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(Der erste Teil des Reiseberichts findet sich im Südafrika-Forum).
So entspannt der Vortag endete, so blöd fing der nächste an. Mir war ein Körperpflegemittel in den Kulturbeutel gelaufen. Alles waschen und trocknen, Greenys Fön borgen, Tasche fönen … so muss es laufen!
Dann frühstücken, es war okay, aber nicht üppig, und los zu diesem schrecklichen Flughafen (sorry, aber den O. R. Tambo kann ich echt nicht leiden). Vor dem Gebäude durften wir noch einer Frau beim Rückwärtsausparken zuschauen und sie tat das, was die Klischeefrau von heute tut. Rudern, Manövrieren, irgendwie über drei Lücken vorne rum drehen. Aber raus ist raus.
Unterdessen checkten wir uns und das Gepäck ein und bald schon ging es weiter nach Maun. Das Tor zum Okavango Delta (und der Ort, wo wir in eine verdammt kleine Cessna umsteigen sollten – noch etwas, das nicht gerade oben auf meiner To-Do-Liste stand. Vor allem nach den Flügen bisher).
Der Start des Mittelstreckenfliegers war auch mal wieder etwas holperig, die Landung dafür weich. Dann übers Rollfeld sprinten und in die Schlange an der Einwanderung einreihen. Zum Glück war es ausreichend warm, damit man auf dem aufgeheizten Asphalt auch die volle Wirkung der afrikanischen Sonne zu spüren bekam. Quasi Kontrastprogramm zum Vortag.
Wir bekamen die Zettel in die Hand gedrückt aber natürlich keine Stifte. Aber wofür hat Frau von Welt eigentlich einen Kuli und einen Reisepass? Und schon wurde das wundervolle Formular bekritzelt, auch wenn man zum Teil nicht wusste, was man da reinschreiben soll, aber hey … bisschen Schwund ist immer.
Wir waren dann auch die letzten „drin“, fanden aber unseren Piloten Chris schnell. Er machte einen sehr netten Eindruck und versprach, dass er sein Bestes geben würde, damit wir nicht die Kotztüten fütterten. Wir schauten uns um, doch es war niemand da, um unser „Übergepäck“ in Empfang zu nehmen. Also wurde das Zeug kurzerhand mit verladen. Hieß es nicht, nur weiche Reisetaschen und 12-20kg? Na ja, wir hatten ja eh keine Wahl und wenn der Pilot nicht meckerte … Also ab durch die Sicherheitskontrolle. Unser Fahrer Godfrey hatte uns übrigens mehrfach seinen Namen eingeschärft, damit wir in dem Chaos hinter der Sicherheitskontrolle nicht verlorengingen. War auch nötig. Es wurde gesucht und gerudert und Gäste eingesammelt … Bald waren auch wir dran.
Bis zur Cessna musste auch zweimal bestätigt werden, dass die Herren das korrekte Gepäck eingeladen hatten und dann ging es in das winzige Fünfsitzerflugzeug. Chris gab uns noch eine kurze Sicherheitseinweisung (u. a. „Das sind die Kotztüten, wenn ihr sie benutzt, dürft ihr den Inhalt gerne behalten.“) und erklärte, dass wir gleich zweimal starten und landen durften, während die anderen beim ersten Mal rausgeworfen wurden. Na dann …
Und schon ging es aufs Rollfeld. Man war dieses winzige Dingsi laut … Aber der Start war echt bequem und bevor ich mir überlegen konnte, ob ich jetzt Angst hatte oder nicht, lag das Delta unter uns. Wow! Einfach nur wow.
Und schon sahen wir die ersten Elefanten.
Elefanten, oder wie heißen die schwarzen, aggressiven Tiere mit den Hörnern?
Viel zu bald flog Chris eine Kurve (dabei gab es einen Elefantenbullen zu bewundern, der ein Schlammbad nahm), um den Airstrip von Tieren freizumachen und … setzte butterzart auf. Schön. Als Willkommen – für die anderen Gäste- gab es Störche und Red Lechwe.
Die Engländerin, mit der ich mich kurz unterhalten hatte, konstatierte indessen, dass ich ein sehr exaktes Englisch hätte, weshalb sie hätte wissen müssen, dass ich deutsch bin. Ich bin noch nicht sicher, ob das ein Kompliment werden sollte, buch das aber mal in die Kategorie.
Und schon ging es wieder los. Dieses Mal sprinteten zwei Gnus vom Airstrip weg. Beim Start. Wollt ihr mich umbringen? Zehn Minuten später erreichten wir Cement (toller Name) und damit unser Ziel. Chris schaute uns mit großen Augen an. „Ihr wollt Reitsafari machen? Das ist aber mutig. Ich bring hier immer mal wieder Verletzte raus. Seid vorsichtig und fallt bloß nicht runter.“
Es hebt ab, nichts hält es am Boden ... *sing*
YAY. Was für ein aufbauender Satz von jemandem, der die Situation wohl kennen musste ... Es formte sich ein Gedanke: In was für eine Scheiße hatten wir uns denn da reingeritten (im wahrsten Sinne des Wortes). War es Zeit, eine Ohrläppchenzerrung vorzutäuschen? Im Internet hatte man ja durchaus von Stürzen gelesen und von schwer zurückzuhaltenden Pferden und …
Aber es war keine Zeit, darüber nachzudenken. Unser Fahrer sammelte uns und die Taschen ein und wir sprangen ins Safarifahrzeug. Los ging‘s. Auf dem Weg zum Camp sahen wir schon die ersten Warzenschweine, einen Büffel, Schreiseeadler, Kudu und Impala. Schien also doch Tiere zu geben, allerdings waren diese noch sehr fotoscheu.
Highlight war eine Leopardenschildkröte in der Fahrspur, die allerdings von unserem Fahrer übersehen wurde. Ruhe in Frieden, armes Tier. Brachte es wohl Unglück, Schildkröten zu überfahren?
Die Nervosität stieg. Vor allem, als wir uns der ersten Brücke näherten.
Auch hier war aber die Umgebung zu schick, als das wirklich Angst aufkam.
Im Camp wurden wir schon von Bongwe und den Ladys erwartet und es gab ein Begrüßungsständchen. Danach obligatorische Drinks, damit es einem auch leicht viel, „sein Leben abzuschreiben“ (to sign your life away – gibt keine schöne Umschreibung dafür). Dank des engen Zeitplans ging es fix zu Zelt Nummer 3. Uns wurde noch mal eingeschärft, den „Monkey Clip“ am Zelt anzubringen, damit die örtlichen Paviane sich nicht an unseren Klamotten zu schaffen machen konnten.
Hübsch ist es ja - so lange keine Paviane drin waren.
Umziehen, einsprühen und dann zurück zum Main Tent. Kaffee, Kuchen und Reitzeit.
Zum Glück war noch eine andere Reiterin da, die aber am nächsten Tag abreisen sollte. Sie wirkte sehr müde und meinte, dass das ein ziemlicher Schlauch sei. Hab ich schon „In was für eine Scheiße …“ erwähnt? Andererseits, jeden Tag sechs Stunden im Sattel, morgens 4 Stunden und abends 2 Stunden … das musste ja auf die Muskeln gehen.
Während ich noch so an meinem viel zu leckeren Kuchen mümmelte, betrat unser Guide das Hauptzelt. Sonnenbrille, lange Dreadlocks, typischer Reitergang und … ein verdammt großes Gewehr. Scheiße. Auf einmal war die Gefahr sehr real geworden … Der Puls hüpfte noch mal ein paar Taktzahlen hoch.
Der Guide stellte sich als Thabo vor und „lieh“ uns mal eben für eine weitere Sicherheitsunterweisung. Ganz kurz:
- Es gibt einen Head-Guide und einen Back-up-Guide (für Notfälle). Ersterer ist vorne, letzterer hinten.
- Es wird im Gänsemarsch geritten (müsste es dann nicht Reitermarsch heißen?). Im Wasser darf man zur Seite ausweichen.
- Der Head-Guide wird nicht überholt. Unter keinen Umständen.
- Bitte bleibt nah genug am Vordermann und bummelt nicht. Wenn die Gruppe auseinanderfällt, ist das ein Sicherheitsrisiko.
- Die Pferde durften während des Reitens futtern, so lange sie nicht stehen blieben. Bei Fotostops sollten die Zügel langgelassen werden, damit die Pferde grasen konnten. Sonst würden die Fotos eh verwackeln.
- Wenn man runter fällt, stehen bleiben, man wird eingesammelt (da ich am ersten Tag ein Pferd bekam, das sich in dem Falle nach Hause aufgemacht hätte, frag ich mich ja, was die dann gemacht hätten?)
- Es gibt Handzeichen, Trab, Galopp, Giraffe (Pommesgabel des Todes), Antilope (Peace-Zeichen), Zebra (alle fünf Finger ausgestreckt), Elefant (wedelnder Rüssel), Loch im Boden (wie Elefant nur mit Finger nach
unten – das hab ich die ersten Tage echt ständig durcheinander geworfen).
- Bei Loch im Boden, bitte in andere Richtung ausweichen und nicht ins Loch reiten.
Alles klar? Dann geht es los – vergesst eure Wasserflaschen nicht. Ach ja: Und morgen bitte Sonnencreme einpacken.
Wir stapften also zum Stall und bekamen auch gleich die Spuren im Sand erklärt. Schildkrötenspuren mochte ich gerade nicht so, musste immer noch an das Knacken des Panzers denken. Urgh.
Im Gegensatz zu „zu Hause“ gab es die Pferde gesattelt und getrenst. Die Grooms packten noch die Wasserflaschen in die Halter, ließen uns über einen Block aufsteigen und richteten Sattelgurte und Steigbügel. Ungewohnter Service, daheim mach ich so was selbst. Aber ist ja Urlaub.
Ich hatte Caesar, ein 1,52m großer, dunkelbrauner Wallach (was trotz meiner 1,75m Körperlänge gut aussah – überraschend irgendwie), fast 20 Jahre alt, was zumindest für Ruhe und Erfahrung sprach. Dachte ich, in meinem jugendlichen Leichtsinn. Im Internet stand was von gutaussehendem Pferd (das stimmt), mit netten Gängen, das unter einem sanften Reiter Topleistung bringen würde.
Oder übersetzt: Ich bekam noch die Warnung, dass mein Pferd „sehr stark vorwärtsginge“ (yay, genau das wollte ich schon immer mal haben) und dann sortierten wir uns hinter Thabo ein. Die mahnenden Worte im Ohr schummelte ich mich an zweite Stelle. Sicher ist sicher.
Greeny bekam Apache, einen Araber-Schimmel von 1,43m. Sie musste meinen Reitstil von hinten beobachten, die Arme (jaja, ich weiß: Das ist kein Reitstil, das ist Tierquälerei – aber es bringt mich von A nach B).
Wir waren kaum vom Stall weg, da trabten wir auch schon los. Steigbügelcheck. War aber alles okay, also konnte es weitergehen. Tiere suchen. Ich gestehe, am ersten Tag hab ich mich erstmal aufs Reiten konzentriert. Zudem liefen alle Fotoziele weg, sobald ich die Kamera zückte – die Biester! Wollten alle nicht berühmt werden (O-Ton Thabo). Aber es waren auch nur die üblichen Verdächtigen in Form von Impala und Giraffen und so …
Diesen ersten Ausritt, nur mit Schritt und Trab, weil man sich ja an das Pferd gewöhnen musste, meisterten wir erfolgreich und ohne große Aufreger. Tatsächlich wäre es schwer gewesen, das Grasen des Pferdes zu unterbinden, da das Gras verdammt hoch war (zum Teil höher als wir Reiter auf dem Pferd). Die Hottis brauchten quasi nur den Kopf drehen und zuschnappen. Also einfach zulassen und nicht drüber ärgern. Rumzanken würde man sich mit dem edlen Reittier noch früh genug.
Es war eine sehr angenehme, entspannte Runde und nach – gefühlt – fünf Minuten gaben wir die Pferde ab, bestätigten, dass wir sie am nächsten Tag reiten wollten und gingen zurück zum Camp für Drinks und den „Nach-Reiten-Snack“. Und das kurz vor einem Drei-Gänge-Dinner.
Da der Hufschmied da war, saßen wir bald ums Lagerfeuer und sprachen – natürlich – über Pferde. Was sonst. Und Reitunfälle, Knochenbrüche … die schönen Themen halt.
Der nette Herr mit dem Bier ist übrigens Thabo.
Währenddessen beobachtete uns Bongwe skeptisch. Irgendwann, er hatte wohl die dritte oder zwanzigste Mücke erschlagen, fragte er:
„Seid ihr etwa eingesprüht?“
Als wir nickten, lichtete sich seine finstere Miene und er beschloss, dass er das jetzt auch tun würde. Nicht, dass es viel half. Die Mücken mochten ihn einfach lieber als uns. Dafür war ich irgendwie dankbar, so böse das klingt.
Bald schon gab es Essen. Auch das war wirklich gut. Ich stellte nur fest, dass man deutschen Aberglauben nicht verbreiten sollte (ich glaub, ich hab die Leute sehr verwirrt, als ich ihnen den Brauch mit dem verschütteten Salz erklären wollte … dummer Reflex zu sagen, dass verschüttetes Salz Pech bedeutet).
Es zeigte sich allerdings, dass ich Recht hatte. Verschüttetes Salz bringt Unglück (auch wenn die Guides behaupteten, dass wir totales Glück hatten). Denn Bongwe rief uns vom Essen weg, wir sollten gucken kommen. Die anderen murmelten was von Leopard (na toll und ich hatte die Kamera im Zelt). War es aber nicht. Sondern eine 3m lange Python. Und das bei meiner Liebe zu Schlangen. Brr. Wobei es echt ging – also mit genug Abstand und so.
Nach dem Essen wurden wir ins Zelt gebracht und machten uns fertig. Allerdings fragte ich mich, wie ich bei dem Gedanken an herumkriechende Schlangen schlafen sollte. Vor allem, da draußen die Frösche und Kröten ein Konzert veranstalten, das in Deutschland definitiv zu Beschwerden wegen nächtlicher Ruhestörung geführt hätte. Wie soll ein armer Safarianfänger da in Ruhe schla… *schnarch*.
Der Tag begann mal wieder viel zu früh, noch vor dem Wecker. Ich war wohl mal wieder etwas aufgeregt. Immerhin sollte es heute vier Stunden am Stück rausgehen. Etwas Ähnliches hatte ich letztes Jahr auf Menorca gemacht, aber da hatte ich definitiv ein ruhigeres Pferd (was ich zugegeben vorher auch nicht wusste).
Pünktlich um 6 Uhr erschienen die Ladys mit dem morgendlichen Tee. Um 06:30 Uhr ging es dann zum Frühstück, nicht ohne vorher noch den Ausblick von unserem Zelt festzuhalten.
Während wir uns mit Black Crested Barbets, Yellow-Billed-Hornbills, Glossy Starlings und Buschhörnchen um die Muffins und die Cornflakes stritten, bekam Mandy ihre Einweisung, wann sie fliegen würde. Ich war ja froh, überhaupt etwas runter zu bekommen, ich beschränkte mich allerdings auf ein leichtes Frühstück. Reitet ja auch alles mit.
Dann ging es – mit gefüllten Wasserflaschen – zu den Hottis. Gleiches Spiel wie gestern. Die Pferde standen gesattelt rum. Wir hüpften ihnen ins Kreuz. Ich ließ mir noch die Bügel einen kürzer machen (ist besser, wenn man hohes Tempo gehen will) und der Groom meinte, dass Caesar bereit wäre, Leistung zu bringen (genau das machte mir Sorgen). Dann ging es los. Der erste, große Ausritt.
Auch heute begannen wir früh mit einem leichten Galopp (von wegen 20 Minuten warmreiten wie im Dressurlehrbuch … wobei das eh kaum einer macht, auch in Deutschland nicht). Caesar bestätigte alle meine Befürchtungen, aber auch meine Hoffnungen. Er war gut drauf und gewillt, nicht von Thabos Fersen zu weichen, allerdings drängte er auch nicht zwangsläufig dran vorbei. Es war also alles gut. Ich war zwar ziemlich sicher, dass er eher auf Thabos Signale als auf meine reiterlichen Kommandos hörte, aber auch damit konnte ich klar kommen.
Caesar war übrigens definitiv auf der „Snack Side of Life“. Der hatte schon die ersten Portionen Gras drin, da hatten wir den Aufwärmgalopp kaum begonnen. Aber gut, es war ihm gegönnt.
