Sonnenaufgang … Jippieh! Es geht doch nichts über Landschaftsfotos.



Bald schon hält die gesamte Gruppe den Atem an. Ein Lilac Breasted Roller fliegt an uns vorbei. Wunderschön – und fotoscheu (aber ich krieg einen von denen, auf jeden Fall!). Anschließend die ersten Impala. Unser Guide forderte uns auf, sie zu zählen, was natürlich nicht möglich war. Zitat: „Man ist reich, wenn man beim Zählen durcheinander kommt.“ Oder man kann nicht zählen … In jedem Fall mochte die Kamera mit dem Zwielicht und den rumwuselnden Impala noch nicht arbeiten und so waren die meisten Bilder verwackelt.



Bei den Kudu wurde es dann schon erheblich besser. Die hielten auch eine sehr schöne Pose, Respekt dafür!



Und das schüchterne Waterbuck-Männchen konnte ebenfalls geschossen werden.



Auch ein Impala zeigte sich gnädiger Weise von seiner Schokoladenseite.



Dann die aufregende Nachricht: Der Leopard wurde am Hippo Hide gesichtet. Safariwagen umdrehen und ab dafür … Und bald gab es auch schon die ersten Flecken zu sehen. Allerdings dachte ich immer, dass Leoparden kleiner wären.



Sie sahen den Leopard … wir nicht. Gemein! Auch das Buschbuck-Weibchen ahnte, dass da eine Raubkatze unterwegs war, aber das Biest versteckte sich.



Man konnte übrigens über unseren Guide sagen, was man wollte – er sah auch die kleinsten Tiere. Allerdings kam ich mir schon etwas seltsam vor, diesen „Raser“ mit dem Sportmodus zu fotografieren.



Bethwell hielt zudem respektvoll vor einer Ameisenstraße an und wartete, bis auch die kleinsten Lebewesen vorbeigezogen waren. Auch wenn sie sich so viel Zeit ließen, dass er ihnen mit dem Tod drohte, wenn sie nicht in die Schlappen kämen (und es waren verdammt viele Ameisen).



Endlich – also für einen Pferdemenschen wie mich – fanden wir auch die Tigerpferde … oder wie heißen die Equiden mit dem hübschen Muster?



Plötzlich knackte das Radio. Die Elefanten hatten einen Baum umgeworfen und waren ganz in der Nähe … los ging es. Zwischendurch bremste unser Guide noch fix. Was war das? Zwei Steine? Nein, Rhinos. Aber weit weg im Gebüsch. Bethwell versprach, dass diese bestimmt noch näher zum Weg kämen und wir sie auf dem Rückweg noch mal bestaunen könnten. Erstmal Elefanten.
Also weiter … Bald schon standen wir nicht weit von den kleinen, niedlichen Tieren entfernt. Es geht doch nichts über einen beruhigenden Sicherheitsabstand von fünf Metern. Schließlich waren die Geschichten von Elis, die Safarifahrzeuge umwarfen, bestimmt nur Erfindung. Ganz sicher …



Während wir Newbies noch alle die Tiere bestaunten, wie sie da genüsslich mampften, hoffte der Guide auf Fragen. Vergeblich. Wir waren abgelenkt … Sorry, Bethwell!
Meine Bilder des Elefantenbullen wurden alle nichts, da die Antenne des Safari-Fahrzeugs mit drauf war und den Herrn immer in zwei hübsche Hälften teilte – deshalb hab ich mir mal eins von Greenys Bildern gemopst.



Der junge Herr ist derzeit zeugungsunfähig gemacht worden, da die Elefantenherde schon eine beachtliche Größe hat. Eigentlich schade, bei den Stoßzähnen. Aber was nicht ist …
Viel zu früh verabschiedeten wir uns von den Elefanten und fuhren zurück zum Frühstück. Weil wir langsam in Zeitdruck kamen, mussten sich die Tiere jetzt beeilen, um noch auf unsere Fotos zu kommen. Deshalb herrschte plötzlich ein Gedränge um die besten Plätze. Unter anderem sahen wir Oxpeckers auf Giraffen, der berühmte Seeadler und unser erstes Gnu.



Wie versprochen hatten sich die Nashörner – die übrigens zu ihrer eigenen Sicherheit enthornt werden – in Richtung der Straße bewegt. Haken an die ersten zwei der Big Five. Muss für einen ersten Vormittag reichen.



Davon ab knurrte mein Magen langsam so laut, dass ich Sorge hatte, unser Guide würde sich auf die Suche nach den Löwen machen … Zum Glück war sein Gehör geschult genug, um zwischen Touri und Leo zu unterscheiden. Glück gehabt!


zuletzt bearbeitet 13.04.2017 18:26 | nach oben springen

#8

RE: Bluey und Greeny - Zwei Anfänger auf Safari (Teil 1: Südafrika)

in REISEBERICHTE 15.04.2017 07:37
von blue-rider • Cheetah | 72 Beiträge

Gestärkt durch ein Frühstück und nach unendlichen Stunden des Bücher lesens ist es Zeit für einen Spaziergang – mein erster und einziger in Schlappen (danach wurde ich informiert, dass jemand im Camp an genau dem Tag fast auf eine Schlange getreten wäre – und schon waren die knöchelhohen Schuhe wieder an).



Zunächst entdecke ich viele Schmetterlinge, die sich aber kaum auf Foto bannen lassen, weil sie einfach nicht stillsitzen. Außer einer.



Mit der Kamera „hinterherjagen“ führt nur Schwindel (ja, ich hab den Selbsttest gemacht), also auf eine Stelle fokussieren und warten, bis einer von denen vorbeikommt. Was nicht passiert. Sie deuten es nur an und sausen dann wieder in die andere Richtung davon. Blöde Biester

Dafür hab ich es mit den Bushbuck einfacher, die durchs Camp flanieren – bzw. die ich regelmäßig aufschrecke. Tut mir schon ein bisserl leid.



Als ich genug Tiere gejagt hab, kehre ich zum Rondavel zurück. Gerade rechtzeitig, um die Nyala ankommen zu sehen und in vorsichtigen Bögen um die Baumstümpfe herum zur Terrasse zu schleichen. Irgendwie muss man Greeny ja belustigen – außerdem steht im Handbuch des Camps etwas von „20-30m Abstand zu den wilden Tieren halten“. Was gar nicht immer so einfach ist, weil die Tiere das Pamphlet nicht gelesen haben.
Während ich mich wieder auf meinen Liegestuhl platziere, kommt das Leitnyalamännchen vorbei. Daran zu erkennen, dass alle anderen sich sofort klein machen – und ich instinktiv die Luft anhalte, als es vorbeischreitet. „To walk tall“ bekommt hier eine völlig neue Bedeutung. Ich habe selten ein Tier so viel Dominanz ausstrahlen sehen. Die Antilope ließ sich auch nicht von unserer Anwesenheit verwirren. Wäre ja noch schöner.



Die Temperaturen stiegen übrigens fleißig und ich begann zu fürchten, dass die Tiere sich nicht aus dem Schatten wagen würden. Wollte ich ja auch nicht. Ich musste mich wirklich zwingen, um 15 Uhr angezogen und eingesprüht an der Lapa zu stehen. Vielleicht fahren wir ja schnell.

Im Schatten treffen wir erstmal auf die üblichen Verdächtigen – nur unser deutscher Mitankömmling ist durch eine achtzigjährige Deutsche ersetzt worden. Hinzu kommt ein weiteres deutsches Ehepaar – nieder mit den restlichen englischsprachigen Gästen!

Die achtzigjährige Dame wedelt auch gleich mit einer Jacke im Leoprint und ruft: „Wenn die Katzen nicht kommen, zieh ich das hier an.“ Sofort weiß ich, dass es ein katzenfreier Tag wird. Nur so ein Gefühl.
Die Leo-Lady darf dann auch gleich neben dem Fahrer Platz nehmen, weil das Einsteigen einfacher ist. Ich sitz hingegen ganz hinten. In der Mitte. Und stelle fest, dass der Boden zu weit weg ist, um meine Füße abzustellen. Das bei meinen langen Gräten. Na ja, dann halt drei Stunden Bauchmuskeltraining und wildes Rumhüpfen in der letzten Reihe. Läuft.

Zunächst machen wir uns auf, um zu schauen, ob der Gepard noch da ist, den das deutsche Ehepaar in der Bank vor mir schon gesehen hat. Wir finden ein männliches Waterbuck im Schatten.



Zudem sehen oder erahnen mehr einen wegrennenden Steenbock – und finden einen angekauten Kudufuß. Bethwell spottet, dass er nachher im Camp anruft, damit sie das Ding abholen und zur Suppe verarbeiten können. In der Bank vor uns murmelt jemand etwas von schwarzem Humor, bricht dann ab und versucht, das Ganze zu umschreiben. Das mit der Political Correctness ist aber auch nicht so einfach (gestern hat unser Guide Jonas z. B. Bräunungswitze gerissen und ich hatte keine Ahnung, wie man darauf reagiert – die „Dos and Dont’s“ empfehlen, dass man soll nicht über Hautfarbe reden, aber wenn der Guide von selbst damit anfängt?)

Unterdessen hatte Bethwell das Auto verlassen und sucht die Gegend ab. Er findet nichts, vor allem keinen Gepard. Eine schnelle Runde durch diese Seite von Makutsi. Keine Tiere. Es ist aber auch viel zu warm! Also wieder zurück und die fürchterlichen Straßen rauf und runter.