Da der Aufwärmgalopp so gut geklappt hatte, beschloss Thabo, dass es Zeit für einen richtigen Galopp war. Und schon ging es im Vollspeed um die Bäume. Das sah in echt wirklich etwas beeindruckender aus als auf den youtube-Touri-Videos – ich behaupte, wir hatten auch ein wenig mehr Tempo. Es war schon ein etwas beunruhigend, da wir keinem festen Weg folgten und es schwer war zu erkennen, wo es jetzt hingehen würde. Also für mich. Caesar wusste das immer vor mir und überlegte sich daher, dass gelegentliche Abkürzungen (oder zumindest die Versuche, solche zu nehmen) keine schlechte Idee wären. Es ist nie eine gute Idee, wenn das Pferd irgendwo hinrennt, wo der Reiter nicht hinwill. Allerdings konnte das ich erfolgreich verhindern. Witziger Weise ist mir mittlerweile klar geworden, dass meine „Dicke“ zu Hause das genauso macht, da stört es mich aber deutlich weniger, weil ich das gewohnt bin. Nur weil zwei Pferde dasselbe tun, ist es noch lange nicht das Gleiche.
Während der folgenden Schritttour zippte Thabos Pferdchen durch die Gegend. Es beschloss nämlich, dass in dem Busch ein Löwe säße und hüpfte einfach mal weg. Wie unser Guide nur trocken kommentierte: „Er traut meinen Schießkünsten nicht.“ Caesar ignorierte das Gehüpfe vor sich geflissentlich. Dahingehend war er einfach superbrav.
Irgendwann absolvierten wir auch einen ersten Wasser-Galopp. Sprich wir preschten mit den Hottis gepflegt durchs – aus menschlicher Sicht knietiefe – Wasser. Total lustig, sorgte aber dafür, dass man von Kopf bis Fuß pläddernass war. Zumal ich mich nicht traute, Caesar zur Seite ausweichen zu lassen (da wär ich dann davongaloppiert und am ersten Tag wollte ich ja noch so tun, als könnte ich reiten). Abstand halten war mit ihm ja auch nicht möglich, der wurde lieber getränkt, anstatt mal abreißen zu lassen. Selbst schuld, oder so. Greeny meinte übrigens, es hätte immer ausgesehen, als wollte die Hinterhand die Vorderhand überholen. Es war also nicht nur „gefühlt“ schnell, sondern auch tatsächlich.
Das mit der Tierfotografie klappte noch nicht so gut, obwohl ich die Kamera deutlich weiter vorne am Gürtel befestigt hatte (wo sie beim Reiten nervte, aber ich kam deutlich besser dran). Teilweise lag das daran, dass sich die Tiere verdrückten, sobald sie uns sahen, teilweise weil sie pinkelten (so eine Herde Impala, bei der ich mich strikt weigerte, sie abzulichten, weil sie alle kleine Pissnelken waren) und teilweise, weil ich noch etwas herum memmte. Aber es gab erste Elefantenbilder.
So viel zum Thema: Nie wieder Elefanten.
Und bald zick-zackten wir uns vorsichtig an eine Herde Zebras heran. Es dauerte etwas, bis sie uns nahe kommen ließen, aber dann waren es nur wenige Meter!
Wobei hier Thabo die Kamera hatte. Fehler. Gib niemals einem Mann ein technisches Spielzeug. So wurden wir auch zwecks Reiterbildern in einen kleinen Tümpel gescheucht. So froh ich bin, die Bilder zu haben – ich hasse es, auf Fotos zu sein (und nein, das werd ich hier garantiert niemandem zeigen).
Ein Pferd in einem See, ergo ein Seepferd.
Insgesamt war es wohl ein ruhiger Tag mit Impala, Kudu, Zebra, Elefanten, Giraffen und Tssessebe. Zudem der typische Go-Away-Bird (nach seinem Ruf, der sich wie „Way“ anhört). War ganz angenehm, um sich ans Reiten zu gewöhnen. Und an die Handzeichen. Meine Güte, wie sollte ich jemals zwischen „Loch im Boden“ und „Elefant“ unterscheiden können?
Wir sahen auch einen sehr seltenen Vogel (Thabo behauptete, den erst zum zweiten Mal in seinem Leben zu sehen). Natürlich hab ich den Namen vergessen und kein Foto gemacht, weil ich ein kleiner Schisser bin – und das Tierchen auch gar nicht gesehen hab. Es saß gut versteckt im hohen Gras und war erst zu erkennen, als es losflog. Da zu dem Zeitpunkt aber die Anweisung „Sit tight“ ausgegeben worden war, hatte ich die Kamera nicht in der Hand. Sah aus wie ne riesige braune Hausgans (sprich: Mag superspektakulär gewesen sein, aber so als Safari-Anfänger und Nicht-Vogel-Kenner konnte ich die Aufregung nicht nachvollziehen).
Nach etwa drei Stunden trafen wir dann auf Bongwe, der Mandy mit dem Boot zum Camp bringen würde. Ihr Pferd wurde von einem Guide übernommen. Wir verabschiedeten uns und sie meinte, dass wir jetzt erstmal richtig reiten könnten. Bis jetzt wäre es ihr zuliebe ja Schongang gewesen. Oookay.
Aber lernten wir, wie man die Zügel korrekt verknoten und dann wurden uns die Pferde abgenommen.
Während die Tierchen das Gras futterten, gab es Snacks – man könnte sonst verhungern – und ich kämpfte damit, Wasser aus der Trinkflasche zu bekommen. Irgendwie wollte die noch nicht richtig. Dann wurden die Sättel gerichtet, die Pferde fertig gemacht und aufsteigen. Wie schlimm konnte es werden? Immerhin wussten die ja noch nicht, ob wir reiten konnten.
Joah, also ich sag mal so. Mandy hatte Recht. Wir waren ein bisschen schneller unterwegs. Zunächst einmal wussten die Pferdchen, dass es heimwärts ging. Nach Hause rannten die immer schneller (was auch normal ist). Und dann ging es auch noch durchs Wasser. Das fanden die gut. Ich auch irgendwie … es bremste mein Pferdchen doch etwas – bis zu dem Zeitpunkt, als wir wieder an Land kamen und Caesar mal eben den Abstand verkürzte. Und dann ging es wieder ins Wasser … ich sage mal so: Ja, ein bisserl Kondition brauchte man hier schon. Es war ein verdammt langer und verdammt schneller Galopp. Als Thabo merkte, dass er uns so leicht nicht abhängen konnte, gab er seinem Pferd die imaginären Sporen und bat es, sich doch mal ein wenig anzustrengen. Und Skimmer gehorchte. Caesar kicherte nur über den Versuch und dampfte einfach hinterher. So nicht, meine Freunde, so nicht. Irgendwann, als ich langsam sicher war, dass ich gleich einfach müde ins Wasser platschen würde, bremsten wir auch wieder. Erst da fiel mir ein, dass man ja auch mal versuchen könnte, sein Pferd zu bremsen, statt immer wie ein Bekloppter hinter dem Vordermann herzudonnern. Ich wusste, ich hatte irgendwas vergessen. Hups.
Thabo grinste sich eins und fragte, ob alles okay wäre. Wir grinsten zurück und nickten. Antworten war noch nicht ganz drin. Deshalb gab es erstmal eine Schrittpause, bevor es – was ich zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht wusste, weil mein Orientierungssinn noch nicht angekommen war – auf den „Homestretch“ ging. Sprich auf die letzten Meter bis zum Stall. Auch hier wurde galoppiert. Mama! Wobei es einfach war, den Weg zu sehen, immer der Straße – und Thabo – folgen.
Allerdings wurde Letzteres langsam problematisch. Caesar wusste nämlich, wo wir waren und er hatte Bock auf Feierabend. Als wir also beim Galoppieren einmal fröhlich auf die linke Reifenspur wechselten und Thabo nicht mehr direkt vor uns war, beschloss er, mal eine höfliche Frage zu stellen.
Caesar: „Wie wär’s, ich geb Gas und dann sind wir Erster?“
Bluey: „Nein.“
Caesar: „Ach komm schon. Ist nur Thabo, den krieg ich.“
Bluey: „Hör mal, das ist gefährlich.“
Caesar: „Da passiert nichts, ich pass schon auf. Ach komm, nur dieses eine Mal.“
Bluey: „Nein, es ist mein erster Tag und ich will nicht der Depp sein.“
Daraufhin schob ich ihn wieder hinter Thabo und drängte Greeny mit Apache zurück auf Platz 3. Ihrer hatte natürlich auch den Ruf des Wettrennens gehört und gepflegt aufgeschlossen. Pferde halt. War auch ganz gut so, denn kurz darauf mussten wir dringend bremsen. Eine Gruppe Paviane kreuzte den Weg und wir wollten ja nicht mit ihnen kollidieren.
Es war die camp-ansässige Pavianhorde und dementsprechend war es nicht weit bis zum Stall. Pferdchen abgeben, Wasserflasche mitnehmen und zurückhumpelt. Kurzen Drink, Nach-Reiten-Snack, schnell frisch, machen (sprich: Sand abklopfen und aus den Ohren kratzen - zumindest hoffe ich, dass das Sand war und keine herausstreuselnde Verkalkung) und dann Middach (also verhungern konnte man nicht).
Greeny und ich waren uns einig: Einen minimalen Touch langsamer wäre definitiv entspannter. Aber je nachdem, wer am Nachmittag kam (es waren drei neue Gäste angekündigt), könnte sich das ja schneller ergeben, als erwartet.
Die erste Amtshandlung nach dem Essen war, aus den nassen Klamotten zu springen, diese in die Sonne zu stellen/hängen und zu duschen. Anschließend folgte ein fröhliches Nickerchen im Schatten. Immerhin war jetzt bis 16:30 Uhr Siesta angesagt und die hatten wir auch bitter nötig. Allerdings war das teilweise gar nicht so leicht. Auf einem Baum „nebenan“ wohnte eine Buschhörnchenfamilie und trotz ihres dicken Fells machte den Kiddies die Mittagshitze nichts aus. Also wurde munter getobt und gequietscht – und zum Teil sogar über unsere Terrasse gerannt. Kinder sind doch überall gleich.
Irgendwann, so etwa um 15 Uhr, kam dann die Sonne rum und ich musste meinen Liegestuhl räumen. Es wurde sonst einfach zu warm! Aber so ein veränderter Blickwinkel hatte auch was.
In der Ferne konnte man übrigens Antilopen über die „Flood Plains“ laufen sehen. Ganz weit weg. Die Vogelwelt schaute auch gelegentlich vorbei – oder man lauschte einfach nur. Ich versuchte, die Glossy Starlings so einzufangen, dass man ihr Gefieder vernünftig sehen konnte. Aber das wollten die nicht und flogen immer davon. Stressige Viecher.
Um 16:00 Uhr hieß es dann umziehen und fertig machen für die zweite Runde. Dieses Mal mit Sonnencreme und Moskito-Spray, schließlich wussten wir nicht, wie lange es abends dauern würde.
Eindeutig nicht mein Foto, mein Hintern hat sich nämlich reingeschlichen – und den Rest von mir mitgenommen.
Die Schuhe waren noch leicht feucht innendrin, sie standen aber auch durch Sonnenwanderung im Schatten. Das würden wir noch optimieren müssen. Allerdings waren sie soweit trocken, dass meine Socken nicht durchfeuchtet wurden. Immerhin etwas.
Vor die Reiterei hatte das Camp-Management allerdings noch den Kuchen gesetzt. Gott sei Dank. Fast fünf Stunden ohne Nahrung … die Woche davor hatten wir uns quasi nur von Halbpension ernährt, manchmal einen kleinen Salat zum Lunch oder ein paar Kekse – ich zumindest – und es war auch mehr als genug. Andererseits war es sehr lecker und es wäre doch unhöflich, abzulehnen. Währenddessen trafen die drei britischen Damen ein, die uns von nun an begleiten würden. Sie machten einen netten Eindruck.
Natürlich kamen wir schnell auf die Frage, wie denn die Reiterei hier so wäre. Die Antwort war: „Schnell.“
Auf den verwunderten Blick beschrieb ich noch, dass man sich Vollblüter im vollen Galopp vorstellen sollte. Ich mochte es mir einbilden, aber ich meinte, Panik in ihren Gesichtern zu sehen. Es kam auch direkt die Rückfrage, ob wir das denn so wollten.
Ich antwortete ausweichend: „Wir haben das heute Morgen gemacht.“ Ich war mir da nämlich selbst noch nicht ganz sicher. Sagen wir es mal so: Ich liebe es, wenn ein Pferd schnell wird, aber ich muss zumindest das Gefühl haben, am Ende anhalten zu können und nicht zwischendurch an einem Baum abgestreift zu werden.
Die Damen erzählten daraufhin, dass sie alle noch Anfänger wären, normale Reitzeit eine Stunde die Woche, wenn es denn gut lief. Zudem hätte eine vor drei Wochen einen schweren Sturz gehabt und würde erst seit einigen Tagen wieder laufen. Eine andere hätte seit zwanzig Jahren nicht geritten und erst für die Reise wieder angefangen zu trainieren. Ich will nicht zu gehässig klingen, aber wenn im Zweifel das eigene Leben davon abhängt, dass man auf dem Pferd bleibt, waren das nicht die besten Voraussetzungen. Ich riet ihnen auch, es Thabo zu sagen, wenn er sie zur Reiteinweisung mitnehmen würde, was sie wohl auch taten. Allerdings muss ich auch gestehen, dass ich Bongwe informierte, falls sie es nicht getan hätten.
Ich hätte mir keine Sorgen machen müssen. Als Thabo von der Einweisung zurückkam, sagte sein Blick alles. Armer Kerl, ich hätte Leute unter den Voraussetzungen nicht mit rausnehmen wollen, auch wenn sie so einen Schnippsel unterschrieben hatten, auf dem sie einen von aller Verantwortung freisprachen.
Na ja, aber jetzt stand erstmal der Abendritt an, Zeit zu testen, wie die drei denn drauf waren. Sagen wir mal so: Der Dame, die gestürzt war, hätte man die Panik auch angesehen, wenn man es nicht gewusst hätte. So verständlich das ist: Hier war eigentlich nicht der Ort, um Selbstvertrauen zurückzugewinnen. Wenn wir von einem Tier angegriffen würden, war die Anweisung, die Pferde gehen zu lassen, drauf zu bleiben, die Guides würden uns schon wiederfinden.
Greeny und ich schummelten uns wieder an zweite und dritte Stelle. Ich hatte Nxabega – nicht, dass ich seinen Namen verstanden hatte oder aussprechen könnte – einen grauen Araberwallach von 1,50m, sehr hübsch, neigte aber zum Kopfschlagen. Greeny bekam Loxley, einen braunen Wallach von 1,51m. Beide relativ zügig, Greenys Pferd etwas ruhiger als meins.
Die drei Damen hatten ruhige Pferde. Was dazu führte, dass sie etwas Abstand hatten. Allerdings konnte ich die schnippischen Bemerkungen trotzdem hören. Beschwerden, dass sie den Guide nicht verstanden. Beschwerden über das Pferd … Also Ohren auf Durchzug. Schließlich war ich im Urlaub und wollte mich nicht ärgern.
Stattdessen konzentrierte ich mich auf Nxabega (Nick, wie wir sprachunkundigen Touris ihn nennen durften), die Umgebung … Es war aber auch wunderschön. Manchmal flogen aus der Wiese zwanzig oder dreißig Schmetterlinge auf und flatterten dann um uns Reiter herum. Irgendwie kitschig, aber auch sehr toll. Die Quelea (wir erinnern uns an das Foto von dem riesigen Vogelschwarm), die aus dem Busch hochsausten, fand ich hingegen nicht so witzig. Aber die Pferde hier erschreckten solche Nichtigkeiten nicht.
Sie blieben auch ruhig, als zwei Impalaböcke an uns vorbeigejagt kamen. Der eine hatte wohl den anderen im Rangkampf geschlagen und vertrieb ihn nun aus seinem Revier. Mit der kommenden Paarungszeit Ende April wurde das Verhalten der Tiere aggressiver. Ein Bock besetzte immer ein gewisses Territorium. Alle Weibchen, die sich darin befanden, gehörten ihm. Da er das Gebiet verteidigen und sich mit den Damen paaren musste, käme er nicht zum Futtern und würde über lange Sicht an Kraft verlieren. Das führte dazu, dass er in den Rangkämpfen nicht mehr Sieger wäre und seinerseits verjagt würde. So wurde Inzucht unter den Antilopen vermieden. Cleveres System.
Bei den „Fotostops“ war Nxabega aber etwas … anders. Er blieb einfach nicht gerne stehen und warum alle anderen Pferde grasten, erschloss sich ihm nicht. Er wollte doch lieber laufen. Durfte er aber nicht immer.
Wir beendeten den Ritt am Pool-Deck. Dort übergaben wir die Pferde an die Grooms und bekamen unsere Sundowner mit Blick auf den Sonnenuntergang. Den Nachreitensnack durfte man übrigens auch nicht vergessen.
Während wir so saßen und den Ausblick genossen, erzählte uns Bongwe, dass wir Glück mit dem Wetter hätten. Drei Monate zuvor hätte es beinahe ununterbrochen geschüttet. Dadurch sei auch so viel Wasser da und das Gras einfach übelst hoch. Gut fürs Galoppieren im Wasser, schlecht für Tiersichtungen.
Derweil kam die camp-ansässige Pavian-Horde von ihrem Ausflug zu den Ställen zurück. Da klaubten sie gerne Pferdepellets auf. Damit waren sie nicht alleine. Auch Elefanten schätzten diese kostenlosen Snacks sehr. In der Gegend wurden wohl ehemalige Zirkuselefanten ausgewildert. Die Tiere wussten noch, dass es Fressen aus Säcken gab und so musste das Team von African Horseback immer aufpassen, wenn es eine Futterlieferung bekam, damit die Elefanten ihnen nicht den LKW ausräumten.
Bongwe war übrigens wieder gut drauf. Während die Paviane so anmarschiert kamen, machte er große Augen. „Ah, die kommen wohl von Zelt drei.“
„Keine Sorge, wir haben den Clip dran gemacht.“
„Wie, das ist euer Zelt? Hab ich total vergessen.“
„Falls sie rosa Unterhosen als Mützen tragen, war der Clip doch nicht richtig dran.“
Die Affen waren übrigens nackend und unser Zelt unversehrt.
Während ich diesen jungen Herrn aufnahm, der sich so schüchtern versteckte, rutschte Bongwe, der sich in „Schussrichtung“ wähnte, zur Seite. Er wollte ja nicht mit drauf sein. Ich beruhigte ihn, weil da keine Gefahr bestünde. Thabo spottete, dass ich ruhig beide fotografieren und dann das Bild im Internet hochladen sollte. Titel „Spot the Monkey“. Ich brachte es nicht übers Herz, ihn darüber aufzuklären, dass ich für so einen Spaß im Internet zerfleischt würde.
Unterdessen in der stressfreien (?) Tierwelt: Der „Oberpavian“ der Gruppe trieb übrigens seine Meute sehr lautstark auf den Baum (und am nächsten Tag um 05:30 Uhr wieder herunter). Plötzlich hörte man ein lautes Knacken und dann ein Plumpsen. Da hatte wohl einer von der Gruppe einen zu dünnen Ast ausgesucht – oder zu viel gegessen. Was haben wir ihn ausgelacht. Kein Mitleid.
Als dann die Sonne verschwunden war, gingen Greeny und ich zu unserem Zelt (wie gesagt, der Clip war richtig dran – puh!) und wechselten zumindest die Klamotten. Außerdem sprühten wir das Zelt noch einmal mit Doom, es konnte ja dann auslüften, während wir weg waren (ich fand es sehr lustig, mit der großen Sprühdose einmal bösartig lachend durch das ganze Zelt zu hüpfen – so ein bisschen wie ein Superbösewicht im Film). Aber auch wir trugen unseren Mückenschutz neu auf und sei es in Form von Kleidung. Insbesondere die gegen Mücken imprägnierte Jacke war schon eine feine Sache. Und meine Taschenlampe. Tatsächlich sollte sie heute besonders gute Dienste leisten.
Während wir so zum Hauptzelt liefen, entdeckte ich etwas Kleines auf dem Weg. Etwa zwanzig oder dreißig Meter weit weg.
„Das ist ein Skorpion“, stand für mich fest. Und tatsächlich. Ein ziemlich großer sogar (ca.6-8cm) und – wie Bongwe hinterher meinte – wahrscheinlich auch giftig. War schon gut, den frühzeitig gesehen zu haben. So konnten wir unserer Wege gehen und er seiner.
Den Britinnen, die mit Flipflops im Zelt saßen, gaben wir die Entdeckung auch weiter. Nicht, dass noch irgendwer auf so ein Ding drauftrat.
Das Essen war übrigens mal wieder gut, die Schokoladenmousse war umwerfend. Schlafen ging auch besser, da wir den Ventilator gefunden hatten. Allerdings musste ich den nachts irgendwann ausschalten, es wurde dann doch etwas zu kalt. Und das hier …
Der Tag des zweiten langen Ausritts begann schon viel ruhiger. Wahrscheinlich, weil ich mich auf Nxabega besser fühlte, trotz der Anweisung, ihm nicht im Maul zu ziehen.
Erstmal ging es aber wieder zum Frühstück und damit zum spannendsten Kampfplatz im Camp oder so … zumindest die Buschhörnchen hatten mal wieder mächtig zu tun, um an unser Essen zu kommen. Das Erkämpfte dann auch noch zu behalten war die nächste Herausforderung. Immerhin mussten die Krümel gegen Starlings und Hornbills verteidigt werden, wobei die Starlings eher zurückhaltend waren, die Hornbills hingegen … und dann gab es ja auch noch die Kämpfe untereinander. Keine leichte Aufgabe, so eine Familie zu ernähren. Da griff man schon mal zu verzweifelten Maßnahmen. So versuchte ein Buschhörnchen ständig, sich einen Toast vom Feuer zu holen. Egal wie warm das Gestell war.
War schwer zu tragen, aber was tut man nicht alles für die lieben Kleinen?
Meistens wurde das Menschen-Futter verteidigt, indem den Tieren ein zerpflückter Muffin oder ähnliches hingeworfen wurde. Ansonsten hätten die niemals Ruhe gegeben und ob die Abdeckungen wirklich vogelsicher waren? Auf lange Sicht sicherlich nicht.
Insgesamt hüpften vier oder fünf verschiedene Vogelarten durchs Camp, rund herum gab es noch mal ein paar weitere. Allerdings waren viele davon nicht sonderlich fotofreundlich, denn sie sausten immer weg, wenn ich nach der Kamera griff. Hier wollte halt keiner „berühmt“ werden. Lag auch daran, dass viele Tiere hier eher selten Menschen sahen. War halt mitten in der Wildnis, eingekreist von anderen Privatreservaten und dann noch am Moremi-Reservat gelegen.
Mittlerweile scherzte ich sogar schon, dass ich mit meinem Fotogerät einen Löwenangriff abwehren könnte. Ich bräuchte nur draufhalten und schon würde das Kätzchen abdrehen. Allerdings konnte ich gut auf den Praxistest verzichten.
Weniger Probleme mit Bildern hatte dieser junge Mann hier.
Er hätte allerdings mal die Beine zusammenkneifen können - oder doch ne Hose aus unserem Zelt klauen sollen.
Wir waren übrigens nicht vollzählig. Die Dame, die den schweren Sturz hatte – wir tauften sie Prinzessin wegen ihres Verhaltens (und weil wir ihren Namen vergessen hatten) – hatte nur eine Stunde geschlafen und beschloss daher, den Ritt auszulassen. Man kann nicht sagen, dass wir darüber sehr traurig waren.
Die anderen beiden wünschten sich Elefanten – und tatsächlich, schon auf dem Weg zum Stall fanden wir das erste Exemplar.
Elefantenbulle in Musth - und deshalb eigentlich aggressiv. Hier nett beim Foto. Dafür hat er aber die Wege vollgepinkelt, um die Damenwelt zu beeindrucken. Bei mir klappt das nicht.
Ob ich sie bitten sollte, mal „Wild Dogs“ zu sagen? Ach, mochte nur Zufall sein.
Nxabega wartete schon gesattelt auf mich und die Mädels bestiegen Mombo und Foster, zwei sehr ruhige Hottis. Das Galoppieren heute hatte etwas von „Reintasten“, doch am Ende ging es echt gut mit den beiden Damen. Waren wohl doch nicht so grobe Anfänger, wie befürchtet. Allerdings wollte ich nicht wissen, wie sehr denen die Muskeln wehtaten. Bei mir ging es noch, nur die Knöchel machten etwas Theater. Thabo hatte die Schmerzen allerdings auch erst für Tag Drei angekündigt. Das wäre dann wohl morgen. Freude.
Wir trafen auf zwei sehr hübsche Büffel.
Es war immer gut, wenn man sie entdeckte. Manchmal sahen wir noch, wie sie losliefen, um sich im Gebüsch zu verstecken … und dann verschwanden sie vollständig. Es war keine schöne Aussicht, so ein Tierchen zu übersehen und zu dicht dran vorbeizureiten oder zu laufen. Die kamen nämlich nur einmal und dann richtig. Der Tipp lautete, sich im Zweifel auf den Boden zu legen, damit sie einen nicht rammen können – auch hier: Ich konnte auf den Praxistest sehr gut verzichten.
Außerdem sahen wir Pygmy-Goose-Küken. So niedlich. Allerdings waren sie zu doof, sich zu verstecken und so boten sie eine leichte Beute für die Eagle-Owl im nächsten Baum. Nicht, dass wir das gesehen hätten, nur das „Danach“, die aufgescheuchten Küken und die entsetzte Muttergans.
Ich hätte gerne Fotos gemacht, aber Nxabega hielt nicht still und ich war noch etwas zu schüchtern, um ihn komplett loszulassen. Er wollte halt immer sicherstellen, dass ihn niemand vom zweiten Platz hinter Thabo verdrängte. Wehe, einer schob auch nur den Kopf an ihm vorbei, dann wurde getrabt und gedrängelt, bis er wieder da war, wo er hingehörte. Da konnte ich noch so schimpfen (okay, ich hab mich kaputtgelacht darüber, ich geb es ja zu). Das wurde allerdings schwierig bei Thabos „Pee-Stops“. Schließlich wollte man ihm gerade dabei nicht auf die Pelle rücken, Nxabega war dahingehend nur mit etwas Druck dazu zu überreden, ihm seine Privatsphäre zu gönnen und nicht hinterher zu latschen. Es gibt Dinge, die will frau nicht sehen.
Insgesamt war eh festzustellen, dass die Männer hier eher die Sextaner-Blasen hatten. Für die war es allerdings auch einfacher als für uns Damen. Unfair! Wir mussten uns immer einen Busch oder einen Termitenhügel suchen und die konnten einfach ihr Pferd hinter sich parken und gut war.
Den nächsten Fotostop machten wir unter einem großen Baobab-Baum, der über 2.000 Jahre alt war.
Wer hat sich denn da aufs Bild geschlichen?
Für einige hat so ein Baum etwas Religiöses. Kindern hingegen war es verboten, unter dem Baum zu spielen. Schließlich konnte eine Pflanze nur so groß werden, wenn sie kleine Kinder fraß. Und niemand wollte gerne den Rest seines Lebens als Baumfutter verbringen.
Bluey, Greeny und der große Baum.
Da Thabo nun einmal die Kamera hatte, gab es auch Fotos von mir beim Snack-Stop. Ganz toll. Gibt nichts Schöneres als Bilder, auf denen man kaut. Aber – in aller Bescheidenheit – die Bilder sahen verdammt gut aus. Trotz der Futterei.
Bald schon ging es weiter. Sättel richten, aufsteigen … und dieses Mal wurde es verdammt feucht. Als ob ich nicht schon literweise Wasser in den Schuhen hätte.
Gut gegen Schweißfüße - säubert die Schuhe von innen.
Bei jedem Aufsetzen des Fußes in der Pause hatte ich schon kleine Fontänen zwischen den Zehen gespürt. Selbst bei den hiesigen Temperaturen war das etwas viel feucht. Allerdings vergaß man die Schuhe sehr schnell wieder, wenn man dafür über die atemberaubenden Floodplains reiten konnte.
Reiten aus Thabos Sicht.
Während wir durchs Wasser donnerten, verwandelten sich die Tropfen, die das Vorderpferd aufspritzte, in bunte Regenbogen. Was sehr kitschig ausgesehen hätte, wenn wir nicht so schnell geritten wären. Plötzlich sprangen mehrere Impala von der Seite in die gleiche Richtung wie wir. Es war Wahnsinn, die Tiere so über die Floodplains rennen zu sehen. Sie waren beinahe so schnell wie wir und sie kreuzten unseren Weg. Insbesondere bei Thabo war ich mir nicht sicher, ob er es noch schaffen würde, eine der Antilopen über den Haufen zu metern. Aber wunderbarer Weise passten die Abstände und wir konnten unfallfrei weiterreiten.
Nxabega war übrigens großartig im Wasser. Langsamer als Caesar, so dass ich heute mal nicht getränkt wurde (außer von unten), aber mindestens mit genauso viel Spaß dabei. Auch er machte den verlorenen Boden gut, sobald wir wieder aufs Land kamen.
Bald schon erreichten wir wirklich tiefes Wasser. Man sollte meinen, dass man hier nicht galoppieren konnte, aber die Pferde bewiesen das Gegenteil. Allerdings war es wirklich schwer, das noch zu sitzen. Es war eine Mischung aus Galoppieren und Springen und verdammt, ging das auf die Waden. So lustig es war, das würde am nächsten Tag wehtun. Sie nannten das übrigens „Dolphin Canter“ – oder sie veralberten uns.
Hier waren wir im Bereich von tieferen Kanälen und Hippo-Pools. Wir sahen auch tatsächlich ein Nilpferd, allerdings nur für wenige Sekunden, bevor es sich verkroch. Thabo meinte, dass es jetzt erstmal nicht wieder hochkommen würde, also ritten wir weiter.
Aber wenn man schon mal tief im Wasser war, konnte man ja noch tiefer hineingehen. Wäre hier nicht nur Regen-, sondern Flutwasser, könnte man sogar mit den Pferden schwimmen. So blieb es bei verdammt nassen Füßen. Am Ende stand jedoch ein Auto? Schräg. Und dann ging es um eine Kurve und hier warteten die Grooms, um uns die Pferde abzunehmen.
Lunch gab es nämlich auf einem Baumhaus. Wobei ich die Aussicht, die Treppe hochzugehen, nicht so toll fand und auch mit dem einzig wahren Wort kommentierte: „Autsch.“ So viel zum Thema „Ich hab vorher trainiert“. Wohl nicht genug.
Von oben konnte man über die Floodplains gucken.
Hier erwartete uns Champagner, die Prinzessin und Bongwe, sowie besagter Lunch. Während des Essens sprachen die drei Britinnen fast ausschließlich über ihre Arbeit. Dummer Weise ließ ich mich etwas davon einwickeln und diskutierte tatsächlich die deutsche Flüchtlingspolitik … Stupid me. Zum Glück war ich mit einer kurzen Aufmerksamkeitsspanne gesegnet. Mitten im Gespräch sah ich die Hippos wieder auftauchen und unterbrach mich selbst, um sie beim Spielen zu beobachten. So niedlich, wenn auch sehr weit weg.
"Well, the situation in Germany ... Oh, look. Hippo!" Kurze Aufmerksamkeitsspanne ftw.
Die Britinnen wünschten sich unterdessen Leoparden und Löwen – aber vor allem Leoparden. Irgendwie fand ich die Aussicht, Raubkatzen vom Pferd aus zu begegnen, jetzt nicht so prickelnd. Aber die Löwen waren zum Glück lange nicht gesehen worden und Leoparden galten als schwer zu finden. Also waren wir ja auf der sicheren Seite.
Nach dem Essen ging es übrigens wieder die Treppe hinunter (doppel-Autsch) und zurück zum Camp. In einem Boot. Sehr cool. Konnte ein Morgen noch schöner werden?
Eine erste Bestandsaufnahme beim Duschen ergab: Ich bin ein Wrack. Blaue Flecke vom Koffertragen, eine aufgescheuerte Kniekehle vom Steigbügelende, Kratzer von den Büschen, denen ich nicht vernünftig genug ausgewichen bin (ja, da war ich selbst schuld - ich sollte ja auch um die Sträucher galoppieren und nicht mitten durch) und meine ersten Mückenstiche. Andererseits hatte ich keine Probleme mit den üblichen Zivilisationskrankheiten wie Rücken- oder Nackenschmerzen. Ich schlief gut, war eigentlich voller Energie … Wie konnte es an so einem Ort auch anders sein?
Während der Siestazeit nahm ich mein viertes oder fünftes Buch der Reise in Angriff. Mal einfach zum Lesen kommen, zwischendurch in die Ferne blicken, das Wetter genießen … Safarileben war schon sehr entspannt. Als mir das Buch zu langweilig wurde, widmete ich mich wieder dem Projekt „Tiere fotografieren“, dieses Mal einfach alles, was am Zelt vorbeischaute. Und ich musste feststellen, meine „Models“ waren echte Profis.
Das Buschhörnchen weiß, wie es geht.
Und einmal bitte die Schokoladenseite.
Einmal mit der Familie. Wenn die beiden Kleinen mal still halten ...
Afrikas next Topmodel a. k. a. Black crested barbet.