Okay, vielleicht nicht so fürchterlich. Ich hab nur ständig den Drang, bei jeder Steigung und vor allem bei jeder Abfahrt die Arme hoch zu reißen und „Huiiii!“ zu rufen. Zudem komme ich meinen Sitznachbarn gelegentlich unfreiwillig näher, weil ich in ihre Richtung hüpfe.

So langsam kommen auch die Tiere raus. Also die Fliegen. In riesigen Schwärmen. Obwohl wir eingesprüht sind, schwirren sie um uns herum, setzen sich auf Arme, Lippen und Augen, wobei sie drohen, Mittagessen zu werden. Mehr Hirn im Bauch als im Kopf … (Und damit gehe ich die Flachwitzkasse füttern).

Ansonsten sind Sichtungen eher rar gesäht. Man merkt Bethwell an, dass er ins Schwitzen kommt. Und nicht nur wegen des Wetters. Dann eine Vollbremsung. Vor uns krabbelt ein junger Felsenwaran über die Straße und verschwindet schnell wieder im Gesträuch. Aber nicht schnell genug!



Laut dem Makutsi-erfahrenen Ehepaar vor uns ist das die Sichtung schlechthin – zumindest haben sie hier noch nie einen Felsenwaran gesehen. Weiter geht es und bald treffen wir zumindest auf die Quoten- Impala.



Unser Guide fragte wieder, ob jemand gezählt hätte und wüsste, wie viele das wären. Frech rief ich „153 Stück“. Sollte er mir mal das Gegenteil beweisen. Bethwell grinste nur lässig, lobte mich und meinte, dass das die höchste Zahl sei, die er je gehört hätte.

Noch grinsend überfährt er beinahe eine Giraffe, die an einem Baum hinter einer Kurve stand und sich erstmal mit einem beherzten Sprung zur Seite zu retten versuchte.



Er sagte, dass das ein Männchen sei. Die achtzigjährige Leo-Lady wollte wissen, woher er das wusste. Etwas verschämt erklärte er, dass er das am „obvious part“ erkannt hätte. Sie verstand ihn nicht und so sprang das Ehepaar vor uns mit einer Übersetzung ein. Ich habe irgendwie den Satz „An den Eiern“ im Gedächtnis, bin mir aber sicher, dass solche vulgären Äußerungen nicht getätigt wurden.

Nachdem die Giraffe hinreichend fotografiert wurde (sie war so freundlich, erstmal einen großen Haufen zu machen), ging es weiter. Das Radio hatte nämlich geknackt und geheimnisvolle Botschaften wurden ausgetauscht. Wir düsten noch ein Stück weiter und – unter einem Busch liegen zwei Büffel, Popo an Popo („Ich schütz deinen Rücken und du meinen“). Sie waren ganz nah an der Straße und käuten das mühsam ergraste Futter wieder.



Ich fragte, ob die Löwen hier schon mal versucht hätten, die Büffel anzugreifen. Die Antwort war nein. Sie hätten zu viel Angst und hielten sich eher an kleineres Wild. Die Narben im Gesicht kämen von Rangfolgekämpfen.
Während wir nun wieder versuchten, irgendwelche Katzen aufzustöbern (die natürlich nicht da waren, wo sie sonst immer abhängen – Katzen sind schließlich Arschl… was auch immer), wurde unsere Weiterfahrt massiv von einigen Perlhühnern verhindert, die partout den Weg nicht freigeben wollen.



Dämliche Biester. Wollen wohl unbedingt überfahren werden. Aber die Gegend war schön und so machte ich noch fix ein Landschaftsbild.



Kurz darauf zeigte uns noch ein Waterbuck die … äh … kalte Schulter. Sprich die Zielscheibe auf dem Pöppes.



Und wenn es schon keine weiteren Tiere gab, so brachte uns Bethwell noch zu seinem Lieblingsort, wo die Sonne auch malerisch unterging.



Kurz darauf zeigten sich tatsächlich die gesuchten Leoflecken, denn die Lady in der ersten Reihe hatte ihr Jäckchen angezogen. Allerdings lockte auch das keine Mieze hinterm Ofen hervor und so kehrten wir ins Camp zurück. Bethwell war sehr geknickt, dass die Sichtungen derart mager ausgefallen waren. Schon seltsam, wenn der Guide niedergeschlagener war als die Gäste.

Das Dreigängemenü, das es hier jeden Abend gab, war mal wieder gut und üppig und ich spülte den „Frust“ mit einem Flying Fish (also einem Radler – ja, ich geb mir hier richtig die Kante) hinunter.
Währenddessen wurden wir informiert, dass die Büffel gar nicht mehr Kaffernbüffel heißen. Wegen der Political Correctness. Ich kann zwar mit dieser Aussage erstmal wenig anfangen (zu Hause erfahre ich dann, dass „Kaffer“ in Südafrika die gleiche Bedeutung hat wie „Nigger“ in Amerika – und dementsprechend nicht genutzt werden soll). Ich nehme es aber – zusammen mit meinen Erkenntnissen aus „Born a crime“ als Hinweis, weiterhin sehr vorsichtig zu sein, um niemanden wegen der Hautfarbe zu beleidigen (okay, ich bin immer vorsichtig, wenn es um das Beleidigen geht, aber in dem Fall bin ich dann besonders vorsichtig). Schließlich sind wir hier zu Gast.

Bezüglich der Tiere bin ich nicht sonderlich besorgt. Wir haben schon drei der "Big Five" gesehen, die Löwen finden wir garantiert noch während der "Simba-Safari" ... und ich weiß, dass viele Leute lange auf ihren ersten Leoparden warten oder sogar schon oft auf Makutsi und so waren und keinen sahen ... Das muss man dann so hinnehmen.


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#9

RE: Bluey und Greeny - Zwei Anfänger auf Safari (Teil 1: Südafrika)

in REISEBERICHTE 15.04.2017 18:08
von blue-rider • Cheetah | 72 Beiträge

Der Leopard wurde gesichtet, allerdings „nur“ von der Nachtwache. Er vergnügte sich wohl am Rondavel einer neuangekommenen Neuseeländerin (die schon schlief) und versuchte, die Impala zu reißen, die sich im Camp versteckt hatten. Mittlerweile war er – natürlich – wieder verschwunden.

Trotzdem begannen wir den Tag gut. Zuerst verpasste ich einen Schakal, weil ich gerade zwei Vögeln hinterherguckte … Selbst schuld! Dann - wir hatten das Camp kaum verlassen - sauste ein Schwung schwarz-weiße Nadeln vor uns ins Gebüsch. Greeny hat es tatsächlich geschafft, eine Aufnahme zu machen, die auch nach Stachelschwein aussieht!



Und dann ging endlich die Sonne auf. Auch hier festgehalten von Greeny.



Dieses Mal waren wir auf der Jagd nach den Löwen, die irgendwo auf dem Gelände sein sollten – okay, das waren sie eigentlich immer, aber dieses Mal ahnten wir, wo sie sein könnten.

Plötzlich stellte Bethwell den Motor ab.
„Female Leopard with cub straight ahead.“
Tatsache, ganz weit vor uns, kaum zu sehen, schlichen die beiden herum. Wenn man mal nicht danach sucht ...



Sie wollten uns aber auch partout nicht näher kommen lassen, sondern versteckten sich auf einem Hügel. Wer kann es einer treusorgenden Mama verdenken? Die Flecken waren zwar zu sehen zwischen den Blättern und Sträuchern, aber … nun ja. Immerhin Fernaufnahmen.

Weiter ging es zu einem See, in dem sich Krokodile und Nilpferde tummeln sollten. Wir sahen die Nilpferde auch weit entfernt (Marke: „Das sind keine Steine auf dem Foto. Ehrlich! Das sind Nilpferde."). Sie tauchten dann aber ab, schwammen um die Kurve und „lachten" nur hämisch.



An einer Senke suchten wir das Wasser nach Krokos ab. Bethwell fragte mich, ob ich was sehen würde.
„No, sorry."
„But you are the youngest!" (Stimmt nicht mal, aber damit war der Morgen definitiv gerettet).
„Hey, I'm wearing glases! Don't expect me to find anything!"

Also weiter. Ich glaub, zu diesem Zeitpunkt war Bethwell schon ziemlich gut drauf (trotz der Nilpferd und Kroko-Pleite). Endlich Katzen gefunden. Und es sollten noch mehr werden. In einem – zugegeben – ausgetrockneten Flußbett fanden wir einige Löwen.



Ein Löwenbaby flankiert von zwei … ich glaub Geschwistern. Zunächst lagen die nur doof rum, aber dann sprang das Kätzchen auf und … schnüffelte nen halben Meter weiter am Fußboden, nur um sich dann wieder hinzulegen. Langweilig! Aber soo niedlich.



Bald darauf zogen die drei in die entgegengesetzte Richtung davon. Wir umfuhren elegant den Fluss und in der Nähe der warnschreienden Paviane hofften wir darauf, dass die Kätzchen sich noch einmal zeigen würden. Vergeblich. Aber wir hatten einen hervorragenden Blick auf die Schreihälse, das entschädigte!



Also weiter fahren. Bald schon erkannte ich, dass ich in einem durchgeknallten Safarimodus war. Hab ich doch wirklich einen Baum voller Schwalben fotografiert. Die Dinger haben wir ja auch zu Hause – andererseits heißt es, noch einen Monat warten, bis sie wieder in unserem Pferdestall sind und da brüten! War bestimmt der Entzug, der mich so begeistert reagieren ließ.



Bald fanden wir noch eine Gruppe Kudu, aber nur ein sehr kleines Kudu nahm sich ein Herz und zeigte sich fotogen.



Dann fuhren wir zum „Compound“, einem Gehege, in dem Tiere vor ihrer Auswilderung gehalten werden, damit sie sich an die Stromzäune gewöhnen können. Drei Gepardenbrüder lagen da am Zaun.



Sie sind Teil des Geparden-Programmes von Makutsi. Das „alte“ Männchen hat sich davon gemacht, kaum dass ihm sein „Radio-Collar“ abgenommen wurde. Zumindest ist das die schöne Version der Geschichte. Eigentlich weiß man nicht, was mit ihm passiert ist, es könnten auch Wilderer gewesen sein.

Die drei Brüder sollen jetzt das verbliebene Weibchen beglücken, sobald sie sich eingewöhnt haben. Es bleibt abzuwarten, ob sie sich dabei bekämpfen oder verbünden.


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#10

RE: Bluey und Greeny - Zwei Anfänger auf Safari (Teil 1: Südafrika)

in REISEBERICHTE 15.04.2017 18:25
von blue-rider • Cheetah | 72 Beiträge

Auf dem Rückweg zum Camp werden wir wieder von Wegelagerern aufgehalten (ich find ja, das eine, das aus der Reihe tanzt, hat den niedlichesten Popo).



Diese schienen sich auch untereinander nicht ganz grün zu sein, denn die Weibchen versuchten immer wieder, die Männchen von ihren Hacken zu bekommen. Vergeblich.



Im Gebüsch gegenüber stand Mama Warzenschwein, begutachtete das Drama kopfschüttelnd – und sang nicht. Ernsthaft? Müssen wir erst eine Meerkatze importieren?



Hakuna Mata – Bethwell spottete übrigens, dass er vor dem „Lion King“ an denen vorbeifahren durfte und sie seit dem Film viel populärer wären – vor allem bei Kindern. Außerdem hätte Disney eine Menge Fehler in die Geschichte eingebaut. Nicht wirklich? Singen die Tiere am Ende nicht? Und wird ein neugeborenes Löwenjunge nicht auf einem Felsen von einem Affen in die Luft gereckt? Ich bin zutiefst entsetzt!

Unterdessen hatten die Nashörner – zumindest drei von vier – genug davon, den Weg zu blockieren. Sie zogen sich ins Gebüsch zurück und eins begann, sich … öh … ich hoffe mal, dass es sich den Bauchnabel gekratzt hat und nicht etwas anders.



Das Ganze hab ich auch als Film, der leider aufgrund kleinerer Lachattacken teilweise „leicht“ verwackelt ist. Es sah aber auch zu herrlich aus.

Es wurde mal wieder Zeit fürs Frühstück, wir waren schon spät dran. Also endlich an der Blockade vorbei. Joah. Genau neben uns drehte sich eins der Tierchen an und blickte uns an – wie kurz vorher den Bullen, den es weggeschoben hat. Bitte, tu das nicht mit dem Auto!



Bethwell stellte den Motor ab und meinte, dass das Weibchen ihn noch nie angegriffen hätte. Aber irgendwie hörte sich das an wie die Hundebesitzer, die „der will nur spielen“ sagen.



Das Weibchen war dann doch so nett, uns nicht umzuschubsen und wir sausten zum Camp. Wir sahen schon die Häuser am Horizont, als wir auf ein Waterbuck-Weibchen trafen. Mit einem 2-3-Tage alten Baby! Allerdings gähnte die Mama etwas unfein auf dem ersten Bild, deshalb durfte sie beim zweiten nicht dabei sein. SO!



Was für ein Morgen! Bethwell war mehr als erleichtert und insbesondere die Bilder des Leopardenweibchens erfreuten sich großer Beliebtheit bei den anderen Gästen. Das hatten sie auch noch nicht gesehen.

Greeny und mir fiel – etwas verspätet – auf, dass wir die Big Five damit voll hatten. Mh. Etwas früh, irgendwie. Egal, es gab ja noch genug zu sehen.

Den Rest des Vormittags verbrachten wir mit dem Schreiben von Postkarten – oder mit einem Nickerchen. Dabei störten wir unsere Maid bei ihrer Arbeit. Hups. Wir winkten aber ab, als sie gehen wollte, und setzten uns nach draußen. Lässt sich ja alles regeln.

Als Dankeschön bekam ich dann auch einen wunderschönen Käfer gezeigt. Das Tier war garantiert 5cm groß, wenn nicht noch mehr. Ich war mir nicht ganz sicher, wie ich darauf reagieren sollte (hab mich dann bedankt und das Insekt bewundert). Zum Glück lebte es noch und konnte sich selbst davon machen! Greeny bekam davon nichts mit, da sie das Buch auf der Innenseite ihrer Lider studierte ...


Es hilft übrigens nicht, wenn man in dem Moment in einem Kapitel über „Aberglauben in Südafrika“ liest …

Nachmittags drehten wir trotz des Windes noch ein Ründchen im Pool. Es war schon etwas kalt.



Und wir ließen uns zum Hippo Hide fahren.


Blick aus dem Hippo Hide.

Eine Stunde zuvor waren da tatsächlich sechs Nashörner aufgetaucht (meine Begeisterung für Nashörner war jedoch noch immer etwas abgekühlt), hatten aber die Biege gemacht, als ein Windstoß den Geruch der Menschen zu ihnen trug.

Wir erlebten hingegen eine ereignislose Zeit, von einer Fütterung von Jungvögeln abgesehen.



Spannender waren da die Impala, die vor unserer Hütte kämpften und sich dabei mehr oder weniger „anrülpsten" - zumindest hört sich das Geräusch so an. Hauptsache, die halten Nachts Ruhe.

Nach dem Essen stellte sich heraus, dass das morgendliche Glück das Geburtstagsgeschenk für einen Mitreisenden war. Der bekam dann von den Ladys auch noch ein Ständchen (man, können die singen - da könnte man beinahe neidisch werden) und einen Schokokuchen. Während ich mir ein winziges Stück davon genehmigte, sprang mich ein Grashüpfer aus dem Dunkeln an - ich hab nicht geschrien, immerhin. Aber gruselig ist das schon, wenn etwas aus der Stille des afrikanischen Busches springt und sich auf die Schulter hockt.

An diesem Abend gingen wir früh ins Bett, denn am nächsten Tag sollte es um 04:45 Uhr zum Krüger Nationalpark gehen. Oy! Na ja, hilft ja nichts! Ist ja kein Urlaub hier ...


zuletzt bearbeitet 15.04.2017 21:35 | nach oben springen

#11

RE: Bluey und Greeny - Zwei Anfänger auf Safari (Teil 1: Südafrika)

in REISEBERICHTE 21.04.2017 06:46
von blue-rider • Cheetah | 72 Beiträge

Es war sehr leise diese Nacht, aber die Spannung vor der Hütte war mit Händen zu greifen - und hinderte uns natürlich am Schlafen. Besonders gut, wenn ein früher Start angesagt ist. Wir wissen nicht, ob es die Impala waren, die vor unserer Hütte übernachteten oder ob das Stachelschwein herumwuselte. Ich konnte weder hören, noch sehen, was los war.

Tjoah, um 4:00 Uhr ging dann der Wecker, aus dem Bett fallen, ins Bad schlurfen - und um 04:45 Uhr kam das Fahrzeug, um uns abzuholen. Hinten einsteigen, Kopf anlehnen, leiden. Kaum waren alle eingesammelt, eröffnete uns Beurkes die Regeln:

1. Anschnallen und still sitzen auf dem Weg dahin. Das Entertainment-Programm würde sich auf die ersten Reihen beschränken.
2. Wenn wir da waren, konnten wir uns abschnallen und durchs Auto hüpfen, so viel wir wollten - und natürlich auch die Fenster öffnen.
3. Auf dem Rückweg galt Regel 1.

Aufgrund von Regel 1 beschloss ich, die leisen Stimmen zu ignorieren und noch eine Stunde zu schlafen. Der Weg war dementsprechend schnell verschna... erledigt. Dann das erste Tor passieren und zum zweiten Tor des Krüger National Parks fahren. Hier zeigte sich nur ein Lilac Breasted Roller, der - natürlich - wegflog, bevor man ihn fotografieren konnte. Dieser kleine Freund am 2. Tor hielt aber brav still.



Dann durchs Tor und schon bald zeigten sich die ersten felligen Tiere.


Hier hat sich ein Fehler eingeschlichen ... finde ihn!

Und dann präsentierte uns die Natur ihre friedliche Seite - wobei ich nicht sagen kann, ob die beiden nur spielen oder ernsthaft kämpfen. Ich tippe immer noch auf ersteres. Eine kleine Entschuldigung, die Bilder sind dem zugehörigen Video entnommen und deshalb nicht immer 100% scharf. Außerdem ist das niedliche Quieken der Tiere leider ebenfalls nicht zu hören.













Danach trabten die beiden Kontrahenten fröhlich davon - ein eigentlich eindeutiges Zeichen dafür, dass das alles nur Spiel war. Nach so viel Aufregung war es Zeit, an ruhigere Tiere zu übergeben - was dieses Zebra hier wohl übernommen hat.


Oder auch: Was sagt das Zebra zum Gnu?

Wobei sich auch hier einige Jungtiere wüst rangelten - zumindest lange genug, um ein Foto davon zu machen.



Andere Mütter denken sich, dass es eine gute Idee ist, ihre Kinder ebenfalls in die Arena zu schicken. Aber wenn man auch schon wieder tragend ist ...