Heute war allerdings nicht viel mit Nickerchen. Die Baboons hatten das leere Nachbarzelt für sich entdeckt und benutzten es als Trampolin. Dafür kletterten sie auf die darüber wachsenden Bäume und ließen sich dann aufs Zeltdach fallen. Anschließend jagten sie sich hin und her, warfen sich vom Dach, schimpften, was die Lunge hergab, sprangen wieder auf die Bäume, fielen mit einem lauten Rumps auf das Zeltdach, kletterten noch höher … sehr witzig anzuschauen, solange so etwas nicht das eigene Zelt betraf. Wobei „anzuschauen“ hier vielmehr „anzuhören“ meint. Die Zelte standen einige Meter auseinander und dazwischen war der Bewuchs dicht.
Einer der "Vom Dach geworfen wordenen".
Viel zu bald – oder endlich? – war wieder Zeit für Kaffee und Kuchen und den anschließenden Abendritt. Dieses Mal waren wir wieder vollzählig, sprich Prinzessin wollte auch mitreiten. Das konnte ja heiter werden.
Die drei Britinnen waren übrigens entsetzt, als sie hörten, dass sie nun neue Pferde ausprobieren sollten. Die Hottis kamen hier nämlich nur für eine Einheit am Tag raus (was ich sehr gut fand, das war anstrengend genug). Ich fragte mich, ob sie wohl mal die Informationsbroschüre gelesen hatten, bevor sie diese Reise gebucht haben. Irgendwie hatte ich nicht das Gefühl …
Ich durfte heute Seretse reiten, 1,53m hoch, 7 Jahre alt, braun … und mein „Passagierpferd“, soll heißen ich musste mich einfach nur ein bisserl tragen lassen, behauptete ich immer. Auf dem fühlte ich mich gleich wie zu Hause. Was sich darin zeigte, dass ich wie auf meinem Pferd öfter mal vergaß, dass man ja die Zügel aufnehmen sollte beim Reiten. Zumindest wenn es schneller ging als Schritt. Hups.
Greeny hingegen konnte das garantiert nicht vergessen. Sie ritt Simba, ein 1,50m hohes, fuchsfarbenes Energiebündel. Dieses Mal blieb ich hinter ihr. Nicht weit hinter ihr, aber immerhin.
Den ersten Trab überstanden alle ganz gut. Ich verstand nur nicht, warum Prinzessin, die hinter mir Ritt, immer so viel Abstand zwischen den Pferden ließ. Gerade, wenn man unsicher ist, sollte man am Vordermann dran bleiben, damit das Hotti nicht auf die Idee kam, selbständig die Abstände zu verkürzen oder ähnliche Scherze.
Wir begaben uns auf die Suche nach Zebras, die irgendwo in der Ferne zu hören waren. Allerdings waren diese heute schüchtern und zeigten sich nicht. Thabo erklärte unterdessen den „Go Away“-Bird, den Leberwurstbaum (dessen Früchte man besser nicht auf den Kopf bekommen sollte) und zeigte uns bittere Wassermelonen und andere „Obstsorten“, die man essen konnte, wenn man auf bittere Nahrung stand (also ganz viel Hunger hatte). Außerdem fand er eine Golden-Orb-Spider, eine Spinne, die man nicht im Zelt haben wollte, da sie giftig sei.
Er zeigte uns noch einmal einen verlassenen und einen aktiven Termitenhügel. Die aktiven Hügel waren komplett geschlossen, weil Arbeiter-Termiten ständig dabei wären, von Regen oder Vögeln verursachte Löcher wieder zu stopfen. Am Morgen hatte er uns bereits eine Handvoll Arbeiter hingehalten. Tapfer, wie ich war, habe ich kein „Urgh“ von mir gegeben. Stolz auf mich. Neben den Arbeitern gäbe es noch Soldaten (die er, wie ich spottete, wohl nicht so einfach in die Hand genommen hätte) und ein Königspaar.
Ein Elefant konnte wohl selbst einen großen Termitenhügel mit einer Kopfbewegung einreißen. Thabo erzählte, dass er das schon mal gesehen hätte. Der Elefant wollte an den dahinter wachsenden Baum und anstatt drumrum zu laufen, zerschmetterte er einfach das Hindernis. Rabiate Burschen, diese Elefantenbullen.
Dann zeigte sich ein stattliches Gnu, das allerdings für Löwen kein gutes Futter abgegeben hätte. Nur zwei Tage fraß ein Rudel an so einem Tier. Ein Büffel hingegen konnte es eine Woche lang sättigen.
Wer denkt bei dem Anblick eigentlich an Löwenfutter? Banause!
Es handelte sich um ein territoriales Männchen, das nur darauf wartete, dass die Weibchen vorbeikamen, um ... äh ... Bienchen und Blümchen und so.
Anschließend fanden wir eine Gruppe Kudus. Leider sausten diese davon. Insbesondere das junge, etwas aufgedrehte Männchen ließ sich nicht ablichten. Doofe Viecher!
Diese Tierchen können übrigens 2-3m hoch springen. Besser als jedes Pferd.
Zum ersten großen Eklat kam es, als Prinzessins Pferd eine Fliege unterm Bauch hatte und danach trat. Zugegeben, diese Bewegung fühlt sich schon seltsam an, ist aber im Prinzip nicht schlimm. Prinzessin bekam trotzdem Panik und sprang ab. Unser Back-up Guide musste ebenfalls runter und ihr Pferd von der Fliege befreien, bevor sie wieder aufstieg. Zum Glück war das nur der ruhige Abendritt. So sehr ich verstehen konnte, dass sie Angst hatte, es war einfach nicht der Ort, um wieder anzufangen zu reiten (freies Gelände und fremde Pferde sind dazu einfach nicht geeignet, von den Tieren, die hier unterwegs waren, mal abgesehen).
Kurz vor dem Stall gab Thabo auf einmal das Trabsignal. „Leopard.“ Wir flitzten so gut es ging los, aber Sekunden danach hielten wir wieder an. Die Katze war weg. Mist. Ich hab natürlich wieder gar nichts gesehen, daher mittlerweile war ich sicher, dass eine Karriere als Guide für mich nicht in Frage käme. Blindfisch bleibt eben Blindfisch.
Zum Glück gab es jedoch einige unter uns, die als Spotter geeignet waren.
„There is a leopard cub in the tree“, bemerkte eine der Britinnen.
Wir drehten um und tatsächlich schaute ein kleiner, schwarz-gelber Kopf aus dem Gestrüpp, das um einen Baum herumwuchs, heraus.
„Awwww.“ Das hab ich nicht ernsthaft gesagt. Manchmal benahm ich mich echt wie ein dämlicher Touri.
Dem Leopardenjungen wurde die Anwesenheit so vieler großer Tiere zu gruselig und es kletterte auf die Spitze des Baums. Dort versucht er sich zu seiner beeindruckenden Größe einer handelsüblichen Hauskatze aufzublasen.
Kamera raus und tatsächlich schaffte ich es, Fotos zu machen (einigermaßen – das werte Tierchen saß auf der falschen Seite vom Licht).
So ein süßes Kätzchen. Ob man das streicheln kann?
Die Zügel hatte ich dafür über den Arm gestreift, Seretse würde auch so stehen bleiben. Tat er auch – bis das niedliche, kleine Kätzchen uns superunsympathisch fand, einmal kräftig fauchte und dann vom Baum sprang – zum Glück niemandem von uns ins Gesicht, wie ich zuerst befürchtet hatte. Unser Back-up-Guide, der ebenfalls versuchte, Fotos zu machen, wäre der heißeste Kandidat gewesen, denn er war am nächsten dran.
Vielleicht doch besser nicht ...
Man, konnten das Kätzchen einen Sound produzieren. Die Pferde waren darüber so erschrocken, dass sie erstmal losrannten. Nicht weit, zum Glück, ich war nämlich noch etwas bremsunfähig (in Ermangelung von Zügeln in der Hand). Wenn mein Hotti das gewusst hätte – er hätte nur zum Stall rennen brauchen für vorzeitigen Feierabend. Aber dazu war er zu nett.
Prinzessin hatte in diesem Moment allerdings genug vom Reiten. Sie wollte nur noch zum Camp. Das war wohl die einzig richtige Entscheidung.
Die letzten Meter schafften wir alle noch unfallfrei. Wir waren so begeistert von dem Kätzchen und von dem Fauchen. Wenn die Kleinen schon so laut waren, wie schlimm wäre dann ein ausgewachsener Leopard? Also vom Pferd aus musste ich denen nicht noch mal begegnen.
Eine der Britinnen, die schon zwanzig Safaris hinter sich hatte, meinte, dass sie für ihren ersten Leoparden den Guide mit 100,- $ hätte bestechen müssen – und wir uns glücklich schätzen könnten, so etwas auf unserer ersten Safari zu sehen. Ich schob es auf ‚beginner’s luck‘.
Während wir unsere Nachreiten-Snacks und –Drinks zu uns nahmen, führten die Britinnen ein ernstes Gespräch mit Thabo über die Prinzessin. Es war wohl für alle offensichtlich, dass es keine gute Idee war, sie weiter reiten zu lassen. Zum Glück gab es hier auch Nicht-Reiter-Programme.
Greeny und ich verkrümelten uns derweil in unser Zelt, Abendvorbereitungen (umziehen, uns einsprühen, Zelt einsprühen – ich liebte diese Riesensprühdose. Ich bleibe einfach ein Spielkind).
Als wir zurückkamen, nutzte ich die Gelegenheit und warf ein Auge auf den Sternenhimmel. Wahnsinnig toll! Und es sollte noch schöner werden, denn wir hatten in einigen Tagen Neumond. Ich wünschte, meine Kamera wäre in der Lage, so etwas abzubilden, aber da stieß sie leider an ihre Grenzen. Machte auch nichts, ich hab es ja gesehen.
Ich diskutierte beim Essen die „Überlebensstrategien“, die ich in den letzten Tagen gelernt hatte. Matsch gegen Sonnenbrand und Insekten, teilweise essbare Früchte und von Fish Eagles sind, wäre Wasser. Den Einwand, dass nicht so nette Tiere im Wasser sein könnten, begegnete ich mit der Aussage, dass ich lieber gefressen würde als zu verdursten, aber hoffte, das nicht testen zu müssen. Zudem erklärte ich, dass ich normalerweise kein Problem mit Spinnen hätte, die zu Hause wären nicht giftig. Bongwe grinste nur: „Welcome to Africa!“ Komisch. Ich hätte geschworen, dass ich die Erste auf der Reise wäre, die diese Aussage tätigt und zwar, weil irgendwas schief gegangen wäre.
Unsere lieben Britinnen lästerten währenddessen über ihren Job. Und die Hochzeit, auf der sie zuvor waren. Und die Hochzeitsvorbereitungen, bei denen irgendwas nicht geklappt hat. Einer der Gründe, warum wir uns nach dem Essen frühzeitig verkrümelten. Thabo und Bongwe, die sich sichtlich Mühe geben mussten, nicht mit den Augen zu rollen, mussten hingegen bleiben. Hätten wir gewusst, dass kurz darauf ein Hippo über den Bootssteg trampeln und diesen zerbrechen würde, wären wir geblieben. Pech gehabt – wobei ich behaupte, dass sich das Tier nicht gezeigt hätte, wenn wir da gewesen wären. Hippos waren für uns wie Lilac Breasted Rollers – nur aus dem Augenwinkel zu sehen und keinesfalls im Bild festzuhalten. Schon in Südafrika hatten sie sich aus dem Staub gemacht, als sie uns sahen – und dann noch gelacht! Aber es waren ja noch ein paar Tage, um die den Chip zu bannen.
Zeit ist ein witziges Phänomen. Manchmal scheint sie beinahe stillzustehen, langsam ticken die Minuten herunter, aber wenn man nur einmal blinzelt, ist der Tag vorbei. Genauso fühlte sich der Urlaub an. Scheinbar passierte gar nichts, es war alles sehr ruhig und entspannt und hinterher waren es viel zu viele Fotos und der Reisebericht wuchs und wuchs …
Heute stand also der dritte große Ausritt an. Und wohl auch der schlimmste Tag, was Muskeln, Sehnen und Bänder anging. Yay. Gerade nach dem „Dolphin Canter“ vom Vortag waren das beruhigende Aussichten. Aber noch konnte ich laufen und den Sonnenaufgang dokumentieren.
Wir kamen zum Frühstück und Thabo war bereits da. Er deutete auf den leichten Nebel und erklärte, dass das der botswanische Schnee sei. Hihi, Schnee. Schon witzig … Nun ja, den Herren war aber auch eindeutig kalt, während wir in T-Shirts rumhüpften und uns über das gute Wetter freuten. Temperaturempfinden hing wohl doch daran, aus welcher Jahreszeit man gerade kommt … und bei uns war es immer noch Winter!
Kurz darauf erschien Bongwe, denkbar bester Laune. Er erzählte, dass er in der Nacht einen Leoparden gesehen hätte, der wäre wohl durchs Camp geschlichen.
Ich grinste: „Der wollte nur sehen, wer gestern sein Kind erschreckt hat. Du hättest ihn zu Thabo schicken sollen.“
Bongwe lachte. Dann fragte er: „Habt ihr schon unseren Schnee gesehen?“
„Sorry, ja. Thabo hat’s uns schon verraten.“ Auf seinen enttäuschten Blick: „Du hättest dem Leoparden Thabos Zelt zeigen sollen.“
Und schon war Bongwe wieder glücklich – und ich war sicher, dass die Anwesenheit der beiden noch mitreitenden Britinnen Thabo von jeglichen Racheversuchen in Form ausgedehnter Galoppaden abhalten würde. Ich Optimist!
Der Tag begann mit einem Sitzcheck für Greeny. Ihr Pferd roch den Leoparden, der des Nachts fleißig markiert hatte, und sprang ziemlich heftig zur Seite. War für sie aber kein Problem, das zu sitzen.
Anhand der frischen Spuren versuchten Thabo und unser Back-up-Guide, die Leoparden zu finden. Diese konnten sich aber im hohen Gras verkrümeln. Gott sei Dank. Auch wenn ich mit dieser Meinung wohl ein wenig alleine unterwegs war.
Dann fanden wir eine Internetberühmtheit. Einen Elefantenbullen namens George, an den man sehr nah heranreiten konnte, da er sehr ruhig war. Aber auch total groß. Ich mein, so aus der Nähe und ohne Auto (das einen im Zweifel auch nicht schützte).
Das fühlte sich in „Echt" viel näher an, als es hier aussieht.
Weiter ging es mit den üblichen Pavianen, Marabus, Impala, Red Lechwe … und einem hübschen Büffel.
Dieser ergriff allerdings schleunigst die Flucht.
Das Witzigste daran war der Oxpecker, der verzweifelt versuchte, auf seinem Buffet sitzen zu bleiben.
Ich fühl mich beim Reiten, wie der aussieht ... löse das „Drauf bleiben" aber eleganter.
Dann versuchten wir, Hyänen-Cubs zu finden, leider vergeblich. Allerdings zeigte Greenys Pferd, warum bei ihm „viel Energie“ in den Katalog geschrieben haben. Er mochte eigentlich nie traben, egal was das Vorderpferd tat. Und bei einem Baumstamm, über den die anderen kletterten, sprang er einfach mal relaxt ab. Nicht, dass derartiges Verhalten Greeny erschüttern konnte.
Ich würde gerne sagen, heute wären die Tiere wieder zurückhaltend gewesen und hätten sich nicht gezeigt. Wäre aber gelogen. Mitten auf den Floodplains trafen wir auf zwei Gruppen Giraffen und eine Herde Zebras. Thabo gab das Zeichen zum Galopp und wir sausten los.
Ich weiß nicht, wer schon einmal eine Giraffe in freier Natur gesehen hat. Das ist der helle Wahnsinn. Diese riesigen Tiere, die sich komplett geräuschlos bewegen können.
Unsere Giraffen begannen dann noch zu galoppieren, was schon unbeschreiblich war. Diese Eleganz der Bewegung, die irgendwie super langsam aussah, ein Eindruck, der allerdings täuschte. Und dann rannten sie hinein in die Floodplains, bewegten sich nun im knietiefen (Menschenmaß) Wasser fort. Die Tiere schienen beinahe stillzustehen, eingefroren mitten im Galopp, nur das Wasser spritzt um ihre langen Beine – es war einfach magisch.
Zwischen den zehn Giraffen rannten dann noch vergleichsweise kurzbeinige Zebras umher, was so herrlich falsch aussah, zumal die Streifentiere zig Schritte machen mussten, bevor sie einen Galoppsprung der Giraffen eingeholt hatten. Ich wusste nicht, ob mir vor Bewunderung der Mund offen stehen oder ob ich die Zebras auslachen sollte.