Da guckst du manchmal echt doof aus der Wäsche (Foto von Greeny):



Was ein guter Start in den Tag ... und dann wurde erstmal alles links liegen lassen, denn es sollte Löwen geben. Also vorbei an Büffeln, Gnus, Kudu und was sonst noch so rumlief und Vollgas über die Straßen ...


zuletzt bearbeitet 21.04.2017 07:55 | nach oben springen

#12

RE: Bluey und Greeny - Zwei Anfänger auf Safari (Teil 1: Südafrika)

in REISEBERICHTE 22.04.2017 07:57
von blue-rider • Cheetah | 72 Beiträge

Okay, eigentlich sausten wir erstmal noch nicht richtig. Wir waren zwar auf Löwenjagd, aber noch durfte auch mal gestoppt werden. Zum Beispiel für Zebrafohlen.









Sie waren so niedlich - und sie schüttelten schon die Köpfchen wie die großen Zebras. Die hatten allerdings einen Wurm in der Nase, (also die Erwachsenen). Arme Tierchen!

Für alle niedlichen Tierchen musste aber auch ein ... äh ... etwas weniger hübsches Vögelchen durchs Gras streifen. Ein Grounded Hornbill ... angeblich seltener als Wild Dogs. Mir wären die Hunde trotzdem lieber gewesen, undankbar wie ich bin (oder verliebt in die Hündchen ...).



Noch bremsten wir auch für Giraffen, wenn auch nur kurz.



Währenddessen zog es sich allmählich bedrohlich zu. Aber nicht genug, um diese menschenfressende Handtasche vor uns zu verbergen.



Auf der linken Seite des Bildes sieht man übrigens die Nester von den Vögeln, die als nächstes kommen und deren Name ich vergessen hab.


Hat was von Hitchcocks „Die Vögel" - und das hier sind noch lange nicht alle Flatterviecher.

Damit man das bei den kleinen Bildern auch etwas besser sieht, hier zwei Ausschnitte.





Die Viecher machten bei ihrer Herumfliegerei auch einen Lärm - und man wollte gar nicht wissen, wie ein Feld aussieht, über das die herfallen. Wahrscheinlich nicht sonderlich hübsch.

Aber genug der langweiligen Jagd nach Tieren, die keine Katzen sind. Ein Guide ist nie zufrieden, wenn er seinen Gästen nicht mindestens eine spektakuläre Katzenbegegnung geboten hat. Zeit für „Löwen oder nichts". Wir sausten also so schnell wie erlaubt durch den Krüger Park - was ein bisserl gruselig war, da ich ja nicht angeschnallt auf der Rückbank saß. Bei einer Vollbremsung dank eines nicht-platzmachenden Vogels wäre das auch beinahe schief gegangen (immerhin hatte ich genug Platz vor mir, um der Länge nach hinzuschlagen). Fenster wurden zudem besser geschlossen, es wurde nämlich kalt und nass. Lang ersehnter Regen setzte ein. Unser Guide war begeistert und schilderte uns, dass die Gegend, durch die wir fuhren, nur drei Monate zuvor eine staubige Wüste gewesen wäre, in der sich keine Tiere gezeigt hätten.

Aber zurück zur Hauptsache: Löwen. Wir mussten die Löwen finden. Deshalb wurden sämtliche Kudu und Büffelherden erstmal ignoriert gelassen. Ja, auch die riesige Büffelherde. Konnte man sich ja später noch angucken. Ob diese Eile gerechtfertigt war, blieb mal dahingestellt.

Die Geschwindigkeit hielt Beurkes nicht davon ab, noch ein paar Geschichten zum Besten zu geben - okay, nichts hielt Beurkes auf, wenn es um Geschichten ging. Bösartig ausgedrückt: Er holte Luft, sprach 12 Stunden durch und atmete anschließend aus. So nett er war und so lustig die Anekdoten, weniger wäre echt mehr gewesen. Irgendwann schaltete ich zwangsläufig ab bzw. vergaß die interessanteren Begebenheiten, die ich mir eigentlich merken wollte (Abends bekamen wir dann erzählt, dass einige Leute zwei Tage mit ihm im Zeltcamp verbracht hatten - und ja, er konnte auch 48 Stunden mit Erlebnissen füllen ... ob seine Zuhörer müde waren oder nicht).

Genug gelästert. Beurkes erzählte uns, dass die Löwen gelernt hätten, die Asphaltstraßen für sich zu nutzen, indem sie Giraffen darüber scheuchten und sie so zum Ausrutschen brachten. Danach wäre es kein Problem, das Tierchen zu töten. Da der Riss anschließend auch an Ort und Stelle verspeist wurde (was bei einer Giraffe etwas länger dauerte), provozierten die Kätzchen wohl eine Reihe an Verkehrsstaus und -blockaden, was die Guides regelmäßig zur Verzweiflung - oder zur Weißglut - trieb.

Bald tauchten auch die ersten Zeichen für Löwen am Horizont auf. Also keine Mähnen oder so, sondern ein Verkehrsstau. Mindestens zehn Autos kämpften um die besten Sichtungsplätze. Wenn man die „maximal 2 Autos je Tiergruppe"-Regel von Makutsi gewöhnt war, bot das schon einen erschreckenden Anblick. Mit „unberührter Wildnis" hatte das auf jeden Fall nichts mehr zu tun. Es sollte auch während der Sichtung so weitergehen, so dass die Fotos zum Teil vergessen werden können, da mehr Auto als Löwe zu sehen war.

Immerhin konnte man die zwei „territorial lions" in dem ein oder anderen Moment doch deutlich erkennen. Also wenn mal keine anderen Fahrzeuge im Weg waren. Schöne Tiere - der eine hatte zudem ein Gang-Tattoo auf dem Ar... hinteren Gesäßmuskel.




So ein niedliches Kätzchen ... bis es einen in die Finger beißt.

Unser Guide erkannte schnell, dass die lieben Mähnenträger nicht so einfach spazieren waren - nein, sie hatten einen Grund und sie hatten etwas vor. Die Spannung stieg.



Dann trafen die Löwen aufeinander - um es vorweg zu nehmen: Es waren Brüder.



Beurkes war sich sicher: Die Brüder haben sich lange nicht gesehen, also haltet eure Kameras bereit, die werden jetzt erstmal die Köpfe aneinander reiben.


Warum die Köpfe aneinander reiben, wenn es auch der ganze Körper sein kann?

Und ganz und gar unspektakulär verschwanden die Tierchen im hohen Gras. „Lie-on" halt.



Bitter für unseren Guide, der uns wohl lieber etwas mehr Action gezeigt hätte. Da das Gras aber hoch war und niemand bereit, es zurückzuschneiden, blieb nur noch, uns aus der Meute der Fahrzeuge hinaus zu manövrieren und Beurkes zu lauschen, wie er über unser Glück philosphierte, diesen spannenden Moment gesehen zu haben. Verkaufen kann er ja ...


zuletzt bearbeitet 22.04.2017 13:28 | nach oben springen

#13

RE: Bluey und Greeny - Zwei Anfänger auf Safari (Teil 1: Südafrika)

in REISEBERICHTE 22.04.2017 11:00
von Picco • der mit dem Klo tanzt | 1.512 Beiträge

Hoi Bluey

Ich kann mich nur wiederholen:
Wunderbar, Deine Schreibe!!!
Weiter so!!!


Gruss

Picco

www.comol.li
www.comoltech.ch
Meine Reiseberichte
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#14

RE: Bluey und Greeny - Zwei Anfänger auf Safari (Teil 1: Südafrika)

in REISEBERICHTE 22.04.2017 20:56
von blue-rider • Cheetah | 72 Beiträge

Nachdem wir nun die Löwen abgehandelt hatten, war es Zeit, zu der Büffelherde zurückzukehren.





Diese waren ein wenig unruhig, es wurde gekämpft und gerangelt, gescheucht, geschnaubt … wie das nun mal in einer viel zu großen Familie mit zu vielen dickschädeligen Verwandten so ist (ich wünschte, ich könnte ein Wortspiel mit ‚horny‘ einbauen, aber das übersetzt sich nicht). Natürlich war es bei der Masse an Individuen schwer, sich auf ein Einzelnes zu konzentrieren. Also suchte man nach einem mit besonderen Merkmalen. Dabei fiel mir der hier ins Auge.


Der modisch elegante Zweig um die Hörner ist der neuste Schrei.

Es war schon ein ziemlich stattlicher Bulle, der sich von niemandem etwas gefallen ließ. Wir nannten ihn liebevoll Cäsar. Hoffen wir mal für ihn, dass es keinen Brutus in der Herde gibt.

Da es Zeit fürs Frühstück wurde, beschloss Beurkes, dass wir jetzt fahren sollten. Er ließ also den Motor an und das war für Cäsar wohl so etwas wie sinnlicher Jazz … oder was man sonst so auflegt, wenn man einen Rangkampf gewonnen hat und eine Dame beglücken darf.


Immer diese indiskreten Touris, die einfach die Kamera draufhalten ...

Zum Glück war Cäsar schnell fertig, wie schon gesagt, Zeit für die Zigarette dana… ähm … Frühstück. Also auf zum nächsten Campingplatz mit Buschtoilette, es sollte Freiluftessen werden.

Wie wir es bereits gewöhnt waren, ging das mit der Nahrung nicht so einfach. Zuerst mussten noch drei niedliche, kleine Tiere bewundert werden. Tiere, die wie wir später erfahren sollten, gar nicht so häufig im Krüger zu finden sind. Haha.