Währenddessen galoppierten wir mitten hinein in die weiten Floodplains, hinter diesem Schauspiel her. Es war so fesselnd, dass ich komplett vergaß, dass ich ja auf einem Pferd saß. Was sich rächen sollte. In den Flyern und Foren warnen sie ja davor, dass an den Rändern der Wasserflächen Löcher sein könnten, die Elefanten für ihr Schlammbad gegraben haben – und das sind keine kleinen Vertiefungen. Thabo übersah eines dieser Löcher. Sein Pferd stolperte, brach seitlich aus, Greenys Simba zog ebenfalls die Bremse, ich war zu abgelenkt und zu dicht drauf, um anzuhalten … kurz und gut: Wir kamen zu einem etwas unplanmäßigen Stopp, nachdem wir uns ein wenig sortieren mussten. Dauerte aber nur einige Sekunden. Derweil schlossen unsere Britinnen auf und anstatt drumrumzureiten, galoppierten sie ebenfalls ins Loch. Wenigstens von den Pferden hätte ich mehr Selbsterhaltungstrieb erwartet.
Na ja, wie gesagt, waren ja alle noch drauf, der Back-up-Guide hat ein wunderschönes Video davon gemacht (zum Glück nicht mit meiner Kamera, aber die Britinnen können sich das im Zweifel immer wieder anschauen), also alles halb so wild. Und schon ging es wieder los. Die Giraffen warteten. Dieses Mal versuchte ich allerdings wenigstens ein bisschen darauf zu achten, wo es hin ging. Auch wenn es verdammt schwer war.
Ich bekam natürlich auch mein Reitvideo, auch wenn meine Kamera zuerst nicht mit dem Back-up-Guide arbeiten wollte. Schade, am Ende wäre nämlich ein Elefant auf einer Insel mit drauf gewesen. So mussten wir das Ganze wiederholen. Was ja kein Problem ist, wir hatten noch einige Galopptouren vor uns.
Immer Vollspeed vorne weg ... Thabo, Greeny und Bluey in der Reihenfolge.
Dieses Mal alles als Film ... und dementsprechend als Screenshot.
Seretse fand den aufrückenden Back-up-Guide übrigens so doof, dass er Gas gab - aber wie im Video dokumentiert, ich hab Thabo nicht überholt. Auch wenn es heute etwas schwierig war. Nachdem die Pferdchen einmal dachten, dass jetzt gerannt werden durfte, waren sie doch alle etwas begeisterter vom Galoppieren (als ob die noch mehr Motivation brauchten) und versuchten, uns zu einem Rennen anzustiften. Wir blieben allerdings alle standhaft.
Nach dem Galopp ist vor dem Galopp ... Noch jemand trocken? Alle im Sattel?
Huiiiiii ... falls noch jemand daran zweifelt: Es war nass!
Der Rest des Ausritts war verhältnismäßig normal spektakulär. Antilopen, Elefanten, Klunkerkraniche … Wer hat sich eigentlich diese fürchterlichen Namen ausgedacht? Die Tierchen hießen „Wattled Crane“ auf Englisch.
Sieht eher nach „Go-Away-Crane" aus ...
Ganz am Schluss, an den Stallungen, fanden wir noch ein Pavianmännchen, das die Reste des Pferdefutters in sich hineinschaufelte. Dabei warf es uns immer prüfende Blicke zu, schob eine Handvoll Futter ins Maul, prüfender Blick … bis die Pferde zu nahe kamen und Thabo den Affen vertrieb.
Beim Absteigen stellte ich fest, dass ich meine Bewegungseleganz eingebüßt hatte. Nett ausgedrückt. Oder auch: Aua. Deshalb gab es nach dem Reiten auch ne Cola, in der Hoffnung, dass Koffein und Zucker eine belebende Wirkung haben würden, und wir gingen/krochen direkt zum Dinner. Wer wollte eigentlich so viel Reiten? Und am Abend noch mal und am nächsten Tag und …
Es gab übrigens „Schildkröten“ – eigentlich nur Brot in Schildkrötenform. Ich hab trotzdem lieber nachgefragt, ob das ungefährlich ist. Die Männer grinsten sich nur eins. Bis ich ihnen erzählte, dass die Franzosen Schnecken und Frösche essen … da fragten sie dann, ob ich scherzen würde. Irgendwie schienen sie das schon eklig zu finden.
Anschließend ging es zurück zum Zelt. Ich wollte nie wieder auf ein Pferd. Nie wieder. Auch wenn ich beim Essen noch etwas anderes behauptet hatte. Andererseits soll es ja gut gegen Muskelkater sein, den Kram zu wiederholen.
Wuhu, endlich wieder aufs Pferd … wundersamer Weise war der Muskelkater über den Nachmittag auf ein erträgliches Maß gesunken und die Lust auf die Hottis zurück. Außerdem mussten die drei Brownies, die ich mir während des Kaffees reingefuttert hatte, wieder von den Hüften runter. Die Dinger waren aber auch lecker …
Für die nächsten zwei Ritte würde ich San nehmen, einen 1,61m großen Wallach, der Bruder von Seretse (sah ihm auch sehr ähnlich, war aber vom Typ anders). Wieder einer von den „Forward going horses“, die einen erfahrenen Reiter brauchten. Wobei der im Schritt und Trab jetzt erstmal nicht so schnell wirkte. Aber das mochte täuschen.
Greeny hatte Savanna, glaube ich. 1,62m groß, fuchsfarben, ein ehemaliges Rennpferd. Trotz allem dürfte er nach unserer bisherigen Erfahrung doch ausgeglichener sein, als man bei der Beschreibung erwarten durfte. Was allerdings nicht bedeutete, dass er langsam wäre. Nur halt nicht sonderlich schreckhaft.
Savanna links, San rechts.
Noch immer stand der Plan, Zebras und Giraffen zu finden (und Wild Dogs, wobei unsere Chancen bei dem Gras gegen Null tendierten). Löwen waren zum Glück keine da, egal wie sehr sich unsere zwei Mitreiterinnen das wünschten. Aber die Streifentiere fanden wir und nach einigem Zick-Zacken kamen wir ihnen auch nahe genug für Fotos.
Ein Zebrahengst, der uns nicht aus den Augen ließ.
Wer wusste schon, was wir seiner Herde antun könnten.
Fehlten nur noch die Giraffen. Stattdessen gab es aber erstmal einen Kingfisher, der gar nicht fischt, sondern Insekten futtert, und einen Adler, der weit weg auf einem Baum saß und daher nur für Thabo zu erkennen war.
Und dann kamen die Giraffen. Erst ein größerer Bulle.
Der machte sich aber schnell wieder vom Acker.
Und anschließend zwei Jungtiere.
Das sind zwei ... das eine ist nur hinter dem anderen versteckt.
Man beachte die vielen, vielen Vögelchen – die Giraffe hatte wohl Flöhe oder andere Parasiten!
Die Giraffen fanden uns so interessant, dass sie uns einfach mal auf die Pelle rückten. Wir hielten natürlich brav still – und auch ein bissl die Luft an. Man wollte sie ja nicht verunsichern.
Ich sag doch, das sind zwei - übrigens: Dieses Bild ist zoomfreie Zone.
Währenddessen steckte der Bulle den Kopf in den Sand … oder so ähnlich. Wenn er schon trinkt, hätte er es ja auch in unsere Richtung machen können.
Aber irgendwann – ich glaube, als Thabo etwas zu den Tierchen erklärte – wurden wir denen doch zu gruselig und sie galoppierten davon. Über die Floodplains (zumindest ein kurzes Stück). Yay, so toll! Also für uns, für die nicht so.
Viel zu bald ging es wieder zurück. Die letzten Reste Muskelkater hatten sich verflüchtigt und so konnte ich den Ritt wieder genießen. Kurz vorm Stall trafen wir dann auf eine Gruppe Vervet Monkeys.
Ich weiß, das ist auch nur einer und keine Gruppe ...
Und damit wären es schon mal zwei ...
Hier sind sogar drei Stück drauf, auch wenn eins schwer zu sehen ist.
Sind die nicht niedlich? Die ausgewachsenen Männchen haben übrigens ein blaues Skrotum (auf Deutsch: blaue Eier - aber das darf der anständige Guide von heute ja nicht sagen). Auch das hier war wieder „advertising for the ladies".
Aber es ist ja nicht so, dass sie nicht auch schön (und anständig) posieren könnten. Niedliche Tiere.
Okay, das sind keine Vervet Monkey, das sind Blue Wildebeest.
Einer der Gründe, warum ich die Abendritte fast noch mehr schätzte als die morgendlichen Ausflüge, war die Stimmung. Die untergehende Sonne, das weiche Licht, die relative „Stille“ - von dem ganzen rumrandalierenden Viehzeug mal abgesehen, aber irgendwie ist das leise. Zumindest nimmt man nach einigen Tagen hier nur noch die außergewöhnlichen Geräusche wahr.
Abends fragte ich Bongwe nach seinem witzigsten Safari-Erlebnis. Offensichtlich nicht die Frage, die besonders häufig gestellt wird, denn er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Er beschrieb stattdessen seine spektakulärsten Sichtungen, was auch cool war. Allerdings ist ein getöteter Löwe, den Büffel in die Luft werfen, nicht sonderlich komisch. Außer für die Büffel.
Als Ausgleich brachte uns Bongwe mit einer Geschichte aus seiner Pferdepflegerzeit zum Lachen. Eine Dame, deren Wallache er versorgen sollte, hatte begonnen, die Tiere mit Bier zu füttern. Es waren so fünfzehn Liter pro Nase vorhanden. Da Bongwe den Hottis etwas Gutes tun wollte und keine Ahnung hatte, in welchen Mengen das Zeug verabreicht werden musste, gab er jedem fünf Liter. Normale Dosis wäre ein Viertelliter gewesen. Und es kam, wie es kommen musste. Nachmittags wurde er von der Besitzerin gerufen, die ihre zwei volltrunkenen Wallache aneinander gelehnt und schwankend auf der Weide fand und sich vor Lachen nicht mehr einkriegte. Immerhin nahm sie die Sache mit Humor. Die armen Pferde müssen auch am nächsten Tag noch nen ordentlichen Kater gehabt haben und fanden das im Nachhinein wohl nicht ganz so witzig.
Irgendwann fiel Bongwe dann doch eine witzige Safarigeschichte ein: Die Paviane und Impala neigten in der Hochsaison, wenn die Raubtiere vor Ort waren, dazu, sich zusammenzutun. Viele Augen sehen eben auch mehr. Für den Schutz, den die Antilopen von den Pavianen bekamen, trugen sie oft die kleinen Pavianbabys auf dem Rücken über die Floodplains. So blieben die Äffchen wenigstens trocken. Was sollte man in einem Camp, in dem Menschen auf Pferden herumhüpfen, auch anderes erwarten, als dass die Affen den Blödsinn nachahmen?
Der nächste Tag begann auch wieder schmerzfrei. Das schrie ja nach einem 4-Stunden-Ritt, um den alten Zustand wieder herzustellen.
Also ab zum Frühstück. Natürlich ging die Sonne mal wieder in schönsten Farben auf.
Da es der letzte Tag der Britinnen war, hatten sich die Paviane etwas Besonderes einfallen lassen. Sie tobten über das Schwimmbaddeck und verwüsteten dieses ein wenig. Sie schnappten sich unter anderem eines der Sitzkissen und sprangen damit die Bäume rauf und runter. Sehr witzig. Also wenn man das nicht aufräumen musste.
Bald schon ging es auf die Pferde. Es war etwas frisch von den Temperaturen. Da ich bei San nicht die Füße aus den Steigbügeln nehmen sollte, wenn es ins Wasser ging (er konnte das nicht leiden), fand ich es besonders gut, dass wir direkt in den tiefen Kanal der Floodplains ritten. Andererseits hatten dann die Füße bereits eine gewisse Temperatur. Das Wasser war noch deutlich wärmer als die Luft.
Es erwies sich als Glückstreffer, hier lang zu reiten, denn dieses Mal erwischten wir ein Hippo, das nicht einfach wegtauchen konnte. Es hatte sein Junges auf dem Rücken und das konnte nun mal noch nicht so gut tauchen. Auch wenn es das eifrig versuchte. Dabei sah es aus, wie eine Baby-Robbe.
Nicht so bedeckt hielt sich San, der es irgendwie schaffte, das Martingal zu zerlegen, so dass wir es abschnallen mussten. Etwas beunruhigend, auf einem fremden Pferd unterwegs zu sein, ohne funktionierende Bremse. Na ja, aber ich wusste ja, dass die Britinnen ruhige Pferde hatten und wenn es zu schlimm werden würde, könnte ich sicherlich später tauschen.
Unterdessen trafen wir eine Gruppe Tsessebe. Also mehr oder weniger. Es erinnerte eher an Suchbilder. Das Gras war teilweise aber auch hoch, manchmal sogar höher als mein Kopf, sogar dann, wenn ich auf dem Pferd saß.
Hier haben sich fünf Tsessebe versteckt. Betonung auf „versteckt".
Mitten im nächsten Wassergalopp bremste Thabo. San hielt auch brav an, zumindest das schien zu funktionieren. Direkt neben uns stand ein Tsessebe-Bock und wartete, dass er vorbei konnte. Als er sah, dass wir bremsten, schritt er so dicht an uns vorbei, als würden wir gar nicht existieren. Mutiges Tierchen! Ich will nicht wieder anfangen, zu schwärmen, aber in dem Licht, mit der Ruhe, die das Tsessebe ausstrahlte – magisch!
Heute galoppierten wir übrigens mit Red Lechwe. Diese Antilopen sind für das Leben im Delta ausgerüstet und haben extra lange Füße. Sie können daher sehr gut im Wasser laufen und sehen auch noch furchtbar elegant dabei aus. Dementsprechend nahmen die uns auch nicht sonderlich ernst.
Inzwischen hatte ich allerdings raus, wie das mit den Wassergalopps funktionierte und so konnte San mich nicht damit verunsichern, dass er gelegentlich mit Thabo die Richtung wechselte. Er wusste genau, was kommen würde – was blöd gewesen wäre, wenn ich noch auf die Kommandos vom Guide hätte warten müssen. Einer von uns dreien wäre in den Wendungen nämlich zu langsam gewesen und es kommt immer schlecht, wenn der Reiter sich in eine andere Richtung bewegt als das Pferd.
Da es der letzte Tag der Britinnen war, musste Mutter Natur ihnen ja noch ein Abschiedsgeschenk spendieren und zwar in Form einer Sichtung, die Thabo so nicht für möglich gehalten hätte, da er dachte, dass die Tiere hier längst erledigt wären: Roan Antilopen.
Es dauerte eine Weile, bis wir uns ihnen soweit nähern konnten, dass man mehr als nur Umrisse sah. Die Tierchen nahmen nämlich immer Reißaus. Sie hatten Kälbchen dabei, deshalb waren sie etwas scheu. Zudem versuchte der Leitbock, seine Herde zusammen zu halten, was ihm nicht leichtfiel. So musste er schließlich einen Teil in unserer Nähe lassen, um den anderen hinterherzujagen. Kein Wunder, dass die Antilopen kaum noch auf der Konzession vorkommen. Wären wir ein Raubtier, hätten wir sie mühelos fangen und fressen können.
Auch die Tsessebe gaben noch einmal alles und posierten anständig.
Irgendwann nach etwa zweieinhalb Stunden wurden dann die Britinnen eingesammelt, um nach Hause zu fliegen. Ihre Pferde wurden von den Grooms zum Camp geritten. Wir ritten noch ein Stück weiter zur Pause und ja, ich bin zu früh abgestiegen und musste noch mal rauf. San war mittlerweile sicher, dass ich nen Haschmich hab. So oft hüpften seine Reiter normalerweise nicht hoch und runter – zumindest nicht, wenn sie nicht unfreiwillig den Sattel räumten.
In der Pause diskutierten wir mal wieder über die Pferde (zumindest nachdem ich mir den nächsten Termitenhügel von allen Seiten angeschaut hatte *hust* Pee-Stop *hust*). Thabo erwähnte, dass San und Savanna zu den Hottis gehörten, die nicht so oft bewegt wurden, da sie stärkere Reiter brauchten. Na super und meine Bremse war kaputt. Ich glaube, ohne die Geschichte mit dem Martingal hätte ich den Ritt deutlich mehr genießen können, aber so hatte ich immer eine unruhige Stimme im Hinterkopf, die sich etwas Sorgen bezüglich meiner Anhaltmöglichkeiten machte. Wenig hilfreich, möchte ich mal sagen.
Diese Gedanken wurden allerdings verdrängt, als wir auf zwei jugendliche Warzenschweine trafen. Diese ließen uns ebenfalls sehr nah kommen – und als ich dann noch fragte, wann sie denn jetzt Hakuna Matata singen würden, gab Thabo ein paar Takte zum Besten (hab ich erwähnt, dass hier alle singen können?).
Wie schon bei Mandys Abreise war auch jetzt der Schongang vorbei. Greeny und ich hatten irgendwie signalisiert, dass wir reiten konnten. Bei Greeny kann ich das ja noch nachvollziehen, aber bei mir war es doch eher „Kartoffelsack im Urlaub“. Andererseits war das hier ja kein Dressurturnier, sondern es ging darum, im Sattel zu bleiben und mitzuhalten. Und das hatte ich zumindest vor.