Elefant und Zebras, das kostet extra.



Niemand wird mich erkennen! Vor allem meine Frau nicht, sonst weiß sie, dass ich mit den Kumpels los war, statt Überstunden zu machen.



Beruhig dich, Kumpel. Bei meinem Aussehen wird niemand auf dich achten.



Und endlich das klassische „Oh, diese Wimpern"-Foto.


Einer von ihnen fand es auch lustig, vor uns über die Straße zu spazieren und uns noch länger bei sich zu behalten. Scherzkeks. Lass mal die armen Touris verhungern, während sie hinter dir her eiern müssen.

Aber zum Glück kamen wir irgendwann mal an und es gab ein echt gutes Frühstück zwischen frechen Glossy Starlings und Southern Yellow-Billed Hornbills. Als Ausgleich stand dann der Besuch einer Buschtoilette an, die deutschen Autobahntoiletten in Nichts nachstand – zumindest wenn man die kostenlosen WCs betrachtet. Es war eine Erfahrung …

Anschließend suchten wir Leoparden und fanden Antilopen. Immerhin wussten die, wie man für ein Foto posiert.


Steenbock, 1,5 Jahre, ledig, sucht noch Herzdame für lebenslange Paarung.



Nicht mich - ich bin ein Impala und männlich.

An einem Wasserloch fanden wir zudem weitere Grounded Hornbills, die aber zum Glück zu weit weg waren, um sie zu fotografieren. Beurkes war jedoch sehr begeistert, eine doppelte Sichtung der Vögel wäre ja dermaßen selten. Weniger selten hingegen waren Baby-Zebras (wunderschönes Foto von Greeny).



Ein schöner (verlängerter) Rücken ...

Wenn es schon ein äußerst verspätetes Frühstück gab, sollte es Mittag pünktlich geben. Und so steuerten wir das Satara Rest Camp an. Mittlerweile realisierte ich, dass es nicht sonderlich clever war, wie ein Hund am offenen Fenster zu sitzen. Immerhin hatte mir der Fahrtwind eine Löwenmähne frisiert, auf die die beiden Kätzchen vom Morgen neidisch werden konnten. Also beschloss ich, den Safarihut aufzusetzen, man musste ja niemanden erschrecken.

Einen Salat und etwas Shopping später zeigte uns Beurkes erstmal das Camp. Falls jemand von uns noch mal den Krüger besichtigen wollte, was er uns sehr empfahl. Das einzig Spannende daran war die Sichtung eines weiteren, äußerst wilden Tieres.


Achtung! Das Buschhörnchen hat eine Nuss und es wird nicht zögern, diese einzusetzen.


Schon waren wir quasi wieder auf dem Rückweg. Zum Glück war der Krüger noch nicht fertig mit uns. Wäre ja auch noch schöner gewesen, schließlich musste der Park noch ein wenig Werbung machen. Und nicht nur durch sich am Popo kratzende Hornbills.



Oh, ich bin schon dran? Moment ...


Jetzt!


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#15

RE: Bluey und Greeny - Zwei Anfänger auf Safari (Teil 1: Südafrika)

in REISEBERICHTE 23.04.2017 17:17
von blue-rider • Cheetah | 72 Beiträge

Zum Glück hatten wir noch keine Elefanten gesehen ... deshalb stießen wir als nächstes natürlich auf eine „Breeding herd". Wunderfeini. Endlich mal auch ein paar kleine Elefanten (Bilder von Greeny und von mir).





Zum Teil waren die Tiere sehr nah an der Straße, weshalb es eine Weile dauern sollte, bis wir die Hauptattraktion entdeckten (auch wenn es dem Rest der Herde gegenüber sehr unfair war). Der sogenannte „Baby-Stein mit Rüssel". So niedlich!






Ich hoffe, man sieht auch den zweiten „Baby-Stein mit Rüssel", der sich kess im Gebüsch versteckt, um den ersten „Baby-Stein mit Rüssel" zu erschrecken.

Während wir noch dabei waren, den „Baby-Stein mit Rüssel" im Auge zu behalten, rief unser Hamburg-Jung plötzlich: „Schaut mal, die Löwen." Tatsächlich liefen die beiden Kätzchen vom frühen Morgen gerade über die Straße, um sich im nächsten Gebüsch zu verstecken. Die waren wohl nicht so begeistert von dem „Baby-Steinen mit Mutter-Elefanten daneben".



Wie deutlich im Bild zu erkennen (also am linken Rand), wurden die beiden schnell von einer jungen Elefantenkuh entdeckt. Beurkes war sich sicher, die würde den beiden schon Beine machen. Gerade wenn so eine Herde kleine Elefanten dabei hat ... Die Elefantin war allerdings nicht ganz sicher, wie sie vorgehen sollte. Ihr halb-eingeschüchtertes „An den Löwen vorbei laufen" wurde von denen einfach ignoriert! So blieb ihr nichts weiter, als gesichtswahrend etwas Sand in ihre Richtung zu treten und dann - man möchte meinen, unschuldig pfeifend - abzuschieben. Wir hofften ja, sie würde jetzt die älteren Tiere zur Hilfe holen, aber sie schien sich ihrer Unfähigkeit zu schämen und behielt die drohende Gefahr für sich. Allerdings war auch nicht viel von den Löwen zu erwarten, diese blieben liegen, während die Herde in die andere Richtung davonging. Schade. Hätte spannend werden können.

Mittlerweile beschloss ich, nie wieder Elefanten zu fotografieren. So viele Bilder, wie ich von denen schon gemacht hab. Zum Glück kamen erstmal noch ein paar Zebras und zwei Strauß-Damen, so dass mein Vorsatz nicht allzu sehr geprüft wurde.





Und weiter ging es, zurück zur Makutsi-Farm. Mehr oder weniger. Denn kaum einige Meter weiter, trafen wir auf die drei Elefantenbullen, die uns morgens schon begegnet waren. Und da sie sich fröhlich an Bäumen kratzten, nutzten wir die Gelegenheit, um das noch mal auf Video festzuhalten. Zumindest ich.





Und als ob sie ahnten, dass wir keine Elefanten mehr fotografieren wollten, posierten die plötzlich so schick und führten einen doch wieder in Versuchung.


Das ist kein Elefanten-, sondern ein Landschaftsbild. Man muss nur dran glauben.

Zum Glück trafen wir noch auf Giraffen. Einfach, um mal die Kamera auf was anderes draufhalten zu können.



Unterdessen setzte sich meine besondere Beziehung zum afrikanischen Tierleben fort. Ich saß so fröhlich am Fenster (ja, das kann man sich ein bisserl vorstellen wie diese Hunde, die den Kopf aus dem Fahrzeugfenster halten ...) und dachte an nichts Böses, als ich plötzlich einen Schlag auf die Schulter erhielt. Sofort sah ich nach und entdeckte einen riesigen Grashüpfer auf meinem Schulterblatt. Natürlich so doof positioniert, dass ich selbst nicht dran kam - und dann noch im Auto. Das Insekt war seinerseits sehr irritiert, dass dieses himmelblaue Etwas, das er angesteuert hatte, gar nicht so luftig war, wie erwartet. Deshalb hielt es wohl still.

Wieder einmal war es der Hamburger-Jung, der einer Dame in Notlage helfen konnte und den Grashüpfer von meinem Shirt pflückte. Beurkes hatte natürlich nichts mitbekommen - oder er bremste zumindest seinen Redefluss nicht.

Auf dem letzten Metern sahen wir dann noch ein weiteres Highlight. Mitten auf der Straße zankten sich zwei Adler um eine tote Schlange. Leider konnte ich kein Bild davon machen, weil alle anderen schneller waren - bzw. Beurkes zu langsam. Er bremste deutlich zu spät und verjagte die Adler so von ihrer Beute. Da alle anderen Fahrer nun auch nicht mehr anhielten, sondern um das tote Tier drumrum fuhren, kamen die Vögel auch nicht mehr zurück.


Das Corpus Delicti.


Adler 1 - mit nur bedingt schicker Pose.


Adler 2 - weiß, wie man Touris glücklich macht.


Man könnte sogar sagen: Vollprofi!

Da unser Hamburger-Jung schon Löwen gesehen hatte, fand er kurz vor dem Tor auch noch eine Gruppe Paviane an einem versteckten Wasserloch.


Einmal der Größe nach sortiert.

So endete dann der Tag im Krüger Nationalpark mit tollen Fotos und vollen Ohren, denn Beurkes hatte noch so viel zu erzählen. Ich begutachtete unterdessen die Drakensberge oder die Innenseite meiner Augenlider. Letzteres wurde mit Beulen bestraft. Unser Guide konnte schließlich nicht gleichzeitig reden und auf seinen Fahrstil achten und so hüpfte ich gelegentlich gegen die Decke.

Die Fahrweise sollte sich übrigens noch rächen. Kurz vorm Camp begutachteten wir erst eine Gruppe von Vervet Monkeys, nur um Sekunden später ein echt afrikanisches Problem zu haben.



Da wir nur wenige Meter vom Eingangstor nach Makutsi entfernt waren, schlug ich einen Busch-Walk zum Camp vor. Einen Guide hatten wir ja dabei. Das wurde allerdings von allen anderen abgelehnt. Versteh ich gar nicht - als ob wir heute auf die Miezekätzchen treffen würden. Stattdessen brachte man ein Ersatzsafari-Fahrzeug, das jedoch einen Platz zu wenig hatte. Wieder zeigte unser Hamburger-Jung, dass er der Held des Tages war. Er beschloss, hinten im Kofferraum zu stehen. Allerdings hatten wir bei den Straßen schon Sorge, dass er uns einfach aus dem Auto hüpfen würde. Zum Glück fuhr nicht Beurkes, sondern ein anderer Guide. Und zwar äußerst vorsichtig. So kamen dann alle zufrieden und müde im Camp an.