Bald schon sahen wir eine Herde Zebras davonlaufen. Einem einzelnen Tier, das der Gruppe mit Verspätung folgte, rief ich fröhlich „You are so dead“ hinterher. Ich hätte wissen sollen, dass sich die Streiflinge rächen würden.
Es war nämlich Zeit für einen weiteren Galopp. Nach den ganzen langen und schnellen Sprints, die wir hinter uns hatten, war zu erahnen, wie das werden würde. Aber zunächst war es noch recht handzahm. Bis … nun ja … bis einige Tiere der aufgescheuchten Zebraherde an uns vorbeigaloppierten. Ich erschrak, denn ich wusste, wie gerne Pferde mit pferdähnlichen Tieren durchgingen. Ist quasi ganz normales Verhalten und ich hatte echt nicht so viel Lust, meine Bremsfähigkeit auszuprobieren.
Ich hätte mir aber keine Sorgen machen brauchen. Die Hottis gingen nicht mit uns durch … Thabo allerdings schon. Er sah die Zebras, grinste … und los ging’s. Tiefflug hinter der Herde her. Oder in seinem Fall mehr oder weniger mitten durch. Einmal hätte er sich nur nach rechts fallen lassen müssen, dann hätte er das Reittier gewechselt. Und ich konnte mir nicht mal die Finger in die Ohren stopfen, denn ich musste ja selbst mein Hotti lenken. Schließlich wollte ich nicht in einem der vorbeifliegenden Büsche landen.
Thabo hätte beinahe seinen Sonnenschutz verloren, aber wer braucht schon zwei Hände, um ein Pferd in vollem Galopp festzuhalten? Ich war mir sicher, die „60 km/h“, die er auf der Satteltasche stehen hatte, waren kein Tempolimit, das war Minimalgeschwindigkeit (zugegeben, es gibt Pferde, die bis 85 km/h schnell werden können, aber ich hab hier doch etwas übertrieben – hoffe ich).
Nach dieser Episode – die mal wieder mit einer haarscharfen Kurve um einen Strauch endete – gingen wir es allerdings ruhiger an. Schön im Schritt zurück zum Camp. Hatten wir und die Pferde uns verdient.
Ach ja, für die, die es interessiert, gibt es hier noch das Ergebnis des Feldtests: Pferde sind selbst mit Reiter schneller als eine Herde Zebras. Und zu unserer Verteidigung: Nicht wir haben die Tiere gejagt, sondern die Streiflinge haben angefangen!
Beim Mittagessen kam dann Madame Bushbuck wieder vorbei. Auch dieses Mal hatte sie ihr Baby mit – und ich meine Kamera (was beim ersten Mal, als sie ihr Kleines zeigte, leider anders war – was hab ich mich geärgert)
Beinahe wie Bambie!
Gerade mal eine Woche alt und alle wollten ihm ans Leder - erst nach einem Monat waren die Tiere aus dem Gröbsten raus!
Leider würde das Kleine wohl nicht alt werden, da es ziemlich dämlich war. Es blieb desorientiert mitten auf der freien Fläche stehen und wartete, bis seine Mama es rief. Eine leichte Beute für Raubtiere und die örtlichen Paviane. Zum Glück (für die Mama, nicht für uns) waren die Wild Dogs derzeit selbst in Nestbauphase und daher nicht zu sehen. Wobei ich gestehe, dass ich ausnahmsweise darauf hoffte, dass die Hunde nicht auftauchten.
Bald war es Zeit für Siesta. Am Zelt hatten wir dann auch wieder Besuch.
Dann passierte eine Weile nichts. Auf einmal zeigte Greeny auf die Flood Plains und rief: „Schnell, mach mal ein Foto.“
Ich tat, wie mir geheißen und fragte sie dann, warum sie kein Foto machen würde, sie hätte ihre Kamera ja auch dabei. Wir schauten uns beide kurz verwirrt an und grinsten. In dem Moment hatten wir beide nicht dran gedacht.
Ein Saddle-billed Stork - bei der Übersetzung ins Deutsche scheiterte ich kläglich. Wo ist Tante Wiki, wenn man sie mal braucht?
Anschließend ging es – mal wieder – reiten. Wir hatten uns überlegt, am nächsten Tag mal eine Pause einzulegen, schweren Herzens. Nicht, dass man hier nicht Jeep, laufen und Boot fahren konnte, aber im Prinzip hieß jede andere Aktivität, aufs Reiten zu verzichten. Und gerade die Abendritte fand ich super.
Beim Kuchen futtern trafen wir Katie, die Camp-Managerin. Sie war selbst einmal Gast in Macatoo gewesen und kam dann gelegentlich wieder. Bongwe hatte am Vortag schon gespottet, dass sie sie behalten hätten, nachdem ihnen klar war, dass sie sie nicht loswerden würden.
Heute würde es mit Casa rausgehen. Endlich mal ein anständig großes Pferd mit 1,70m (ich weiß, meine Kleine ist auch nur 1,62m, aber deshalb heißt sie ja auch Mausi). Der stand in der Kategorie „Very experienced rider“, da er sich gerne mal mit Reiter ins Wasser legte, auch unangekündigt. Nicht, dass mir der Vorgang an sich Sorgen machte, aber ich hatte meine Reiterehre zu verteidigen. Schließlich war ich bisher nicht unfreiwillig abgestiegen und hatte auch nicht vor, das zu tun. Wobei der Abendritt eigentlich nicht durchs Wasser ging, also wäre ich heute sicher.
Es gab auch „mal wieder das Übliche“, sprich Marabus, Impala … und lustige Papageien (Meyer’s Parrot).
Danach fanden wir noch etwas Kleines. Mehr oder weniger. Einen jungen Elefantenbullen, relativ frisch aus der Herde ausgestoßen.
Er war auch nicht ganz sicher, was er mit uns anstellen sollte und beschränkte sich aufs Drohen und gelegentlich leichtes Angreifen – allerdings immer sicher hinter einem querliegenden Baumstamm versteckt, damit er es ja nicht durchziehen musste.
Entspannt war hier nur Thabo. Okay, Casa und Charlie machen auch nen netten Eindruck.
Er war auch wirklich glücklich, als wir uns wieder vom Acker machten – was ihn nicht abhielt, uns halblaut hinterher zu trompeten.
„Ja, haut bloß ab. Sonst geb ich euch einen auf die Mütze … Oh, dreht euch bloß nicht um … aber ich bin stärker als ihr, rennt um euer Leben … guckt euch nicht um, ich bin gar nicht da …“
So ein kleiner Angeber.
Ansonsten beschränkten sich die Sichtungen eher auf die Landschaft der Flood Plains. Konnte aber auch ganz schick sein.
Nach dem Reiten saßen wir am Lagerfeuer und genossen den Sonnenuntergang (und den „Nach-Reiten-Snack“).
Währenddessen kam ein weiterer Elefant ganz dicht an der Bootbrücke vorbei.
„Nicht, dass der auch noch den Steg zerbricht“, murmelte ich und zückte den Fotoapparat.
Bongwe grinste: „Warte ruhig, der kommt hier vorne rum. Die gehen nicht über den Steg.“
KRACKS. Gehen sie doch. Und zwar mit zwei Füßen, damit das Ding auch richtig kaputt geht. Nachdem der Nilpferdbulle sich schon am Steg zu schaffen gemacht hatte, jetzt also ein Elefant. Es sah nicht gut aus für das Holz.
Wir sind dann auf das Schwimmbaddeck gesprintet, um bessere Bilder machen zu können. Mit zwei kurzen Zwischenstopps. Einen, weil ich in meiner Eile den Stuhl beinahe umgefegt hätte – langsam schien meine Ungeschicklichkeit auch in Afrika angekommen zu sein, dabei war das doch bisher ganz okay – und einen Check-up, ob der Elefant nicht vor dem Deck abgebogen wäre und jetzt die Treppe blockierte. Sicher war sicher.
Ich würd auch laufen, wenn ich den Bootssteg zerbrochen hätte. Was bei dem guten Futter hier durchaus im Bereich des Möglichen lag.
Als ich dann einmal den Standort wechselte, provozierte ich unser Beobachtungsobjekt allerdings zu einer Mock-Charge (mit laut schlappenden Ohren).
Und schon hatte der Eli vergessen, wo er eigentlich hin wollte und stand andersrum.
So sah das Ganze übrigens aus Greenys Perspektive aus.
Ein dicker Hintern … und ein Elefant.
Wenn der gewüsst hätte, wie sehr er uns damit Respekt einflößt, hätte er wohl nicht versucht, sich im nächsten Gebüsch zu verstecken, um uns loszuwerden.
Dabei wollte ich doch ein ganz spezielles Foto machen. Dafür musste der junge Herr aber aus dem Gesträuch raus. Immer diese unwilligen Tiere, die nicht tun wollen, wofür wir dusseligen Touris bezahlen, oder so … Amateuermodels halt!
Doch dann bewegte sich der Elefant aus dem Busch heraus. Langsam und vorsichtig. Ob es noch was würde?
Jetzt musste er aber noch den Kopf drehen, so würde das nichts. So fies, dass man die Tiere nicht ansprechen soll – wobei das immer noch ein ziemlich schwerer Eli war und ich mich ja nicht mal bis zum Rand der Plattform traute.
Endlich drehte er sich um und linste in unsere Richtung. Ging doch!
Schließlich ließen wir ihn in Ruhe, der wollte auch nur Essen – ein Gedanke, den wir teilten. Also zum Zelt, fertig machen und anschließend drei Gänge verdrücken. Gut, dass wir so viel im Sattel saßen.
Mit Katie verstanden wir uns übrigens auf Anhieb großartig. Sie musste so über Bongwes Beschreibung lachen. Sie wäre wohl in 2,5 Jahren sechs Mal im Camp gewesen.
„Sie versucht noch immer, ihr Geld zurückzubekommen“, kommentierte Sekongo, einer der Head Guides, der heute ebenfalls aus dem Urlaub zurückgekommen war.
Es stand nämlich das große „Staff tauschen“ an. Diejenigen, die ihre drei Monate voll hatten, verschwanden am nächsten Tag für einen ganzen Monat nach Hause in den wohlverdienten Urlaub. Gut für sie!
Als wir im Zelt waren, konnten wir die Ladies übrigens in der Ferne singen hören. Total cool, die Geräusche des Busches, der leise Gesang … Konnte man da etwas anderes tun als zu lauschen, zu lächeln und zu genießen?
Während wir zum Frühstück gingen, trafen wir auf Madame Bushbuck. Da sie im Schatten neben unserem Zelt stand, vielleicht zwei Armlängen von uns entfernt, sahen meine Bilder von ihr eher aus wie „das Ding aus der Hölle“. Schöne, grüne, reflektierende Augen aus der Dunkelheit. Schick!
In der Nacht war eine „Breeding Herd of Elephant“ durchs Camp gezogen, so dass der Boden voller kleiner und großer Fußstapfen war (Baby-Elefanten-Fußstapfen sind so niedlich klein!). Für die Guides bedeutete das, dass die Trockenphase vorbei war. Zuerst kamen die Elefantenherden, die das dicke Gebüsch aufbrachen (bzw. auffraßen, um genau zu sein). Dann würden die anderen Tiere folgen, um das Grasland zu vernichten. Happy thought indeed.
Für uns waren natürlich die Elis sehr spannend. Also zogen wir aus, um die Tiere zu suchen. Und wie das so war, kaum hatte man aufgehört, nach ihnen zu gucken, standen die Giraffen direkt vor dem Camp.
Thabo erklärte, dass sich die Bäume mit Bitterstoffen gegen die Langhälse wehrten und deshalb könnten die Tiere immer nur einige Blätter nehmen, bevor sie den Futterstandort wechseln mussten.
Es war nicht schwer, den Elefanten zu folgen, zumindest schien das bei Thabo so. Schwerer war, die im dicken Buschland zu beobachten, während wir uns nährten – sehr respektvoll, denn niemand wollte von einer kompletten Herde angegriffen werden. Bald schon hörten wir das tiefe Grummeln der Leitkuh und die Tiere marschierten davon. Wahnsinnig toll zu beobachten aber durch die dichten Büsche machte ich keine Fotos. Mehr als Rücken und Ohren hätte man eh nicht gesehen. Von der Tatsache ab, dass ich doch lieber darauf achtete, mich nicht in eine sturzgefährdete Situation zu bringen.
Unser Back-up-Guide musste währenddessen ein wachsames Auge auf die nicht-bewegten Bäume und Büsche haben, damit wir uns nicht plötzlich mitten in der Herde wiederfanden. Etwas, das auf Fluchttieren wie Pferden durchaus gefährlich werden könnte. Zugegeben, auch ein Auto schützte einen nicht, aber wir waren noch verletzlicher.
Als wir sicher waren, dass die Herde vorbeigezogen war, ritten wir weiter, nur um einen Nachzügler zu treffen. Eine Sekunde lang starrten wir uns an, wissend, dass die anderen Elefanten kommen würden, wenn das Tier riefe. Glücklicherweise entschloss es sich, abzudampfen. Puh!
Insgesamt konnte man feststellen, dass ich nicht sonderlich nett zu Casa war. Zumindest im Vergleich zu den Pferden, die ich davor geritten hatte. Mit der Warnung im Ohr, dass er sich gerne mal im Wasser hinlegte, blieb mir auch nichts anderes übrig, als direkt einige Grundregeln einzuziehen. Kein Fressen unter einem gewissen Bereich, kein Stehenbleiben … Wie gesagt: Ich hatte keine Lust, dass er sich ins Wasser werfen würde. Deshalb versuchte ich auch, ihm bei jedem Wasserdurchritt bösartige Gedanken zukommen zu lassen, was ich mit ihm anstellen würde, wenn er doch versuchen würde, sich zu wälzen. Ich hatte zwar nicht das Gefühl, dass ihn das wirklich beeindruckte, aber einen Versuch war es wert.
Tierisch gab es das Übliche. Warzenschweine, Red Lechwe, zum Teil auch Reedbuck … die Viecher waren hier für die meisten Unfälle verantwortlich, da sie sich so lange im Gebüsch versteckten, bis die Reiter dran vorbeikamen, und erst dann abhauten. Damit erschreckten sie allerdings jedes Mal die Pferde, die sofort Fersengeld gaben. Gerade wenn man im vollen Galopp unterwegs war, konnten die Tierchen etwas hinderlich sein. Bisher hatten wir Glück gehabt, dass wir keinem dieser „Angriffe“ zum Opfer gefallen waren.
Keine Antilope, sondern ein Vogel, der einfach viel zu schwer ist, um elegant fliegen zu können. Weshalb er auch gerne in der Startphase von Raubtieren gefressen wird.
Während wir durchs Wasser ritten, hielt Thabo an, um uns einen Adler zu zeigen. Ich wusste, dass es gefährlich war, aber ich beschloss trotzdem, Fotos zu machen. Während ich noch vor mich hin arbeitete, begann Casa mit dem Huf aufs Wasser zu schlagen. Ein relativ eindeutiges Zeichen für seine bösen Absichten, was ich mit einem sanften Tritt in seine Seiten beantwortete. Danach war das Thema geklärt und das Foto war auch noch hübsch geworden.
Thabo beschloss, uns wieder einmal zu tränken (wäre ja sonst kein Morgenritt). Danach sollte die Gefahr des im Wasser Wälzens gebannt sein und ich konnte mich auf die Giraffen konzentrieren, die heute in größeren Gruppen unterwegs waren.
Falls sich die schick posierende Giraffe fragt, warum sie es nicht ins Album geschafft haben, soll sie ihren Kumpel fragen, der gerade einen Haufen macht.
Neben einer weiteren Breeding Herd fanden wir auch noch einen einzelnen Elefanten auf dem Weg zum Schlammbad. Leider war er doch etwas zu schüchtern, um das vor uns Damen zu nehmen. Schade irgendwie.
Casa war insgesamt eigentlich total nett. Sehr angenehm zu reiten, sehr friedlich … schade, dass er sich – gerne auch unangekündigt – ins Wasser legt, deshalb kann er nicht so oft raus. Zudem machte er das Springen echt gut. Als ehemaliges Springpferd auch kein Wunder. Zumindest konnte ich so ein bisserl meine Ehre retten, beim ersten Versuch war – ich glaub Seretse – nämlich statt über den Zweig zu springen mitten reingetreten und hätte sich fast auf die Nase gelegt. War so klar. Deshalb kreuzte ich normalerweise auch nicht „Springreiter“ an, weil dann immer genau so was passiert.
Charlie machte das auch alles brav mit, verärgerte Greeny aber, weil er sich ständig zurückfallen ließ, um mit dem Pferd des Back-up-Guides zu zanken, das er offenbar nicht leiden mochte. So hatten wir heute beide etwas „Spaß“ mit den kleinen Eigenheiten unserer Reittiere. Pferde sind halt auch nur Menschen, man merkt es immer wieder.