Und noch immer war nicht aller Tage Abend - bzw. noch nicht alle Tiere gesehen. Während ich den Ausflug Revue passieren ließ und mein Tagebuch befüllte, fiel mein Blick auf den Boden unseres Rondavels. Da hüpfte es. Allerdings dieses Mal in Froschform. Eine Sekunde lang überlegte ich, ob das wohl ein verwunschener Prinz war und es sich lohnen würde, ihn zu küssen. In Unkenntnis von giftigen Fröschen und Kröten entschloss ich mich aber, es nicht auf einen Versuch ankommen zu lassen.

Stattdessen alarmierte ich Greeny und wir bauten mit den Auflagen der Gartenliegen einen Fluchtweg für das arme Tier, das in unserer Hütte überwintern wollte, aber nicht durfte. Bald schon saß es entsetzt vor dem Rondavel und bewegte sich selbst dann nicht, als wir in Erwartung der Abholung zum Abendessen auf der Terrasse Platz nahmen. Wir konnten nur die Daumen drücken, dass der Kleine sich bis zum Abend berappelt hatte.

Unten an der Lapa interessierte uns dieser Gedanke erstmal nicht (obschon wir sie weiter erzählten, worauf uns heldenhafte Froschaustreibungshilfe angeboten wurde). Schließlich gab es die üblichen drei Gänge zu vernichten. Auch hier wurde wieder ein unschuldiger Gast von einem Grashüpfer angefallen. Dieses Mal war ich es aber nicht. Zum Glück. Der Grashüpfer sprang erst in den Mund der Dame und dann ins ausladende Dekolleté. Der weiß schon, wo es schön ist ...

Mit meiner 180-Meter-leuchtenden-LED-Taschenlampe haben wir übrigens Abends nach dem Frosch gesucht. Er war weg. Und in der Hütte war er auch nicht. Scheint noch mal alles gut gegangen zu sein.


zuletzt bearbeitet 23.04.2017 21:34 | nach oben springen

#16

RE: Bluey und Greeny - Zwei Anfänger auf Safari (Teil 1: Südafrika)

in REISEBERICHTE 27.04.2017 21:05
von blue-rider • Cheetah | 72 Beiträge

So schnell war er da, unser letzter voller Tag auf Makutsi. Kaum zu fassen. Immerhin hielt er noch ein Highlight bereit, die viel besungene Simba-Safari. Drei Stunden normal, Sundowner und anschließend Nachtfahrt. Zudem waren Katzen beinahe garantiert – haben die anderen Gäste behauptet.

Aber noch mussten wir uns gedulden und so fuhren wir noch einmal zum Hippo Hide. Begleitet wurden wir von dem neuseeländischen Pärchen (zumindest vermuteten wir, dass sie ein Pärchen waren. Vom Verhalten war das schwer auszumachen).

Dieses Mal sahen wir wieder Waterbuck, Nyala und Buschbuck auf dem Weg dahin und beim Aussteigen direkt eine kleinere Gruppe Giraffen auf dem Weg zum Wasserloch! Leise schlichen wir also in den Hide und warteten. Leider stand der Wind ungünstig und die Langhälse wollten nicht trinken. Aber immerhin futterten sie.



Natürlich waren auch unsere Freunde, die Schildkröten wieder mit von der Partie und sonnten sich natürlich auf dem Ast am anderen Ende des Sees. Wer keinen Zoom hat, hat eben Pech. So!



Einige Impala schlichen vorbei (da sie die Nacht an unserem Rondavel verbracht hatten, fühlte ich mich schon ein wenig verfolgt). Sie wirkten etwas nervös, aber es war auch sehr windig.



Ich starrte immer wieder auf den Grund des Hides, weil ich hoffte, dass der Waran, der hier lebte, vorbeikommen würde. Doch ich fand nur einen Gecko.



Nach einer Stunde beschloss Greeny, zurück zum Rondavel zu fahren. Sie nahm den Neuseeländer mit – also mehr oder weniger. Seine Freundin und ich blieben und hofften, dass noch etwas Spannendes passieren würde. Tatsächlich flog ein Adler vorbei (er war zu schnell für mich) und schon bald hörten wir die Paviane in der Ferne brüllen. Wir konnten sie sogar in den Bäumen toben sehen. Dabei irritierten sie den Hund der Besitzer und es kam zu einem Brüll-Kläff-Duell, das der Hund verlor. Allerdings nur, weil er von seinen Herrchen angeschnauzt wurde. Unfairer Vorteil für die Affen!

Bald schon kam die Blue Heron-Mutter vorbei, die wir beim ersten Mal beim Füttern gesehen hatten. Dieses Mal checkte sie nur schnell, ob ihre Jungen in Ordnung waren, dann gönnte sie sich eine Auszeit und saß am weit entfernten Ufer. Plötzlich gab sie einen Warnruf von sich. Die Jungen verschwanden und es wurde leise am See. So leise, dass man es in einem Gebüsch rascheln hören konnte. Und das war definitiv kein Wind, der dieses Geräusch verursachte. Kurz war der Kopf von einem Vogel zu sehen. Ein weiteres Rascheln. Dann der Schwanz. Es wurde still. Wir beobachteten das Gebüsch gebannt, aber es war nichts mehr zu sehen. Weder flog der Vogel hoch (ich vermute, er konnte nicht mehr), noch zeigte sich sein Angreifer. Dennoch musste sich dort etwas getan haben, denn kurze Zeit später pfiff die Heron-Mutter erneut. Entwarnung.

Wir starrten noch eine Weile, doch es passierte nichts mehr. Was auch immer geschehen war, wir konnten nur vermuten (der Tipp ist, dass eine Schlange sich den Vogel gepackt hat. Kann aber keine Python gewesen sein, da das Gebüsch jetzt nicht so üppig groß war). Leider durften wir nicht nachsehen, ich gestehe, meine Lust dazu hielt sich auch in engen Grenzen.

Statt einer Schlange oder was auch immer da gejagt hatte, fotografierte ich noch eine seltsam außerirdisch wirkende Libelle.



Dann kam das Auto und wir beschlossen, dass es Zeit war, zu gehen. Vermutlich würde nicht mehr viel Spannendes passieren.

Tja, im Camp war hingegen deutlich mehr Action gewesen. Zumindest für unsere Frühstücksrunde. Während das deutsche Ehepaar noch nichts ahnend zu ihrem Rondavel zurücklief, kamen ihnen plötzlich panische Impala entgegen. Beinahe wären die beiden Fußgänger über den Haufen gerannt worden. Doch die Antilopen hatten einen triftigen Grund für die Eile und die mangelnde Rücksichtnahme, denn das Gepardenweibchen war ihnen – wenn auch erfolglos – auf den Fersen.

Ungefüttert, aber müde legte es sich dann irgendwann zwischen die Hütte des Ehepaares und die Nachbarbehausung und erlaubte beiden, noch hübsche Fotos zu machen … und das Zimmermädchen zu erschrecken. Ich gestehe, ich hätte nichts gegen die Gepardin gehabt. Aber man kann nicht überall gleichzeitig sein.

Ich erfuhr das von Greeny, während wir mal wieder auf der Terrasse lagen und lasen. Antilopen waren heute nicht zu sehen (warum wohl?). Mittags drehten wir noch eine Runde durch den Pool, um uns dann für das nachmittägliche Vergnügen vorzubereiten.
„Löwen, wir kommen. Oder Leoparden. Oder … ist eigentlich egal. Viehzeug, nehmt die Socken in die Hand, die Touris sind im Anmarsch!“


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#17

RE: Bluey und Greeny - Zwei Anfänger auf Safari (Teil 1: Südafrika)

in REISEBERICHTE 29.04.2017 13:07
von blue-rider • Cheetah | 72 Beiträge

Simba-Safari. Das Highlight der Veranstaltung. 3 Stunden normale Safari, Sundowner und dann der Night-Drive, um die nachtaktiven Tiere zu finden. Geleitet von Derek, von dem man nur als „Die Legende“ sprach. Die üblichen Verdächtigen sammelten sich an der Lapa und hüpften dann auch noch ins Safari-Fahrzeug. Da kein anderer wollte, saß ich ganz vorne. Yay. Ich hoffte, unser Guide hat starke Nerven mitgebracht, denn heute würde ich ihn mit Fragen löchern.

Anfangs versuchte uns Derek noch für Impala, Buschbuck etc. zu begeistern, aber da sich mittlerweile zig Bilder davon auf den Kameras befanden, wurden das nur noch kurze Stopps. Man musste es ja nicht übertreiben (sorry, liebe Antilopen). Das sollte sich allerdings noch rächen. Das wunderschöne Kudu-Männchen, das vor uns über den Weg hüpfte, erwischte ich natürlich nicht, weil ich die Kamera noch im falschen Modus hatte (wie auch immer das passieren konnte). Ärgerlich. Hätte ich mal noch ein paar andere Tierchen fotografiert, dann wäre das nicht passiert. Aber Schwamm drüber.

Die Simba-Safari sollte ihrem Namen auch alle Ehre machen. Deshalb war das nächste Ziel natürlich ein echter Simba.