Lustig war, dass Casa in Afrika mit seinen 1,70m als großes Pferd durchgeht. Bei uns ist das die normale Größe. Die Guides waren sehr begeistert, dass ich ohne Probleme auf ihn aufsteigen konnte. Das letzte Mal, dass ich so viel Zuspruch vor dem Aufsteigen bekommen hab, war ich zwölf Jahre alt oder so … Ich glaub, wenn die Herren jemals an einem deutschen Reitstall aufschlagen, werden sie sich im Land der Riesen wähnen.
Der Größenunterschied zwischen den Reittieren liegt vor allem daran, dass die afrikanischen Pferde in ihrer Jugend nicht gefüttert werden. Also wachsen die natürlich nicht so viel wie unsere. Meine Stute hier zu Hause wäre mit 1,62m da ein relativ großes Pferd und bei uns – wie gesagt – gilt sie als klein.
Unser Back-up-Guide verabschiedete sich in die wohlverdienten Ferien. Die nächsten zwei Tage würden wir mit Pecks draußen sein. Immer wieder mal was Neues.
Nach dem Ritt lief das übliche Programm (ohne es herabwürdigen zu wollen, aber es ist nicht sonderlich erzählenswert). Snacks, Drinks, Lunch, Siesta. Madame Bushbuck kam noch mal vorbei – ohne Baby, was uns etwas Sorgen bereitete – und ließ sich nett ablichten.
Am Nachmittag fuhren wir ein bisserl Boot. Ich gestehe, ich war mal wieder super desorientiert. „Seht ihr den Elefanten da vorne?“ – Ich hasse das Spiel. Ich mein, da ist so viel Fläche und Elefanten sind … so klein und so schwer zu sehen! Es wäre nur schwerer, wenn sie mir die Brille wegnehmen würden. Nach einer Weile ging es allerdings. Deshalb sah ich zum Beispiel die Zebras.
Ein Zebra zum anderen: „Das ist das seltsamste Nilpferd, das ich je gesehen hab!“
Die Nilpferde taten, was sie immer taten: Wegtauchen. Biester! Man hätte so schöne Fotos machen können, aber sie wollten nicht.
Man durfte übrigens keine Angst vor Spinnen haben. Es waren so zwanzig oder mehr im Boot. Ich vermute, dass sie von den Halmen gestreift wurden und dann bei uns landeten. Andererseits war es ganz witzig zu sehen, wie sie auf den Bootsrand kletterten und vom Fahrtwind wieder heruntergeschleudert wurden, nur um einen erneuten Anlauf zu starten.
Immerhin hatte Thabo auch einige Schwierigkeiten mit dem Gras, das sich immer wieder im Motor verhakte. Ob Sekongo deshalb mit war? Ich vermute schon. Wir taten einfach mal so, als würden wir nicht bemerken, dass ein Fahrerwechsel stattfand. Höflich, wie wir sind.
Ehrenrettung betrieben die Herren dann beim Fliegenfischen. Bei meiner Sportunfallhistorie war ich doch eher zurückhaltend, wenn es darum ging, einen Haken durch die Gegend zu werfen. Es könnten Unschuldige verletzt werden. Oder ich … Mein erster Versuch war dann auch eigentlich ganz gut, beim nächsten drohte aber schon wieder Unfallgefahr … Also überließ ich das – großzügig wie ich bin – Thabo. Aber einrollen musste ich selbst. Eindeutig nicht mein Sport (aber was außer Reiten war das schon?). Auch wenn ich ne Menge Spaß hatte (nur über die falschen Dinge).
Wir fingen übrigens nur Salat – sprich Seerosen. Ich war auch sehr dankbar, dass wir keine Fische fingen (wir haben zwei gesehen, das musste reichen). Ich bin da doch eher auf der Seite „Stadtkind“ und jetzt auch nicht so der Fisch-Esser.
Der Rückweg war dann ziemlich spektakulär, die Sonne ging nämlich gerade unter.
Sehr hübsch. Wenn man davon absah, dass man überall Grassplitter hängen hatte. Deshalb wurde uns ja auch vorher geraten, mindestens Sonnenbrillen mitzunehmen. Eine der Britinnen hatte einige Tage zuvor beim Reiten von dem Gras schon ein blaues Auge bekommen (wir rieten ihr, allen zu erzählen, dass sie mit einem großen Löwen gekämpft hätte), von daher nahmen wir die Warnung sehr ernst. Außerdem wäre ich ohne Brille ohnehin noch blinder als eh schon.
Immerhin konnte man in Ruhe alles anwenden, was man zu Hause über Fotografie gelesen hatte. Linien nutzen zum Beispiel …
Oder auf die Reflektion warten – was bei fahrenden Booten nicht ganz so einfach ist.
Allerdings war es schon etwas schade, dass die einzigen Tiere, die wir auf dem Rückweg sahen, die Paviane waren, die auf der Brücke saßen. Das Licht war leider zu schlecht, um sie zu fotografieren. Davon ab, dass sie auch nicht sonderlich gut posierten. Schade, ich hätte gerne ein Tier vor dem Sonnenuntergang gehabt, um eins dieser superkitschigen Bilder zu machen.
„Come on, Mama needs some elephant … or some giraffe … or something.“ Nach fast zwei Wochen auf Englisch wurden Gebete/Wünsche auch nur noch in dieser Sprache geäußert. Auch die innerlichen.
Und wie das manchmal so ist. Kurz vor dem Camp kam dann tatsächlich ein niedlicher kleiner Elefant vorbei, der dann auch noch professionell modelte.
Auch zwei kleine Videos waren mit ihm möglich. Das erste zeigte ihn, wie er in den Floodplains stand und trank.
Und beim zweiten rannte er eilig weg. Kein Wunder, wenn Thabo auch so gemeine Sachen sagte wie „That’s a big bull. You can smell him.“ (Nach zwei Wochen Mückenspray kam auch das eher kurz … wobei es schon ein wenig nach Zirkus roch – Stadtkind, ich sag es ja!).
Fazit: Die Bötchentour war echt nett für Fotos und so. Aber nichts, was ich unbedingt noch mal wiederholen müsste.
Während wir am Lagerfeuer saßen, rissen die Guides die üblichen Witze, dass das Feuer das Bush-TV wäre – mit nur einem Sender. Als ich – in einem Anfall von Wahnsinn – ihnen erzählte, dass es bei uns Leute gibt, die sich Kaminfeuer-DVDs kauften, erntete ich sehr … nennen wir es faszinierte … Blicke. Die Tatsache, dass nicht jeder bei uns offenes Feuer im Haus hat, schien schon seltsam, aber sich dann das Ganze im Fernsehen anzuschauen … Wir Europäer waren schon ein lustiges Völkchen (auch wenn sie das nicht so offen aussprachen – Höflichkeit und so).
So schön der Abend war, so war er doch der Vorletzte seiner Art. Bald schon würde es nach Hause gehen. Seltsame Vorstellung. Wie schnell 2,5 Wochen doch um waren …
Der letzte ganze Tag. Hui. So richtig wollte ich noch nicht nach Hause. Aber einen Vorteil hatte die Sache:
„Was werde ich mich freuen, wenn ich nicht mehr nach gefährlichen Tieren Ausschau halten muss“, bemerkte ich auf dem Weg zum Frühstück.
Greenys Antwort war ein wenig … kryptisch: „Elefant.“
Ich drehte mich um und da standen wir. Angewurzelt. Und vielleicht zwanzig, dreißig Meter von uns entfernt ein einzelner Elefantenbulle. Was tun, sprach Zeus?
Am Vorabend hatte ich noch aufgezählt, was man bei Tierbegegnungen tun sollte. Die Antwort lautete immer „Zurückziehen“, falls nicht möglich:
- Büffel: Flach auf den Boden legen und hoffen, dass er nicht auf einen drauf tritt (und vor allem nicht mit Ästen nach ihnen werfen, das hat bei Katie nur einmal geholfen, danach wurde sie von den Viechern gnadenlos gejagt)
- Löwe/Leopard: Groß machen und ggf. mit etwas schlagen
- Nashorn: Warten bis Augen zu, dann weglaufen.
- Elefant: Im Gebüsch verstecken, weil die schlecht sehen. Ach ja: Funktioniert nur, wenn man das windabwärts macht.
Auch im Katalog stand: „Retreat to nearest compound.“ Guter Tipp. Allerdings war der nächste befestigte Ort das Zelt 4 und dafür hätten wir drei Schritte auf den Elefanten zugehen müsse, ansonsten bliebe noch der lange Weg zurück zu unserem Zelt. Was definitiv sicherer wäre, aber halt weit.
Während ich so sinnierte, beobachtete ich den Elefanten. Er zeigte keinerlei Anzeichen von Aggressivität, im Gegenteil, er marschierte sogar ein bisschen von uns weg - was nicht bedeutete, dass er nicht jederzeit umdrehen und auf dumme Ideen kommen konnte. Vorsichtig – oder unvorsichtig, das kann man jetzt interpretieren, wie man will – setzte ich meinen Weg fort, immer scharf das zarte Tierchen von sechs Tonnen im Auge behaltend. Und es war nicht so, dass ich nicht die Schlagzeilen vor mir sah: „Touristin von Elefant zertrampelt“. Unterüberschrift: Auf ihrem Grabstein wird stehen „Ich hatte doch Hunger“. Aber irgendetwas sagte mir, dass der mehr Angst vor uns hatte, als wir vor ihm – und wie gesagt, Zelt 4 wäre näher als unsers, also war es einen Versuch wert.
Die Tatsache, dass ich diese Zeilen schreibe, zeigt wohl sehr deutlich, dass der Eli und wir einen Weg gefunden haben, uns zu arrangieren. Er zog in die Büsche davon und wir gingen zum Frühstück. Allerdings war das definitiv das Ende der Überlegung, ob wir auf Walking Safari gehen wollten. Einmal am Tag hatte mir so eine Begegnung gereicht.
Nach derartig überstandenen Abenteuern (über die ein erfahrener Guide wahrscheinlich gelacht hätte) schmeckte das Frühstück besonders gut. Natürlich kamen wieder die Paviane vorbei, dieses Mal gesittet. Eins der Männchen hatte mich vor einigen Tagen schon verwirrt, als es ein Baby durch die Gegend trug. Heute beschloss es, gleich zwei durch die Gegend zu schleppen. Gender-Equality schien sich auch im Okavango durchzusetzen.
Ich war ja gespannt, welche Pferde uns erwarten würden, schließlich waren wir am Vorabend nicht geritten. Es waren Caesar und Apache. Während Greeny ihr Lieblingspferd zurückhatte, traf ich auf das Pferd, was ich am wenigsten gemocht hatte. Well, da musste ich wohl durch. Ich hatte schließlich eine Elefantenbegegnung hinter mir, da konnte das jetzt nicht so schlimm werden.
Tatsächlich verstanden Caesar und ich uns auf einmal hervorragend. Er ließ sich sogar dazu überreden, einen normalen Abstand zu Thabo einzuhalten. Also beim Galoppieren. Na, denn wollten wir mal hoffen, dass das auf dem Rückweg genauso bliebe.
Zunächst begannen wir – oder setzten wir – mit Elefanten fort. Hatten ja schon lange keinen gesehen. Allerdings muss ich fieser Weise sagen, dass das echt der hässlichste Eli war, den ich live oder auch auf Fotos gesehen hab. Einen muss es ja treffen.
Unsere Annäherung wurde von Caesars schlecht getimten Pee-Stop unterbunden. Aber nachdem der Herr sich erleichtert hatte, ging es vorsichtig in Richtung der Tierchen.
Sie kamen gerade aus den Floodplains und hatten wohl den Elefantenschädel besucht, der etwas weiter weg im Gras lag (allerdings sehr zugewuchert war). Anhand dieses Köpfchens konnte man sehr gut den Aufbau der Knochen sehen (klar, war ja nicht mehr viel Haut dran). Darin waren eine Menge Hohlräume, damit der Elefant (insbesondere die männlichen) nicht zu viel Gewicht mit sich herumschleppen musste. Die Natur war schon clever!
Weiter ging es an der Hyänenhöhle vorbei (auch dieses Mal waren keine Tierchen drin). Allerdings sahen wir irgendwann tatsächlich eine Tüpfelhyäne – die sich dann doch eher als Weghüpfelhyäne entpuppte. Schade.
Wir fanden natürlich auch wieder Impala (zum Teil im vollen Galopp hinter einer Kurve – ich fand es überraschend, dass die Pferde dabei nicht einmal stutzten, Giraffen (die nicht mit uns galoppieren wollten), Reedbuck, Elefanten, Vögel …
Das Highlight waren jedoch die Insel, die derzeit keine waren. Eine riesige, offene Fläche und hier waren Tiere, Tiere und noch mehr Tiere.
Okay, das sind noch nicht viele … hier sind noch ein paar.
Zebras, Tssesebe, Gnus, Red Lechwe …
Um keine zu sehen, hätte man schon die Augen schließen müssen. Thabo schüttelte mal wieder den Kopf: „You are so lucky.“
Normaler Weise wären zu dieser Jahreszeit wohl nur einige Tssesebe unterwegs. Nicht, dass die nicht auch da gewesen wären.
Umzingelt von Red Lechwe wäre trotzdem das, was eher hinkam.
Das haut das stärkste Gnu in den Sand.
Red Lechwe, soweit das Auge reicht. Hier eine Bachelor-Group, da eine Bachelor-Group, Weibchen dazwischen …
Als Ausgleich gab es dann noch eine kleine Breeding Herd of Elefant, die zum Glück sehr ruhig waren, so dass wir relativ nah dran kamen.
Das einzig erschreckende war, wie allein man hier war. Weit und breit keine Menschen, die nächste Stadt (Maun) zehn Autostunden entfernt … Würgende Panik hätte sich breit machen können, wäre man nicht in der Gruppe unterwegs gewesen. Aber verloren gehen wollte ich hier nicht. Die einzige Chance, nach Hause zu kommen, wäre auf das Pferd zu vertrauen. Wobei ich bei Caesar da ja einen Kandidaten hatte, der heim finden würde.
Inzwischen hatte er mir verraten, dass wir heute eine Überraschung zu erwarten hatten. Er war deutlich langsamer als sonst, vor allem nach der Pause (so eine kleine Petze!). Außerdem hatte ich Pecks mit dem Funkgerät weggehen sehen. Das kommt davon, wenn man ständig nach Tieren guckt, man bekommt auch viel mehr mit.
In der Pause entdeckte ich auch, dass ich den Sattelgurt nicht angezogen hatte – Glück gehabt, dass ich nicht runtergefallen bin … Thabo meinte, das läge daran, dass ich ein guter Reiter wäre, worauf ich entgegnete, dass ein guter Reiter den Gurt gecheckt hätte.
Tatsächlich erwartete uns Katie zu einem Lunch an einer Hippo Lagune (in dem natürlich keine Hippos waren). Sie schaute uns nur prüfend an und grinste sich eins. Thabo hatte uns mal wieder ziemlich durch die Pfützen und Pools des Deltas geschleift und dementsprechend waren wir „leicht“ gesprenkelt. Ich glaub, der einzige Weg, noch sauiger zu werden, wäre direkt reinzufallen.
Sie warf Thabo einen schrägen Seitenblick zu und fragte dann: „Hat Thabo euch wieder eingesaut?“
„Nee, wenn Caesar mal ein bisschen Abstand halten würde …“ Der junge Herr stand neben mir, den Kopf voller Schlammspuren, die ich ihm gerade schnell runterwischen wollte, bevor die Grooms ihn mitnahmen, ging aber nicht so schnell.
„Beschuldige nicht das Pferd, beschuldige Thabo. Der ist sauber.“
„Es ist alles Thabos Schuld.“ Ich weiß ja, wie der Hase läuft.
Thabo beschrieb ihr beim Essen, wo wir überall gewesen waren. Sie meinte, also einmal um die „Concession“. Deshalb kam es wohl etwas schräg, als ich meinte, dass Thabo heute nett zu uns gewesen wäre und wir gar nicht so schnell geritten wären. Womöglich hätten wir uns mittlerweile auch an die Art zu reiten gewöhnt.
Am Ende des Lunches – wir hatten mal wieder viel zu lange gebraucht, fürchte ich – ging es dann mit dem Safarifahrzeug zurück. Tiere zeigten sich keine, allerdings würde Thabo diesen Abend viel „Spaß“ mit uns haben. Dank seiner Reithose schaffte er es nämlich nicht auf Anhieb, in das Fahrzeug zu klettern.