Die lieben Tierchen lagen an ihrem Riss, den sie netter Weise in Sichtweite der Straße gemacht hatten. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das betroffene Zebra der gleichen Ansicht war, wenn es um „liebe“ Kätzchen geht.




Hier hat sich ein Löwenjunges versteckt.

Es war so lange lustig, bis wir der einen Katze zu nah kamen, sie herumrollte und einmal deutlich knurrte. Plötzlich war ich nicht mehr so glücklich, dass ich vorne saß, denn die Löwin lag nur einige Meter neben mir. Da wird einem schon sehr bewusst, dass das Safarifahrzeug oben offen ist.



Derek erzählte uns auch, dass so ein Löwe einen Menschen unter einer Minute töten könnte, während er für einen Büffel fast dreißig Minuten brauchte. Da stellte sich eigentlich nur eine Frage: Wer misst so was?

Anschließend fuhren wir wieder zum See. Natürlich saß der Schreiseeadler wieder auf seinem Baum.



Da ich ihn schon mal abgelichtet hatte, setzte ich die Kamera nach dem ersten Foto ab und prompt flog der Sack los. Hab ihn trotzdem halbwegs erwischt.



Anschließend fand Derek noch ein Krokodil, wie war mir allerdings schleierhaft. Ich hab nur in die Richtung fotografiert, die er zeigte, um das Tier hinterher auf dem Foto zu entdecken.



Auf dem Weg zu den Geparden, die mal wieder am Zaun lagen, kamen wir an einem hübschen Kudu vorbei.



Und dann sahen wir natürlich die drei Jungs, die erst so taten, als wollten sie posieren, es dann aber ließen.



Da mir etwas zu viel Zaun auf dem Bild war, ließ ich das weitere ablichten. Was bringt das schönste Gähnen, wenn ein Draht davor ist?

Während wir noch so dämlich herumstanden und halbschlafende Katzen beobachteten, ereilte Derek ein Hilferuf. Ein anderes Fahrzeug steckte im Fluss fest. YAY, das versprach, spannend zu werden. Also los, einmal abschleppen.



Das war dann auch sehr schnell erfolgreich. Übrigens schoben die Insassen derart kräftig mit, dass eins von den Mädels der Länge nach ins Wasser fiel, als das Auto anruckte. Zum Glück war es warm! Der andere Guide erzählte währenddessen, dass er mit zweimal der „Anführer“ der Hitliste wäre, eine Kollegin hätte schon neunmal aus dem Fluss gezogen werden müssen. Frau am Steuer … Wir stellten zudem fest, dass wir uns in Deutschland keine Sorgen um Abgase machen brauchen, wenn ich sehe, was da aus den Autos kommt (war ich froh, vorne zu sitzen).

Wenn wir gerade bei Wasser waren, fuhren wir dann auch zum nächsten Wasserloch, wo wir dann auch die Wasserbüffel fanden. Oder so.




Ich überlege ja, das als Desktophintergrund für die Arbeit zu nehmen - aber der unterm Tisch schlafende Mann von Loriot tut's auch.

Der eine hatte leider eine Bisswunde am Hals. Wohl von den Löwen. Irgendwie tat es mir leid, dass ich vor zwei Tagen gefragt hatte, ob die örtlichen Kätzchen an den Büffeln knabbern würden. Damals antwortete unser Guide noch, dass sie zu viel Angst hätten. Ich glaub, wir haben sie provoziert. Derek meinte, dass sie den Tierarzt kommen lassen würden, weil Büffel teure Tiere wären.

Übrigens war auch bald ersichtlich, welcher Guide hier die „Hosen“ anhatte. Als Bethwell mit seiner Gruppe ankam und murmelte, dass die Büffel wohl untereinander ein wenig gekämpft hätten, rief Derek etwas in … fragt mich bitte nicht, welche Sprache es war … und sofort kam: „Da hat wohl ein Löwe, der sich da den Büffel geschnappt hat …“

Als wir weiter fuhren, hielten wir vorschriftsmäßig an Zebrastreifen – ich hab den rechten Spikey genannt, wegen seiner Mähne.



Wir suchten allerdings die Elefantenherde, die sich uns nur als Einzeltier zeigte.


Man sagt, die Form der Ohren gleiche dem afrikanischen Kontinent. Das linke Afrika hatte leider in der Jugend des Rüsselträgers unsanften Kontakt zu einem Dornenbusch.



Wie das halt so ist. Die Landschaft war aber hübsch.



Statt der Elis fanden wir Giraffen mit Vögeln drauf.



Dann gab es die versprochenen Sundowner und Snacks. Und natürlich Gruppenfotos, die ich hier nicht zeigen werde. Wer wollte, konnte den „pinken“ oder den „blauen“ Busch aufsuchen. Derek verschwand sehr lange – wir dachten, hinter den blauen Busch, aber de facto suchte er nach dem Leopard. Man konnte ihn auch brüllen hören (die Katze, nicht den Guide), daher war es Zeit, die Zelte abzubrechen. Allerdings gab es da noch das Problem, dass wir ne offene Flasche hochgeistige Prickelbrause übrig hatten. Diese musste noch geleert werden – in unsere Gläser natürlich. Ich wollte ja nicht so viel, aber wenn Derek schon mal dabei war… na ja, selbst schuld. Musste er damit leben, dass der Beifahrer irgendwann fröhlich anfangen könnte zu singen (ich konnt mich beherrschen) oder „Wuhu“ zu schreien, wenn es bergab geht (da musste ich mich WIRKLICH bremsen).

Es ging zurück durch den Fluss und dann war es zu dunkel für weitere Fotos.



Schade, denn kaum wurde es grau um uns, fuhren wir mitten durch die Elefantenherde. Zehn oder mehr Tiere, von denen eins auch fröhlich eine „Mock Charge“ aufs Auto führte. War ich froh, dass ich vorne saß … Man muss schon sagen, die Tiere sind sehr beeindruckend im Dunkeln! Vor allem in der Masse und wenn sie so nah am Auto sind.

Wir fanden übrigens keinen Leoparden, so sehr Derek auch suchte (man fragt sich ja, wie er Auto fahren und Suchscheinwerfer bedienen gleichzeitig schafft), dafür einige Buschbabys. Eins war direkt über uns in einem Baum. Ich fand es ja sehr lustig, dass unser Guide „please don’t pee on me“ flehte – bis mir einfiel, dass ich ja direkt neben ihm saß und es mich ebenfalls treffen würde.

Wir stießen zudem auf ein schlafendes Nashorn mit zweieinhalbjährigem Baby. Das Kleine wusste es nicht, aber seine ruhigen Tage sind bald vorbei. Dann darf es nämlich alleine klar kommen. Zudem fanden wir eine Zibetkatze, einen Hasen (uuuh, Hasen!) und Derek sah ein Genet. Wir jetzt nicht, aber wer nicht schnell genug ist …

Unser Guide schien trotzdem sehr geknickt, dass er uns statt eines Leoparden nur einige Sternbilder zeigen konnte. Die Sterne sahen aber auch gut aus … (oder ich hatte einen im Tee – ich denke, eine Mischung aus beidem).

Das Abendessen war gut, wir verabschiedeten uns von unseren Mitreisenden. Diese würden am nächsten Tag noch ein Tierrehabilitationszentrum besuchen und wohl früher weg sein, als wir frühstückten. Anschließend fuhren wir zu unserem Rondavel. Leider passten wir die Fahrt so ungeschickt ab, dass wir mit den Ladys fuhren, was diesen sehr unangenehm war (und uns irgendwie auch … sorry, Ladys! Wir wollten eigentlich nicht stören).

Im Rondavel erwartete uns dann tatsächlich der Frosch. Dieses Mal wollte er einen Kuss von Greeny, aber auch die wollte ihn lieber aus der Hütte scheuchen. Was wir auch taten – dummer Weise warfen wir dabei nicht nur die Blumendekoration um, sondern möblierten die Hütte einmal neu. Der Hüpfer war sehr hartnäckig und wir sehr ungeschickt („weniger kichern, mehr scheuchen“ wäre besser gewesen), aber irgendwann hatten wir ihn da, wo wir ihn haben wollten, ohne gleichzeitig zu viele Mücken hereinzulassen. Blieb nur noch die angerichtete Sauerei wegzuräumen. War zum Glück nur Wasser auf dem Fußboden.


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#18

RE: Bluey und Greeny - Zwei Anfänger auf Safari (Teil 1: Südafrika)

in REISEBERICHTE 02.05.2017 21:49
von blue-rider • Cheetah | 72 Beiträge

(Hab vor zwei Tagen die ersten Schwalben gesehen – wenn man bedenkt, dass die vor einigen Wochen noch in Südafrika waren … ich hätte die Strecke so schnell nicht ohne Hilfsmittel geschafft.)

Am letzten Morgen wurden wir informiert, dass die Elefanten das Torhaus demoliert hatten. Die Scherzkekse. Waren wohl sauer, dass sie nicht das Auto umschubsen durften oder fanden es nicht lustig, dass Derek sie angeschimpft hat, damit sie besagtes Fahrzeug in Ruhe ließen …

Beim Frühstück kam dann die Frage auf, ob das Okavango Delta nicht der Ort wäre, wo man stundenlang unterwegs wäre, ohne Tiere zu sehen. Ich verneine das, habe aber einen gewissen Reisebericht in einem gewissen Forum im Hinterkopf (ne, Picco?). Dann geht es Getränke zahlen, Tip-Boxen füttern, packen, verabschieden, sechsmal durchs Rondavel rennen und gucken, ob nichts vergessen wurde … Irgendwann sitzen wir dann vor unserer Hütte und warten auf das Gepäcktaxi. Es brummte, allerdings in der Luft, nicht auf der Straße, und ein Riesengrashüpferungezieferviech sauste an meinem Kopf vorbei (immerhin) – und voll gegen die Hütte. Was haben wir gelacht. Bald darauf kam auch schon Derek, sammelte unser Gepäck ein und dann ging es tatsächlich in Richtung Hoedspruit Flughafen.