Der einzige, den wir noch so gepiesackt hatten, war Bongwe am Vorabend. Schließlich wurde der immer von Mücken aufgefressen. Als er sich also verabschiedete, meinte ich: „Geh nicht – wer soll dann die Moskitos von uns fernhalten?“
„Das kann ja dann jemand anders machen. Ist aber auch unfair. Ihr seid immer eingesprüht.“
„Irgendwer muss ja überleben, um die Geschichte unseres Helden an die Nachwelt weiterzugeben.“
Er lachte: „Ja, so bin ich.“
Worauf die anderen einfielen und ihn mit potentiellen Nachrufen überschütteten.
„Er zuckte nicht mal, während sie ihn auffraßen.“
„Und da war so viel Blut …“
Man kann ja sagen, was man will, aber die haben meinen Humor – oder tun zumindest so.
Siestazeit war wie immer super – auch wenn ich erschrocken feststellte, dass ich mittlerweile mein sechstes Buch in diesem Urlaub anfing. Schien also auch alles sehr entspannend zu sein neben den vielen Abenteuern.
An unserem letzten Tag durfte natürlich die Foto-Session mit den Mittagspausenbesuchern nicht fehlen – wobei ich die wild herumturnenden Buschhörnchen verschmähte und mich der Vogelwelt widmete.
Allerdings muss man dazu sagen, dass der sich auch lange genug den Schnabel gekratzt hat, bis ich auf ihn reagierte. Erst dann nahm er eine anständige Pose ein.
Auch die Glossy Starlings ließen sich mal so ablichten, dass man sah, wie schön sie glänzten.
Auch die Libellen kamen nicht zu kurz.
Man musste sich ja unterhalten.
Unterhalten hab ich übrigens auch die anderen Anwesenden. Zum Beispiel mit meinem steigenden Energielevel (und ich versuchte schon, die Rumhüpferei zu unterlassen) oder der Aussage, dass ich vorhätte, zu Hause direkt aufs Pferd zu hüpfen, wenn ich den Flug gut überstehen würde. Thabo war eher auf dem Level „Mindestens zwei Tage nicht aufs Pferd“. Gut, das Alternativprogramm wäre „Wege freischneiden“ und ähnliches … Ich hätte die Reiterei genommen, aber da jetzt eine Woche keine Gäste im Camp sein würden …
Für die letzten Ritte gab es die Lieblingspferde, was in meinem Fall Seretse war. Greeny hatte sich für Foster entschieden, da sie ihr Lieblingspferd Apache an dem Tag schon geritten hatte. Aber ein ruhigeres Reittier war vielleicht nicht schlecht, schließlich wollten wir unfallfrei nach Hause kommen. Und entgegen unserer bisherigen Beobachtungen konnte Foster wohl „crazy fast“ werden.
Beim Abendritt dann gab es erstmal ein großes Gefummel mit den Steigbügeln. Irgendwie wollten die bei mir nicht so recht passen. War eigentlich ganz witzig, ich bat um einen kurzen Moment, damit ich die verstellen könnte, Thabo fragte, ob ich Hilfe bräuchte und ich antwortete, dass ich schon fertig wäre. Leichte Verwirrung bei unserem Guide, aber „zu Hause“ mach ich so was auch selbst, ich kann das also selbst und auch in angemessenem Tempo. So schnell kommt normalerweise keiner vom Pferd, wie ich damit fertig bin. Selbst ist die Frau …
Nun hatte ich also eine lange Länge, die mir passte. Nur um festzustellen, dass wir heute ein paar Mal springen würden und daher kürzere Steigbügel besser gewesen wären. Trööööt. Die Springerei klappte trotzdem ganz gut.
Apropos „Tröööt“: Natürlich begegneten wir wieder einem Elefantenbullen. Der „junge Herr“ war nicht nur beeindruckend groß, sondern auch in Musth. Schien derzeit Trend zu sein. Passte aber auch, denn die Damen trafen derzeit scharenweise an – wenn nicht jetzt, wann dann?
In jedem Fall suchte er nach einem Gegner, an dem er sein Mütchen kühlen konnte. Und da stolperten so dämliche Reiter in seinen Weg … Ohren ganz weit nach außen, möglichst groß machen und langsam auf sie zu gehen, stand bei ihm sofort auf dem Programm. Wir drehten natürlich um und sahen zu, dass wir ihn nicht zu einem ernst gemeinten Angriff provozierten. Thabo wirkte durchaus etwas beunruhigt, mochte aber daran liegen, dass unser Back-up-Guide eins der neuen Pferde mithatte. Und dieses hatte noch nie im Leben einen Elefanten gesehen. Gute Voraussetzungen, wenn einen ein Eli angreift … Mock-Charge hin oder her. Das Pferdchen benahm sich allerdings mehr als vorbildlich und der Bulle hatte bald genug von der Verfolgung. Hoheitsvoll schritt er vondannen und beachtete uns nicht weiter - sein Glück, hätte er doch fast meine Begeisterung für seine Spezies abgekühlt.
Im Nachhinein stellte sich mir die Frage, wie uns ein Back-up-Guide im Zweifel zurück bringen sollte, wenn sein Pferd mit Elefanten Probleme gehabt hätte? Zum Glück passierte ja nichts, aber in dem System war definitiv ein Fehler.
Zu sehen gab „das Übliche“ zum Abschluss. Einzig fotografierenswert war dabei eine Kudufamilie.
Oh und die Schakale wollte ich auch ablichten, aber die Fieslinge hampelten immer rum. Und wenn sie sich mal nicht unterm Busch versteckten oder bewegten, trappelte Seretse los. Schließlich waren wir kurz vorm Stall und die Sonne ging unter. Weiter Zoom, schlechtes Licht und viel Bewegung war dann zu viel für meine Kamera und so wurde es nichts mit dem Schakalbild. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich behauptet, dass ich gesoffen hätte vor dem Bilder machen.
Na ja, frau konnte nicht alles haben. Immerhin saß noch einmal ein Pavian an der Pferdefutterbox und mampfte vor sich hin – aber Thabo vertrieb ihn, bevor ich ein gutes Foto bekam.
Trotz der baldigen Heimkehr verlief der letzte Abend sehr witzig. Thabo bekam natürlich seine Frotzeleien ab, weil er es nicht in den Safariwagen geschafft hatte … und selbst ich bekam mein Fett weg.
Unvorsichtiger Weise erwähnte ich, dass ich die Geräuschkulisse vermissen würde. Katie schlug scherzhaft vor, dass ich mir doch ein paar Videos aufnehmen sollte, um das zu Hause in Dauerschleife abspielen zu können. Ich grinste nur: „Längst erledigt.“
Ich bin und bleibe halt ein dusseliger Touri – und ja, als die Elefanten nachts trompeteten, nahm ich auch das auf. Wer wusste schon, ob ich noch mal die Chance bekommen würde.
Und dann war er da. Der letzte Morgen. Nie wieder von Pavianen beim Mittagsschlaf beobachtet werden (mit dem dicken Hinweis, dass er sich ja ver… nun ja …krümeln sollte). Nie mehr von Vervets erschreckt werden, die aus dem Gebüsch sprangen. Keine seltsamen Begegnungen mit Elefanten – zumindest ab 11:30 Uhr, denn da sollten wir abfliegen (Rückreise bis zum nächsten Tag um 11:00 Uhr).
Erstmal ging es noch zum Frühstück. Wieder einmal stritt sich das örtliche Viehzeug um unsere Muffins. Dann zum Stall. Seretse wartete.
Er war übrigens der Meinung, dass wir ja gestern nicht um die liegenden Baumstämme drumrum geritten wären, dann müssten wir das heute auch nicht tun. Allez hopp – oder so. Wofür hatte der Reiter eigentlich Zügel am Pferd? Wohl nicht zum Lenken.
Relativ schnell erwischte ich endlich einen Lilac Breasted Roller – allerdings nur einen jugendlichen. Der hatte wohl das Memo nicht gelesen, dass man nicht auf meinen Fotos zu erscheinen hatte.
Im Anschluss trafen wir noch auf eine Gruppe Giraffen. Bei einer der älteren sagte Thabo, dass sie langsam alt würde. Umso erstaunter waren wir, als gerade diese ihr Baby holen ging. Also so über Sichtkontakt oder so … die latschte durch ein Wäldchen und das Baby kam von irgendwo aus der Ferne angerannt.
So niedlich – und erst zwei oder drei Monate alt.
Ab da ging es im Eiltempo weiter – Thabo hatte schließlich nur noch 2,5h, um uns Nilpferde zu zeigen und die Biester waren ziemlich weit weg (das passiert, wenn man am Vorabend über Tiere schimpft, die sich noch nicht gezeigt hatten …). Es hieß also galoppieren, galoppieren, galoppieren. Und ich dachte, die Sachen würden dieses Mal trocken bleiben … von wegen.
Zumal wir auch ins Wasser mussten, um die netten Tierchen zu sehen. Und zwar ziemlich tief. Aber immerhin, es waren am Ende achtzehn Stück, die immer mal wieder auf- und abtauchten.
Allerdings kam dann ein recht großer Bulle den Kanal runter, deshalb verkrümelten wir uns lieber.
Seretse links und Foster rechts, einträchtig Gras fressend und badend, während ein Nilpferdbulle überlegte, dass er diese komischen Kanalpferde mal näher überprüfen wollte.
Danach ging es relativ zügig zurück – zum Ende sogar im gestreckten Galopp. Was uns beinahe aus dem Sattel gehauen hätte, da Thabo einen dicken, in den Weg ragenden Ast erst bemerkte, als das Ding direkt vor ihm war (und damit in Sekundenbruchteilen direkt vor uns). Mein Rettungsmanöver musste echt scheiße ausgesehen haben – und vor allem brachte es Seretse aus dem Gleichgewicht, der auf die andere Seite des Pfades wechselte und mich so durch ein Gebüsch schleppte. Aber besser auf Zweige als auf Äste zu treffen … Das eine macht nur ein bisserl Aua. Immerhin überstanden wir das alle unbeschadet und so endete unser letzter Galopp im Sattel und am Stall. So schnell war ein Urlaub also aus und vorbei.
Getränke, duschen, Sachen packen … und dann kamen die Ladies schon die Koffer abholen. Wir verabschiedeten uns von Katie (die im Gegensatz zu Bongwe nicht mitsang) und fuhren mit Thabo zum „Airstrip“.
Auf den Floodplains stand noch ein einsamer Elefant und winkte uns mit den Ohren zu (ja, genau DAS hat er gemacht), Giraffen standen herum – und ein erwachsener Lilac Breasted Roller sauste an uns vorbei, zu schnell, um ihn zu fotografieren, aber langsam genug, dass Greeny noch mal über mein Missgeschick lachen konnte.
Kein Roller, aber immerhin
Daraufhin versuchte Thabo, noch mal einen Roller zu finden, aber wie das so war … als Ausgleich durfte er seiner Guide-Tätigkeit erneut fröhnen, indem er Elefantendung von der Landebahn entfernte … Dieser Beruf hat echt seine Schattenseiten.
Das Flugzeug kam pünktlich und schon bald waren wir wieder über dem Delta.
Gut, dass es hier keine Elis gab. Oder so ähnlich.
Wie Thabo schon sagte, die „Breeding Herds“ zogen ins Delta und öffneten den Busch für die anderen Tiere, die bald folgen würden.
Schön, wenn man sehen konnte, wo man so seine Füße reingehalten hatte …
Natürlich mussten wir auch dieses Mal eine Zwischenlandung machen und andere Gäste einsammeln. Die beiden (ein italienisches (?) Paar) hatten sogar noch mehr Taschen als wir. Und sie weigerten sich, diese ins Gepäckfach schieben zu lassen. Schließlich waren da Straußeneier drin.
Kristian (unser Pilot) seufzte: „Okay, you can take that bag. But the others …“
„They contain ostrich eggs as well.“
Drei Taschen voller Straußeneier. DREI! Was zum Kuckuck?
„Look, I’m not trying to be difficult …” Jaja, dafür, dass er es nicht versucht, war er aber sehr erfolgreich.
Diskutier, laber, diskutier – und am Ende wurde die Freundin des Sprechers unter drei Taschen voller Straußeneier begraben ins Heck gezwängt. Der Flug war durch das schlecht gepackte Flugzeug natürlich etwas weniger angenehm. Es hüpfte ganz gut, oder auch: Kristian wurde zu Kristian Grey und quälte uns nach Kräften … Okay, er hatte wohl keine andere Wahl, ich mein, das Flugzeug war nun mal schlecht beladen. Ich konzentrierte mich besser auf die Fotos.
Immerhin etwas – und das Sacken und Hüpfen war gar nicht mehr so schlimm.
In Maun checkten wir dann um. Die Dame am Schalter fragte mich, ob ich wisse, was in meiner Tasche ist. Ich bejahte, obwohl der Satz „falls da kein Skorpion reingekrabbelt ist“ dringend raus wollte. Aber verarsche niemals einen Airline-Angestellten, die mögen das nicht und ich wollte ja nach Hause...
Natürlich mussten wir noch mal ein Einreise- und Aufenthaltsformular ausfüllen, weil … äh … weil … wir ausreisten. Bürokratie war also universell seltsam. Auch eine Erfahrung.
Unser Anschlussflug war natürlich verspätet, aber nicht so schlimm, dass es uns Probleme bereitet hätte. Ob wir jetzt in Maun oder in Jo-Burg rumsaßen … Eigentlich saß ich sogar lieber in Maun, da waren weniger Porter, weniger Dronenverkäufer, die ihre Produkte durch die Halle fliegen ließen etc.
Nur die Kondom-Werbung war etwas seltsam. „A condom is your passport to a HIV-free life“ etc. pp. Manche Realitäten waren halt nicht zu leugnen.
Eine Stunde verspätet ging es endlich (?) nach Jo-Burg, wo wir– natürlich – auch erstmal ein- und dann wieder ausreisen durften. Wie schön … Immerhin verkürzten sich so die drei Stunden Wartezeit auf eine halbe. Übrigens: Hier gab es massenhaft Straußeneier zu kaufen, warum man das Zeug dann im Delta erstehen musste…
Für diesen Flug wechselte ich auf die Schlappen. War definitiv eine gute Idee im Vergleich zum Hinflug in Wanderschuhen. Und auch dieser Übernachtflug war etwa 2,5h lang. Es reichte für Start, Abendessen und die erste halbe Stunde von „Dr. Strange“. Der Film ist übrigens seltsam, wenn man nur zwischendurch mal aufwacht und dann sieht, wie die Leute durch Feuerräder springen.
Um 1 Uhr wurde ich noch mal richtig wach und versuchte, „Lala-Land“ zu schauen. Ich schaffte es nicht mal durchs Intro. Gott sei Dank, dieser fürchterliche Mittelplatz, den ich hatte, ließ mir auch kaum Auswahl für andere Aktivitäten als schlafen (Greeny saß ca. 20 Reihen weiter vorne, aber was spielte das für eine Rolle?). Manchmal hat man halt Sitznachbarn des Grauens (die vorne legen sich zurück, die hinter einem treten einem ins Kreuz, die neben einem pennen einem fast auf der Schulter oder stechen einen mit den Ellenbogen in die Seite und haben sowieso die Beine so breit, dass man selbst zu einer Briefmarke mutieren muss …) Etwa 2 Stunden vor unserer Landung wurde dann das Licht angeschaltet. Man, war ich wach und das um 04:30 Uhr! Zeit, meine JETZT schlafenden Sitznachbarn zu quälen. Und sei es aus Rache …
Schnell mal in die Keramikabteilung (oder hier eher Metallwarenabteilung) – und bis ich ENDLICH durch die Schlange der wartenden Damen durch war, war die Stewardess mit dem Frühstück schon weg. Mist. Andererseits, so berühmt war das Zeug auch nicht. Aber ich bekam mein Essen eine halbe Stunde später nachgereicht, sehr netter Service von SAA an der Stelle.
Landen, durch diese gruseligen Biometrie-Gesichtsscanner hindurch einchecken (niemand will sich nach einer Nacht im Flieger in Großaufnahme sehen), Gepäck einsammeln (das tatsächlich da war, auch wenn ich kurz gezweifelt hatte), – und die viel gescholtene Deutsche Bahn brachte mich sogar pünktlich nach Hause. Allerdings war ich froh, die lange Umsteigzeit angegeben zu haben, als ich sah, wie meine Mitreisenden mit ihren Koffern auf den drei Steige entfernten Zug zurannten. Ich hingegen ging erstmal meine Mono-Braue entfernen und dem kölschen Dialekt lauschen, den ich definitiv nicht vermisst hatte. Home, sweet home.
Was blieb, nach so einer langen Reise? Die Erkenntnis, dass diese dämliche Safari-Mücke mich tatsächlich erwischt hatte. Ich würde sofort wieder fahren (zumal die dösigen Wildhunde tatsächlich 10 Tage nach unserer Rückkehr an unserem Zelt vorbeimarschierten – mit Junghunden!). Once in a lifetime? Ganz sicher nicht.
[Ende des Reiseberichts - Pünktlich 2 Monate nach Rückkehr]






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