Eine Transitnacht noch, dann würden wir zum richtig großen Abenteuer kommen: Okavango Delta. Eine riesige Wildnis ohne Menschen, aber mit Hottehüs ... Der Traum eines jeden Reiters, hoffentlich. Immerhin gab es genug Rezensionen im Internet, die sich gerade über die Reiterei beschwerten, von Stürzen sprachen etc. … aber da stand nie das Reitlevel des Berichtenden bei und ich wusste, wie Leute so sind. Nur weil da steht „man muss reiten können“, heißt das ja nicht, dass sich da jeder richtig einschätzt. Wobei das natürlich auch Fragen bezüglich der eigenen Reiterfahrung aufwarf – ob man sich selbst richtig einschätzte? Ob man genug trainiert hatte?

Na ja, heute würde es noch ruhiger werden. Wobei ich ja schon etwas nervös war, ob das mit der Lodge (vollmundig „Africa Paradise“) alles klappen würde. Schließlich hatte ich nicht das Gefühl, dass die bei der Buchung verstanden haben, dass wir aus dem Inland kommen würden. Aber da wir eh nach der Landung anrufen sollten … (Zitat aus der E-Mail „Please call when you are through immigration“ – wieso Immigration, wenn wir schon im Land sind? Entweder sind diese afrikanischen Einwanderungsgeschichten sehr seltsam oder die Dame hat meine Mail nicht verstanden … Spoiler: Beides trifft zu.)

Auf der Fahrt zum Flughafen hielt Derek noch an der Apotheke, da er die Grippe bekäme (bei denen ist alles Grippe, die bekommen keine Erkältung. Nachvollziehbar bei den Temperaturen). Er ließ uns also im Auto sitzen, Fenster einen Spaltbreit auf … So fühlen sich also vergessene Hunde (und ja, wir wurden auch mit derselben Neugier gemustert). Ich unterdrückte den Wunsch, freche Bemerkungen über den Parkplatz zu brüllen. So was wie „Das passiert, wenn man dem Guide nicht genug Trinkgeld gibt“. War ja auch nicht lange und die Erkenntnis, dass es Medis in Afrika in diskreten, braunen Tüten mit aufgedruckten gibt, war auch erheiternd und führte zu einigen spitzen Bemerkungen zwischen Greeny und mir (allerdings außer Hörweite des Guides, „Sexshop“ ist ja deutsch wie englisch das gleiche Wort).

Der Flughafen in Hoedspruit war immer noch winzig, aber es gab Wlan … das allerdings so krüppelig war, dass ich mein Mailpostfach nicht aufbekam. Aber immerhin konnte ich eine kurze Statusmeldung nach Hause schicken und meinem Vater zum Geburtstag gratulieren (ich bin eine schlechte Tochter, über seinen Geburtstag wegzufahren …).

Bald schon machten wir uns auf den Weg zur Sicherheitskontrolle. Ein Vervet Monkey hüpfte noch über den Flughafenzaun und dann ging es schon durch den Piepser. Natürlich hatte ich meinen Reisepass in der Handtasche gelassen (nachdem der schon zweimal kontrolliert worden war …) und stand nun ganz bedröppelt vor der Dame, die den jetzt ein drittes Mal checken wollte. Sie hatte ein Einsehen und ließ mich trotzdem durch (und wollte das Ding auch nicht noch mal gezeigt bekommen).

Dann übers Rollfeld marschieren, mir wieder meine angeblich zu große Handgepäckstasche abnehmen lassen und in den Flieger hüpfen – dieses Mal sogar ohne mir die Rübe beim Einstieg zu stoßen. YAY! Ich werde besser.

Die Luft in dem Ding war allerdings zum Schneiden. Widerlich! Als Ausgleich mopsten die ersten Touris sich schon mal Wasser aus den Gepäckablagen und einer meinte, den Flug zu filmen … Schön! Die Dame vor mir verstand hingegen nicht, dass auch ein Smartphone ein Elektrogerät ist, das ausgeschaltet gehört … und dann saßen wir auch noch auf den falschen Plätzen. Fing ja schon gut an. Zum Glück tauschten die beiden Mädels, die eigentlich in unserer Reihe gesessen hätten. Und dann ging es endlich los … und schon bald stellte sich das wohlige Safarifahrzeuggefühl ein. Es hoppelte, es ruckelte, es hüpfte, es sprang … so schlimm, dass die versammelte Mannschaft im Flieger einmal laut aufseufzte, als wir in einer Kurve in ein Luftloch kamen. Zwecks ausgleichender Gerechtigkeit wemserte der Pilot das Flugzeug auch rüde auf die Landebahn – vielleicht hat ihm das Rollfeld ja mal ein Date versaut und daher diese Behandlung verdient …

Wir waren alle sehr dankbar, als wir im Bus zum Terminal standen. In einem Stück, wohlgemerkt. Das Busfahren war auch nicht so schlimm, unser Gepäck war auch mitgekommen (okay, bei dem kleinen Flughafen) und als ich das Handy einschaltete, sah ich schon den verpassten Anruf unserer Lodge. Gut, bis ich die Dame dann letztendlich erwischte, dauerte es noch ein wenig … aber dann konnte ich darauf hinweisen, dass wir am nationalen Terminal standen. Nein, nicht am internationalen. Ja, wir sind von Hoedspruit eingeflogen. Okay, wir warten draußen. Was wir anhaben? (Diese Momente, wenn man sich fragt, was man denn da wieder gebucht hat …)

Draußen warten war dann absolut unangenehm. Zum einen ging gerade der schönste Platzregen hernieder und prasselte auf das Metalldach, so dass man sein eigenes Wort nicht verstehen konnte. Es war dementsprechend kalt und usselig. Trotz der Jacken. Zum anderen wurden wir garantiert von zehn Taxifahrern angesprochen, ob wir denn kein Taxi bräuchten. Und ich sag mal so: Bei einer Menge von den Herren wäre ich im Leben nicht in ein Fahrzeug gestiegen. Immerhin hat man Geschichten gehört, die in diesem Szenario überdeutlich vor dem inneren Auge auf und ab schweben. Zumal wir zwei alleinreisende Damen waren, beide fast noch U30 (okay, ich zu dem Zeitpunkt seit 1,5 Monaten nicht mehr … aber beinahe).

Dann hüpfte es uns plötzlich von der Seite an. Nein, dieses Mal kein Grashüpfer wie des Morgens und am Vorabend (und am Tag davor … und am Tag DAVOR und …), sondern es war Janet, unser „Taxi“. Ab hier klappte der Transfer dann auch reibungslos. Janet plapperte ununterbrochen und versicherte uns, dass wir in einer sicheren Gegend untergebracht wären. Falls das Wetter aufklaren würde, könnten wir uns ja auch das Vogelschutzgebiet in der Nähe anschauen.

Wir erreichten die Logde. Sie machten einen ordentlichen Eindruck und Greeny und ich bezogen unsere Zimmer.




Interessanter Weise hatte Bluey den grünen ...



... und Greeny den roten Raum.

Allerdings muss man sagen, dass die Eingangskontrollen vor dem Stadtgebiet genauso wenig dazu geeignet waren, uns ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, wie die hohe Mauer um die Lodge oder der Stromzaun oder die Videoüberwachung oder die Liste mit Sicherheitshinweisen in der Check-In-Mappe. Daher waren wir sehr dankbar, dass es den ganzen Abend regnete und wir eine gute Ausrede hatten, nicht noch mal durch die Gegend zu laufen.

Essen gab es auch in der Lodge und zwar in ziemlich großen Portionen. Ich glaube, meine Tomatensuppe hätte für eine vierköpfige Familie gereicht und die Pizza hinterher war dann des Guten zu viel. Der Service war okay, die Mädels hier waren eher zurückhalten. Die Zimmer waren sauber (allerdings wohl ehemalige Garagen) und das Bad hatte Wasser. Und so beendete ich meinen letzten Tag in Südafrika mit dem Sortieren von Wäsche, dem Nachimprägnieren des ein oder anderen Kleidungsstücks und der Vorfreude auf den nächsten Tag.

(Den zweiten Teil des Reiseberichts werde ich ins Botswana-Forum verlegen).


zuletzt bearbeitet 02.05.2017 22:00 | nach oben springen

#19

RE: Bluey und Greeny - Zwei Anfänger auf Safari (Teil 1: Südafrika)

in REISEBERICHTE 03.05.2017 08:12
von Picco • der mit dem Klo tanzt | 1.512 Beiträge

Hoi Du

Zitat von blue-rider im Beitrag #18
Beim Frühstück kam dann die Frage auf, ob das Okavango Delta nicht der Ort wäre, wo man stundenlang unterwegs wäre, ohne Tiere zu sehen. Ich verneine das, habe aber einen gewissen Reisebericht in einem gewissen Forum im Hinterkopf (ne, Picco?).

Hmmm???
Wie meinen???


Gruss

Picco

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Meine Reiseberichte
zuletzt bearbeitet 03.05.2017 08:13 | nach oben springen


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